Vilseck: Renaturierte Vilsaue - Künstler bei der Arbeit besucht
Was haben Lola und Elias in der renaturierten Vilsaue zu suchen? Wer beschwört die Flussgeister herauf? Wo kam das verunglückte Salzfuhrwerk her? Kann ein Jurassic-Fisch schwimmen? Diese und viele andere Fragen wirft der Kunstpfad in den Vilsauen auf. Ab sofort können die neugeschaffenen Werke internationaler Künstler im Naherholungsgebiet an der Vils bestaunt werden.
Wenn man am Feuerwehrhaus in der Bahnhofstraße startet, trifft man zunächst auf ein Ziegelbauwerk, das die Buchstaben E und L (Elias und Lola) vereint. Der in Finnland lebende gebürtige Vilsecker Albert Braun hat für seine Arbeit lokales Naturmaterial, eben Ziegelsteine aus heimischer Fertigung verwendet und damit einen architektonischen Kontrast zur Natur geschaffen.
In den Personen Elias Peißner und Lola Montez sieht er eine Verbindung zwischen Amerika und seiner Heimatstadt und stellt somit die Beziehung zwischen Deutschland und den USA in den Vordergrund. Der Vilsecker Türmersohn Peißner, der mit der Mätresse Ludwigs I. 1848 in Vilseck weilte, kämpfte später als Patriot im amerikanischen Bürgerkrieg. Neugierig geworden? Dann bitte im Internet nachschauen.
In Kürze will Albert Braun noch eine Tafel an seinem „Denkstein für Liebe, Frieden und Freiheit“ anbringen. Auch würde er es begrüßen, wenn das Kunstwerk durch eine einfache kleine Brücke unmittelbar mit den Vilsauen verbunden werden würde.
Am neuen Vilssteg erwartet die Wanderer eine Gruppe von Flussgeistern, eine Holzskulptur aus Eichenstämmen, erstellt von Stefan Link, einem Württemberger Schwaben aus dem Schwarzwald, wie er selber sagt, der jetzt in Kallmünz lebt.
Der Holzbildhauer hatte mit der Motorsäge insgesamt 2 Wochen an seinem Werk gearbeitet. Nun gilt es, mit dem Meißel noch einige Feinheiten herauszuarbeiten. „Die Arbeit hat mir großen Spaß gemacht“, sagt er, „nur die Hitze war manchmal etwas zu groß“.
Den Mitarbeitern des Vilsecker Bauhofs, allen voran Michael Nutz (unten rechts im Bild), die in diesem Fall bei der Verankerung des Werkes halfen, gebührt großes Lob. 14 Tage lang standen sie den Kunstschaffenden zur Seite. „Ohne die gute Zusammenarbeit des Bauhofs mit den Künstlern hätte das internationale Künstler-Symposium nicht verwirklicht werden können“, versichert Adolfine Nitschke, die Kulturbeauftragte der Stadt. Auch lobt sie die großzügigen Sponsoren, die finanziell und tatkräftig geholfen haben und somit die Kosten für die Gemeinde in Grenzen hielten.
Ein paar Meter weiter befindet sich am geplanten Pavillon der Bildhauer Tim de Christopher (links) aus Massachusetts, der sich mit einer Steinskulptur beschäftigt. Ein „Vilseck-Fisch“ aus Jurakalkstein entsteht dort, ein sogenannter Jurassic-Fish, der von den städtischen Mitarbeitern nur noch in eine Kiesbank am Flussufer verbracht werden muss. Auf dem Bauch des Fisches sind die Worte „Der Lauf der Dinge“ eingemeißelt. Tim habe es in Vilseck sehr gut gefallen, sagt er, doch nun werde er bald wieder in die USA zurückfliegen, um dort ein weiteres Projekt zu starten.
Wenn man auf dem Weg weiter Richtung Axtheid-Berg marschiert, trifft man auf ein verunglücktes Holzfuhrwerk, das im Morast, besser gesagt, im Salz, zu versinken droht. Dargestellt ist der Salzhandel auf der ehemaligen Goldenen Straße von Vilseck nach Pilsen. Diese Szene trägt die Handschrift von Jakub Hanzl aus der Tschechischen Republik. Der 29jährige von der Fakultät für Design und Kunst der Universität Pilsen hat sich damit ein schwieriges aber eindrucksvolles Thema gewählt und es bestens umgesetzt.
Nicht unmittelbar am Wasser, jedoch am Ufer des ehemaligen Stadtweihers, erhebt sich ein besonders skurriles Kunstwerk, das Erwin Regler, ein Oberpfälzer, der jetzt in Kanada lebt, geschaffen hat. Sein Material besteht ausschließlich aus Armeeschrott aus dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.
Der Platz hinter dem Weihertor, dem Durchgang zur Herrengasse, eignet sich hervorragend für die Darstellung der mutigen, selbstbewussten und aufstrebenden Geschichte der Stadt Vilseck, die er in seinem Werk zum Ausdruck bringen will.
Lange habe er nach einem geeigneten Namen gesucht, schmunzelt Erwin Regler, und scheint ihn nun in „Courage“ gefunden zu haben. Ja, Mut und Beherztheit scheint es wirklich zu brauchen, um allen Zweiflern und Kritikern Paroli bieten zu können, denn die Geschmäcker sind nun mal verschieden.
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