Vilseck: Nachtwächter Tschung führt durch die Stadt - Von Spionen und Stolpersteinen

Wer so eine Stadtführung noch nie mitgemacht hat, sollte sich den 30. Dezember 2014 schon heute in seinem Terminkalender vormerken! So lautete der einstimmige Tenor am Ende des äußerst informativen und humorvollen Rundgangs.

Josef Eierer, seines Zeichens Nachtwächter von Vilseck, zeigte 57 Interessierten die Sehenswürdigkeiten der Stadt, gewürzt mit Pointen und Geschichten, die nur er in seiner trockenen Art zu erzählen vermag.

Ausgangspunkt war das Wünnenberger Haus auf dem Marktplatz, wo man Historisches über König Ludwig I. und seine Mätresse Lola Montez erfuhr. Nach dem Neujahrsspruch unter dem Christbaum setzte sich der Zug zur „Alten Apotheke“ und zum Weihertor in Bewegung.

Von den Stolpersteinen für die einst in Vilseck lebenden Juden berichtete Eierer ebenso, wie von den Spionen an den Eingängen der Bürgerhäuser in der Herrengasse. Im Schlosshof wies der Nachtwächter unter anderem auch auf den Kumpes hin, in dem kleine Verbrecher ihre Straftaten absitzen mussten.

Dass der Nachtwächter im 17. Jahrhundert seine Notdurft per Potschamperl über den Burgturm entsorgte, trug zur weiteren Erheiterung der Teilnehmer bei. Gertraud Weiß erlaubte der Gruppe einen Einblick in ihr denkmalgeschütztes Tormeier-Haus.

Durch das Houdergassl ging es über die Breite Gasse zum sogenannten Schwarzen Tor, durch das die Pesttoten des 30-jährigen Krieges aus der Stadt gebracht worden waren. An der Stadtmauer im Träumergässchen wurden die Teilnehmer der Führung von der Gattin des Nachtwächters mit einem Schnäpschen erfreut.

Elisabeth Hammer, die Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, sprach von den Anfangszeiten der Stadtführungen und dankte Tschung für sein Engagement. „Vor 18 Jahren hatte ich den besten Einfall meines Lebens,“ sagte sie, „denn da habe ich Josef Eierer die Nachtwächterrolle übertragen.“

Am 31.12.1995 erschallte erstmals der Neujahrsspruch des Nachtwächters Tschung vom Vogelturm aus über den Marktplatz. Bürgermeister Hans-Martin Schertl sprach den restlos begeisterten Zuhörern aus der Seele, als er dankend die Fortsetzung dieses Highlights im Kulturprogramm der Stadt Vilseck ansprach.

Man darf gespannt sein, was sich Josef Eierer, der am 3. Jan. seinen 80. Geburtstag feiert, für seine nächsten Stadtführungen einfallen lassen wird

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In seiner unverkennbaren Einzigartigkeit verband Nachtwächter Josef Eierer bei seiner Stadtführung Kultur und Humor. Auf dem Marktplatz wünschte er mit dem Neujahrsspruch allen Bürgern Glück und Gesundheit

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Neujahrsspruch unter dem Christbaum

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