Vilseck: Vor 110 Jahren zum Priester geweiht - Geistlicher Rat Josef Hösl, ein richtiger Vilsecker

Am 28. Februar 1882 kommt in Letzau, Pfarrei Waldthurn, ein kleiner Bub unehelich zur Welt, Josef Hösl. Seine Mutter bringt ihn in ihre spätere Ehe in das Haus Haberkorn mit, wo er nach und nach acht Geschwister bekommt, mit denen er glücklich aufwächst. Die Eltern sind sehr fromm und ermöglichen dem Knaben, ins Priesterseminar zu gehen.

Josef Hösl studiert Theologie in Metten und Regensburg und wird 1907 zum Priester geweiht. Am 16. Juli feiert er Primiz in seinem Heimatort Letzau. Das war genau vor 110 Jahren.

Die erste Station seines Priesterlebens verbringt er als Kooperator in Marktredwitz, gefolgt von Waldsassen, Tirschenreuth, Sulzbach, Ursulapoppenricht und Schwarzhofen. 1920 kommt er als Benefiziumsprovisor und Religionslehrer nach Amberg, St. Martin. Hier sollte später sein ehemaliger Ministrant Franz Meiler Stadtpfarrer werden. Zufall oder Fügung?

Seine erste Pfarrstelle tritt Josef Hösl 1925 in Pfakofen im Landkreis Regensburg an. Am 1. Feburar 1935 wird er Stadtpfarrer von Vilseck. Auch ist er langjähriger Dekan und später Ehrendekan des Kapitels Weiden-Land. Die Ernennung zum Bischöflichen Geistlichen Rat krönt seine reiche seelsorgerische Arbeit. Während seines Wirkens in Vilseck steht ihm Benefiziat Alois Hirschberger zur Seite.

Sein Dienst fällt in die Hitlerzeit, und oft muss er während des Krieges traurige Nachrichten in die Familien bringen und junge Soldaten begraben. Er hat es nicht leicht mit den Anordnungen der Nazis in Kirche und Schule. Die Pfarrgemeinde liebt und schätzt ihren menschenfreundlichen, väterlichen Seelsorger sehr. Er ist sehr leutselig, aber doch eine Respektsperson.

Die Kinder laufen auf ihn zu, wenn sie ihn sehen, geben ihm die Hand. Mädchen machen einen Knicks, Buben einen Diener und rufen: Gelobt sei Jesus Christus! Würde das heute ein Kind noch tun? In der Schule ist er ein guter Religionslehrer, aber auch streng, vor allem mit den Buben. Da gibt es auch schon mal eine Watsch´n.

Obwohl Pfarrer Hösl damals schon ein kleines Auto besitzt, fährt er nie in Urlaub. In Vilseck fühlt er sich wohl. Seine Schwester Franziska und seine Nichte Fanny kümmern sich um den Haushalt und den großen Garten. Nichte Fanny feierte vor kurzem in voller geistiger Frische in einem Weidener Seniorenheim ihren 96. Geburtstag. Sie erinnert sich gerne an die Vilsecker Zeit und kennt noch die Namen vieler Leute, mit denen sie damals zu tun hatte.

Josef Hösl ist auch ein großer Freund der Kirchenmusik und freut sich, wenn der Kirchenchor unter Leitung von Fräulein Hedwig Haertle die Gottesdienste mit feierlichem Gesang umrahmt. 1938 wird unter seiner Regie die Pfarrkirche renoviert und 1947 ein Anbau für den Kindergarten am Klostergebäude errichtet.

Nach dem Krieg setzt sich Hösl ein, dass wieder Lehrschwestern nach Vilseck kommen. Auf seine Initiative hin besuchen seinerzeit einige Vilsecker Buben das Priesterseminar, werden Patres oder sogar Priester.

An seinem 75. Geburtstag 1957 ernennt die Stadt Vilseck ihren Geistlichen Rat, so wie er bis heute liebevoll genannt wird, zum Ehrenbürger. Das ist nun 60 Jahre her. Auch eine Straße in Vilseck trägt seinen Namen.

Am 1. August 1960 tritt Josef Hösl seinen wohlverdienten Ruhestand an, und H.H. Josef Strunz übernimmt die Pfarrstelle. Der Geistliche Rat bezieht seinen Alterssitz im  Kommorantenhaus in der Werkvolksiedlung. Er selber sagt: „Ich wohne jetzt auf der Alm!“ Im nahegelegenen Krankenhaus feiert er jeden Tag die heilige Messe mit den Schwestern und Patienten. Immer wieder bekommt er Besuch aus seinen früheren Wirkungsorten.

Sein 60-jähriges Priesterjubiläum wird am 2. Juli 1967 in Vilseck groß gefeiert und liegt nun genau 50 Jahre zurück.

Tiefe Trauer herrscht in Vilseck, als sich am 1. Juni 1969 die Nachricht vom Tode des Geistlichen Rats verbreitet. Er war nur drei Tage krank. Unter großer Anteilnahme wird er im Zwingerfriedhof beigesetzt.

Bischöflich Geistlicher Rat Josef Hösl

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Gerne war der Geistliche Rat bei den Kleinen im Kindergarten, die von Schwester Albina (links oben) und einer Lernschwester betreut wurden. Wie ein guter Hirte saß er inmitten der Kinderschar. Das Bild entstand etwa um 1950

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Geistlicher Rat Josef Hösl (hinten Mitte) feierte am 2. Juli 1967 sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Aus diesem Anlass wurden vor dem Pfarrhof Fahnenbänder verteilt. (Von links) H.H. Luitpold Schosser (ab 1967 Stadtpfarrer ), Peter Grau, Josef Winkelmaier und Kaplan Michael Gutmannalt

Fasching im Schlosshof

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