Vilseck: Weihnachten mit zehn Kindern - Niemals Langeweile bei Familie Högl
„Bei uns woar immer wos laous“, weiß Maria Willax, geb. Högl zu berichten. Kein Wunder, denn ihre Eltern Johann Baptist und Franziska Högl waren an Nachwuchs reich gesegnet. Von 1957 bis 1973 schenkte die Schuhmachersgattin sage und schreibe zehn Kindern das Leben. „Und aus alle is wos woarn“, sagt sie stolz.
Im Dezember nun kann sie auf ein erfülltes, 85 Jahre währendes Leben zurückblicken. Kennengelernt hat sich das Paar in Ditzingen bei Stuttgart, wo Baptist in der Schuhfabrik Salamander beschäftigt war. Franziska Seidl, die dort bei Firma Bosch arbeitete, stammte aus Laaber bei Regensburg. Der junge Mann aus ihrer Oberpfälzer Heimat gefiel ihr von Anfang an.
In Vilseck gab sie ihm 1957 das Jawort. Baptist erwarb 1962 auf dem Marktplatz in der Nähe seines Elternhauses das Baier-Anwesen und richtete sich dort eine Schusterei mit Schuhverkauf ein. Da hatte die junge Familie bereits vier Kinder.
„Mama führte den Haushalt und half im Geschäft“, erzählt Maria, die Siebtgeborene. „Wenn sich mal wieder eine Geburt ankündigte, sperrte sie einfach den Laden zu und ließ sich ins Vilsecker Krankenhaus fahren. Die Entbindungen verliefen stets schnell und problemlos, und wieder hatten wir ein neues Geschwisterchen.“
Maria erinnert sich noch gut, wie es zum Beispiel an den Sonntagen zuging. „Während Papa sich zum Mittagessen um den Salat zu kümmern hatte, mussten 30 bis 40 Knödel in den großen Weckhofer eingedreht werden. Dazu gab es a Schweiners von der Hausschlachtung und dazu entweder einen Stallhasen oder vier bis fünf Tauben. Der Vater war nämlich hobbymäßig Brieftaubenzüchter und außerdem ein guter Turner.“
Die fünf Buben und fünf Mädchen wurden im Haushalt und bei der Waldarbeit mit eingespannt. Auch mussten sich die Großen immer um die Kleinen kümmern. Hausaufgaben wurden am großen Esszimmertisch gemacht. Da war es oft turbulent und laut. Zum Spielen ging es in die Herrengasse oder in die Breite Gasse, wo sich auch noch viele andere Kinder tummelten. Obwohl man nie in Urlaub fuhr, vermisste man nichts.
Geburtstag feiern war nicht drin, denn alle Högl-Kinder hatten entweder im November, Dezember oder Januar Geburtstag. „Daou war’n ma ja as’n Feiern niat asserkummer!“, scherzt die Mutter „Zumal woar mei eigener Geburtstoch a nu Ende Dezember. Blaouß der Papa woar die rühmliche Ausnahme. Der is nämlich im Summer af d‘ Welt kummer“.
„Im Winter“, berichtet Maria, „ging‘s nach dem Essen mit den Schlittschuhen zum Hammer-Weiher. Papa lud vier bis fünf Kinder ins Auto, während Mutter daheim die Küche aufräumte. Kaum aber war sie fertig, kamen wir oft schon wieder nach Hause, meist völlig durchnässt. Dann musste sie uns frisch anziehen und die nassen Sachen zum Trocknen aufhängen. Die Waschmaschine war ständig am Laufen. Kochwäsche ist noch im Keller im großen Kessel gewaschen worden.“
Auf die Frage, wie denn der Heilige Abend in einer zwölf-köpfigen Familie abgelaufen ist, erzählt Maria: „Zuerst haben wir alle zusammen zu Abend gegessen. Meist gab es Sauere Bratwürste oder gesurte Knöcherln mit Kraut. Dann mussten wir Kinder nach unten in den Laden. Dort war die Tischtennisplatte aufgestellt, um die wir uns scharten. Weil immer nur zwei Kinder gleichzeitig spielen konnten, machten die anderen einen Rundlauf im Geschäft.
Die Spannung stieg und stieg, und die Großen hatten alle Hände voll zu tun, damit die Kleinen nicht frühzeitig nach oben laufen konnten. Endlich läutete das Glöckchen, und wir standen mit großen Augen vor dem Christbaum. Papa stimmte ein paar Weihnachtslieder an und alle sangen kräftig mit, bevor sich jeder nach seinem Christkindl umsah.
Da tauchte auch die Puppenküche wieder auf, die neu tapeziert war. Groß war hinterher das Chaos im Wohnzimmer, wie man sich denken kann. Es war im wahrsten Sinne des Wortes - eine Bescherung“.
Die Högl-Kinder berichten übereinstimmend, dass ihre Kindheit einfach wunderschön war und dass sie es sich nicht anders hätten vorstellen können.
Inzwischen freut sich Mutter Franziska über 14 Enkelkinder. Leider ist ihr Mann vor acht Jahren verstorben und auch Sohn Hans lebt nicht mehr. Tochter Sissi führt das Schuhgeschäft am Marktplatz erfolgreich weiter. Beim 85. Geburtstag der Mutter wird man gewiss wieder von den alten Zeiten im Elternhaus schwärmen und sagen: Bei uns woar immer wos laous!
Zusammen mit ihrem Mann und ihren zehn Kindern konnte Franziska Högl im Jahre 2006 ihren 75. Geburtstag feiern. Bald steht wieder ein großes Fest ins Haus.
(sitzend von links) Vater Baptist, Mutter Franziska, Sissi, Maria, (stehend von links) Manfred, Anita, Max, Hans, Wolfgang, Jutta, Siegfried, Martina
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