Vilseck: Zusammen 178 Jahre alt - Die Grösl-Schwestern erzählen

Bei den beiden Damen dürfte es sich um das älteste Geschwisterpaar Vilsecks handeln. Maria Riß und Katharina Schönl, die in diesem Jahr ihren 91. bzw. 87. Geburtstag feiern können, treffen sich jeden Montagnachmittag im Hause Schönl zum gemeinsamen Kaffeetrinken und Plaudern.

Maria, geboren 1924, und ihre um 4 Jahre jüngere Schwester Katharina sind in Axtheid mit zwei älteren Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsen.

Die Eltern Jakob und Maria Grösl wohnten mit ihren Kindern im Anwesen des baulich beeindruckenden Axtheider Schlößls mit seinem achteckigen Treppenturm. Der Herrensitz, der früher als Burghut zur benachbarten Burg Dagestein gehörte, ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie Grösl.

Erst 1949 heiratete Johann Englhardt aus Gressenwöhr ein, und doch ist der Name Grösl bis heute als Hausname erhalten geblieben.

Als die aus Krickelsdorf stammende Maria Dotzler 1919 Jakob Grösl heiratete, war der Hof völlig verschuldet, trotz eines Grundbesitzes von 120 Tagwerk. Die Eltern mussten hart arbeiten und sehr sparsam wirtschaften, und auch die Kinder waren voll mit eingespannt.

Maria erzählt, dass sie schon als Kind an der Seite ihres kriegsversehrten Vaters schwere Arbeit zu verrichten hatte. Manchmal war anstelle eines Mittagessens nur ein Zettel auf dem Küchentisch, darauf stand, auf welchen Acker das Schulmädchen das zweite Paar Ochsen zu treiben hatte oder auf welche Wiese sie zur Heuernte nachkommen sollte.

Maria und ihr Vater Jakob waren ein eingespieltes Team. Bis nach Amberg sind beide mit dem Radl gefahren, um ein Ferkel zu kaufen und auf dem Gepäckträger heimzubringen. „Kumm Mare, geh‘n ma!“, sagte der schon früh Ergraute, der wusste, dass das zierliche Mädchen zupacken konnte. Sie mähte wie ein Mann das Korn mit dem Wachel, spießte Troid und lud Mist auf.

Harte Arbeit wird Maria ihr Leben lang verrichten. Es scheint ihr nicht geschadet zu haben, im Gegenteil, es hat einen Bewegungsdrang in ihr gefördert, der sie bis ins hohe Alter mobil hielt.

„Obwohl wir arm waren, mussten wir nicht hungern“, meint Kathi. „Wir waren sehr bescheiden und haben alles ohne Murren gegessen, was auf den Tisch kam.“ Der Glaube gab Halt und Trost auch in harten Kriegszeiten.

Der Vater verstarb 1949 und ein Jahr später die Mutter. Maria war inzwischen mit dem Landwirt, Mühlen- und Sägewerksbesitzer Josef Riß aus Vilseck verheiratet. Nach seinem frühen Tod 1962 stand sie mit den vier Kindern, mit Schulden und ohne Rente da. Noch einige Jahre führte sie das Sägewerk weiter. Schließlich verkaufte sie ihr Anwesen 1977 an die Stadt Vilseck und zog mit ihrer Tochter Agnes nach Hahnbach. Heute steht an dieser Stelle in der Bahnhofstraße das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Vilseck.

Schwester Katharina heiratete 1949 Franz Schönl, der in der Grabenstraße eine Landwirtschaft und Zimmerei betrieb. Kathi half, wo sie konnte, machte sogar den Bulldog-Führerschein und war ihren vier Kindern eine gute Mutter. Zur Großfamilie zählten auch die Schwiegereltern und die beiden ledigen Schwestern ihres Mannes. „Es Leb‘n woar öjermal schöi und niat aa“, erinnert sich Kathi nachdenklich. „Es woar halt so!“ Franz Schönl verstarb 2003.

Dass die beiden Gröisl-Moila täglich die Nachrichten im Fernsehen anschauen und alte Filme lieben, ist nichts Ungewöhnliches. Während Maria das Lesen von Heimatromanen bevorzugt, ist Katharina lieber mit Stricken beschäftigt. Der einzige Urlaub, den sie gemeinsam in ihrem Leben machten, führte sie im Jahre 2004 für eine Woche nach Seeshaupt an den Starnberger See. Von den Spaziergängen dort schwärmen sie heute noch. Mögen den beiden Grösl-Schwestern noch viele gemeinsame und schöne Tage vergönnt sein.

Zusammen werden die beiden Grösl-Moila heuer 178 Jahre alt. Ihr wöchentlicher Montagsplausch ist ihnen heilig

alt

Maria (links) und Kathi als junge Frauen im Jahr 1948. Sie waren schon von klein auf unzertrennlich. Und das ist bis heute so geblieben

alt

  • Aufrufe: 2252
AWZ-HAHNBACH