Vilseck: Martin Mertz – geboren vor 600 Jahren - Hervorragender Artellerist und Büchsenmeister (Kanonenbauer)

Die Stadt Vilseck hat nach ihrem bedeutenden Sohn eine Straße benannt und dort ein sogenanntes Legendenschild angebracht. Auf diesem sind kurze Hintergrundinformationen festgehalten

Die Martin-Mertz-Straße in Vilseck verläuft parallel zur Schlichter Straße, hinter der einstigen Stadtapotheke.

Die Stadt Vilseck, die in ihrem Ursprung so weit zurückreicht, hat der Nachwelt bedeutende Bauwerke hinterlassen und sie als steinerne Zeugen einer längst vergangenen Zeit bewahrt. In Vilseck wuchsen aber auch immer wieder Männer heran, die über den Rahmen ihrer Heimatstadt, ja sogar über die Oberpfalz hinaus, bekannt wurden und deren Leben und Wirken einen Verlauf nahmen, dass man sie getrost „Bedeutende Vilsecker“ nennen darf.

Einer davon ist Martin Mertz, der vor genau 600 Jahren, also 1425, in Vilseck zur Welt kam. Sein Vater war hier Stadttürmer und Rechenmeister (Mathematiklehrer) und wurde 1438 als Stadttürmer nach Amberg berufen. Von Martin Mertz ist bekannt, dass er ein guter Lateiner war und hervorragende Kenntnisse in Mathematik besaß, wozu die damals schon bedeutende Vilsecker Lateinschule das ihre beigetragen haben mag.

In Amberg absolvierte der junge Martin eine Lehre als Glocken- und Geschützgießer. Er beschäftigte sich gerne mit dem praktischen Umgang von Feuerwaffen und trat um 1460 als Büchsen- und Geschützmeister in die Dienste von Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz.

Es ist überliefert, dass Martin Mertz im Alter von 35 Jahren mit seinem Kurfürsten, der auch zeitweise in Amberg residierte, gegen Kur-Mainz ins Feld zog, und dabei mit seiner Hauptbüchse treffsicher den Kirchturm von Kleinbockenheim/Pfalz zusammenschoss, was für damalige Verhältnisse eine unerhörte Leistung war.

Ab 1467 unterrichtete Mertz die Büchsenmeister des Bayernherzogs Albert III. in der Schießkunst. Er bildete in Amberg 40 Artelleristen aus und schulte die Büchsenschützen des Landshuter Herzogs Ludwig des Reichen.

Nach Kurfürst Friedrichs Tod im Jahr 1476 blieb Mertz in den Diensten des Nachfolgers Kurfürst Philipp. „Meister Martein, seiner gnaden püchsenmeister“ war eine Fachgröße ersten Ranges, der von seinen Landesherren in Heidelberg und Amberg hoch geschätzt war.

Die Chroniken berichten von unzähligen Feldzügen und Belagerungen, bei denen unter Mertz‘ Leitung befestigte Orte und Burgen sturmreif geschossen wurden. Dabei machten ihn seine selbstgebauten, gegossenen und durch neue Erfindungen verbesserten Hauptbüchsen (Kanonen) berühmt.

Er erfand die Lafette mit Protze und verbesserte Handfeuerwaffen durch Luntenschloss und Pulverpfannendeckel. Auch verfasste er aufwändig illustrierte Fachschriften, u.a. „Die Kunst, aus Büchsen zu schießen“.

Bekannt ist, dass Martin Mertz in Amberg zweimal verheiratet war und zwei Häuser in der Schiffgasse besaß. 1501 starb er kinderlos.

Sein schönes Grabdenkmal aus wertvollem Rotmarmor befindet sich an der Südseite der Amberger Martinskirche

Es zeigt Mertz mit Augenklappe, Rosenkranz und verzierter Kleidung auf einem Kanonenrohr stehend.
Die Stadt Amberg ehrte ihren großen Mitbürger durch Benennung einer Straße.

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