Vilseck-Schlicht: Siedlungshäuser in Schlicht - Ein Segen für kinderreiche Familien

In den neuen Siedlungshäusern an der Vils war es im Winter 1940 zwar noch sehr kalt. Aber die Bewohner waren glücklich, eigene Dächer über den Köpfen zu haben

Das Thema „Wohnungsnot“ zieht sich in Deutschland schon seit Generationen durch alle Zeiten. Auch in den 1930er Jahren gab es Probleme mit bezahlbarem Wohnraum. Wer kein eigenes Dach über dem Kopf hatte, litt oft große Not.

In ärmlichen Verhältnissen und sehr eingeschränkt lebten Ende der 1930er Jahre auch die Eheleute Josef und Anna Buchen in Freihung. Darüber erzählt deren älteste Tochter, nämlich die heute 98-jährige Maja Wiesnet aus Schlicht.

Maja Wiesnet erinnert sich noch sehr gut an die alten Zeiten. Das liegt auch daran, dass sie sehr viele Dokumente, Zeitungsausschnitte und Fotos aufbewahrt hat

Sie wohnte mit ihren Eltern und ihren vier Geschwistern nach mehrmaligem Umzug im Heldmannhaus in Freihung. „Hier standen uns nur ein einziges Zimmer mit Küche und ein Schlafzimmer für alle sieben Personen zur Verfügung“, berichtet Maja.

„Das war auf Dauer kein Zustand. Und so suchte unser Vater, der im Büro des Arbeiterlagers Altneuhaus beschäftigt war, nach einer Lösung. Schließlich erfuhr er von den Siedlungshäusern, die die Wehrmacht in Schlicht für kinderreiche Familien errichtet hatte.“

An der Vils waren 1938 in drei Reihen hintereinander 20 kleine Häuser in einem einheitlichen Baustil entstanden. Von den 20 Häuschen war 1939 nur noch eines nicht verkauft, weil der Keller unter Wasser gestanden hatte. „Doch darin sah unser Vater kein Problem.

Er erwarb das Haus und legte eine Drainage durch die Wiese hinunter zur Vils. Und bald schon war der Keller trocken“, erinnert sich Maja noch heute. Leider kann sie nicht sagen, wie teuer das Haus war und wie es abbezahlt worden ist. Doch sie vermutet, dass dies in monatlichen Raten geschehen ist.

Die siebenköpfige Familie zog also 1939 von Freihung nach Schlicht und fühlte sich im eigenen Häuschen wie im Paradies. „Zunächst war nur das Erdgeschoss bewohnbar“, sagt Maja Wiesnet. „Doch bald baute unser Vater auch den Dachboden aus, und wir bekamen oben drei Schlafzimmer.

Unten im kleinen Wohnzimmer hatte auch noch Mutters Strickmaschine Platz, mit der sie sich für das Stricken von Jacken, Pullovern, Socken und Decken ein kleines Zubrot verdiente.“

1941 wurden die Siedlungshäuser verputzt.

Familie Buchen 1941 vor ihrem Siedlungshaus „An der Vils“. Zweite von links ist Maja Wiesnet, geb. Buchen

Zur Straße hin war man durch Hagebuttenzäune geschützt. Die Besitzer hatten sich inzwischen auch kleine Gärten angelegt, wo sie ihr eigenes Gemüse anbauen konnten. „Wir hatten auch Gänse und Hühner, und so ging es uns recht gut“, fügt Maja Wiesnet hinzu. „Auch waren Anfang der 1940er Jahre zwei Soldaten bei uns einquartiert, die rasch Familienanschluss fanden.“

Nun wohnt schon die dritte oder gar die vierte Generation in der Siedlung „An der Vils“

Viele Häuser wurden im Lauf der Zeit angebaut, aufgestockt oder gar durch einen Neubau ersetzt. Es sind dort nun wunderschöne Eigenheime entstanden. Von der damaligen Wohnungsnot ist hier zum Glück nichts mehr zu sehen und zu spüren.

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