Vilseck: Man schreibt das Jahr 1918 - Wie überall im Lande herrscht auch in Vilseck große Not
Vilseck vor 100 Jahren. Man schreibt das Jahr 1918. Es tobt immer noch der 1. Weltkrieg. Erst am 11. November wird das Waffenstillstandsabkommen zwischen Frankreich und den Alliierten unterzeichnet. Wie überall im Lande herrscht auch in Vilseck große Not. Das Sagen hat Bürgermeister Heinrich Hammer. Georg Schnabl ist Stadtpfarrer in Vilseck und Georg Zeitler Pfarrer in Schlicht.
Wie man der Vilsecker Stadtchronik entnehmen kann, ist alles rationiert. Hausschlachtungen sind verboten. Mauersteine, Dachziegel und Drainageröhren werden beschlagnahmt. Im Februar findet eine Gold- und Juwelenankaufswoche statt. Bei Oberamtsrichter Zölch ist eine Ankaufsstelle eingerichtet. Als Gegenleistung gibt es ein Gedenkblatt oder eine eiserne Plakette.
Die Landwirte dürfen nur kleine, vorgegebene Mengen selbstangebauter Früchte an ihre Tiere verfüttern. Schilfrohr soll nun zu Futter verarbeitet werden. Es ergeht ein Aufruf zur Frauenhaarsammlung, das zur Herstellung von Treibriemen und Filz, sowie zu Dichtungsringen für die Marine gebraucht wird. Ende März wird die Beschlagnahmung, Enteignung und Meldepflicht von Einrichtungsgegenständen aus Kupfer, Nickel, Aluminium und Zinn angeordnet.
Um mehr Altpapier zu gewinnen, genehmigt das Kultusministerium, dass in den Schulen die Prüfungsschriften, Zensurbücher und –listen bis zum Jahre 1900 der Altpapiersammlung zugeführt werden sollen. Ab 11. April sind öffentliche und geschlossene Tanzunterhaltungen jeglicher Art und die Teilnahme an solchen verboten.
Die gesamte Getreideernte sowie Eicheln und Kastanien werden beschlagnahmt. Gerstenkaffee darf nur noch für das Heer hergestellt werden. Die Zivilbevölkerung muss sich mit Kaffee-Ersatz aus einer Mischung von Gerste, Rüben, Chicoree, Eicheln und Kastanien begnügen. Der Liter Milch kostet 28 Pfennige.
In Deutschland gärt es nach vier Jahren Weltkrieg. Die Bevölkerung ist verarmt und hat genug von Krieg, Hunger und Monarchie. Am 7. November ruft Kurt Eisner in München die Republik aus. Aus einer sozialistischen Revolution entsteht der Freistaat Bayern. Am 11. November sind die Kampfhandlungen endgültig beendet.
Der 1. Weltkrieg gilt bis heute als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Deutschland hatte mit seinen Verbündeten unter anderem gegen Frankreich, Großbritannien, Russland und ab 1917 sogar gegen die USA gekämpft. Die Bilanz waren etwa 8,5 Millionen Tote und 21 Millionen Verwundete. Allein auf dem Vilsecker Kriegerdenkmal sind die Namen von 64 Toten und 9 Vermissten aus dem 1. Weltkrieg zu lesen.
Auf einer Ehrentafel sind alle Vilsecker Teilnehmer am 1. Weltkrieg aufgeführt; in der Mitte die Gefallenen
Das Ehrenkreuz für Frontkämpfer, im Volksmund Hindenburgkreuz genannt, erhielten nach 1935 alle Kriegsteilnehmer, beziehungsweise deren Hinterbliebene
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