Vilseck: Seilerei in 5. Generation - Albert Friedrich führt Familientradition fort
In Vilseck findet man in der Vorstadt die Seilerei Friedrich. Bereits in der 5. Generation pflegt dort Albert Friedrich im Nebenerwerb das Seilerhandwerk. Von seinem Vater Max Friedrich, besser bekannt als Soler-Max, der im Jahre 2000 verstarb, hat er die Gerätschaften und das Talent zum Seilerberuf geerbt.
Die 30 Meter lange Altane im ersten Stock des Wohnhauses wird deshalb immer wieder als Werkstatt genutzt. Auch der Kundenstamm ist ihm treu geblieben. Albert fertigt hauptsächlich Vieh-Anbindestricke für Rinder aus Hanf, Sisal oder Perlon. Seine Abnehmer sind in erster Linie Pferde- und Viehhändler, die jährlich etwa 5.000 bis 6.000 Stricke benötigen.
Landwirte und Maurer zählen kaum mehr zu seinen Kunden, denn Kälber- oder Gerüststricke würden nicht mehr benötigt, erzählt der dreifache Familienvater. Im Hauptberuf ist der Soler-Albert gelernter Zimmerer.
Nach der Umschulung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe und der erfolgreichen Schwimmmeister-Prüfung ist er nun bei der Stadt Vilseck beschäftigt und meist im wunderschönen Höhenschwimmbad anzutreffen.
Die handwerkliche Tätigkeit sei das genaue Gegenstück dazu, meint er. „Dabei kann man total entspannen“, fügt er an und berichtet schmunzelnd, wie seine Liebe zur Seilerei anfing. „Mit etwa 12 Jahren habe ich die ersten Pferdehalfter geflochten und mir dadurch ein kleines Taschengeld verdient, und davon kaufte ich mir dann mein erstes Radl.“
Das selbstverdiente Taschengeld war ihm immer wieder Ansporn zum Weitermachen. Auch Mutter Cilli und Schwester Resi haben damals mit angepackt und Blumenampeln sowie Einkaufsnetze geknüpft.
Nach und nach hat sich der 47-Jährige immer mehr Fähigkeiten angeeignet und die Seilerei zu seinem Hobby gemacht. Ab und zu erhält er auch spezielle Aufträge, wie zum Beispiel das Fertigen eines starken Hanfseiles für ein Beerdigungsunternehmen. „Es gibt Leute“, sagt er, „die wollen nur mit einem Seil ins Grab gesenkt werden und nicht per Knopfdruck.“
Auch Kirwagesellschaften benötigen Seile aus seiner Werkstatt, die zum Schwalbenbinden verwendet werden. Selbst Zeltbauer sind froh, von ihm bruchfeste Seile zu bekommen. Auch stellt er 10 mm starke Sisalstricke für Katzenbäume her.
Beim Ritterlager auf Burg Dagestein ist Albert Friedrich ebenfalls immer vertreten. Sein Stand zieht stets viele Besucher an, die ihm gern über die Schulter schauen.
Man sieht, dass die Seilerei auch in der heutigen Zeit noch ihre Daseinsberechtigung hat. So kann man nur hoffen, dass Albert Friedrich weiterhin viel Freude an diesem althergebrachten Handwerk hat. Seine Mutter Cilli fügt lächelnd hinzu, dass auch Enkel David schon ab und zu ein paar Schnüre aufzieht. Und das ist ein gutes Zeichen dafür, dass dieser seltene und schöne Beruf auch in der 6. Generation nicht aussterben wird.
„Albert Friedrich“: Von solchen Vieh-Anbindestricken aus verschiedenem Material macht Albert Friedrich jährlich bis zu 6.000 Stück
„Soler-Max“: Vater Max Friedrich hat die Liebe zum Seilerhandwerk schon früh an seinen Sohn Albert weitergegeben. Er verstarb 2000 im Alter von 71 Jahren
Beim Ritterlager auf Burg Dagestein wird der Soler-Albert bereits von David, seinem Jüngsten, unterstützt
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