Vilseck: Tag des offenen Denkmals - Entdecken, was uns verbindet!
Entdecken, was uns verbindet! Unter diesem Motto suchten Gästeführerin Dorothee Schulze-Zumhülsen und Stadtheimatpflegerin Paula Weiß am Tag des offenen Denkmals das Verbindende von zwei unterschiedlichen Konfessionen und Gotteshäusern.
Am Bauwerk der katholischen Stadtpfarrkirche St. Ägidius beeindruckten schon die drei verschiedenen Baustiele und der 54 Meter hohe Glockenturm. Der Chorraum mit dem imposanten Hochaltar aus der Barockzeit und den großen Heiligenfiguren versetzte die 70 Zuhörer in Erstaunen.
Vor den Dürertafeln und den 14 Nothelfern blieb man lange betrachtend stehen. Paula Weiß wies auf viele Besonderheiten hin und auch auf manche Dinge, die es in der evangelischen Kirche nicht gibt, wie Weihwasser, Tabernakel und ewiges Licht.
Brausendes Orgelspiel von Franz Winklmann erfreute die Besucher. Mit der ersten Strophe von „Großer Gott, wir loben dich“, das gemeinsam erklang, kam das Verbindende beider Konfessionen singend zum Ausdruck.
Gemeinsam machte sich die Gruppe dann auch auf den Weg und gelangte über die Graben- und Pfarrer-Seiler-Straße zur Gnadenkirche nach Axtheid. Hier erzählte Dorothee Schulze-Zumhülsen von einem Lied, das der erste evangelische Pfarrer Vilsecks, Martin Schalling, 1569 geschrieben hatte, zu einer Zeit, als ganz Vilseck lutherisch war.
Dieses Lied „Herzlich lieb hab ich dich, o Herr“, wurde damals von allen Gläubigen gesungen und ist an der Eingangstür zur Gnadenkirche verewigt. Mit dieser Melodie empfing der Posaunenchor Thansüß die Gruppe im Innern des Gotteshauses.
Hoch interessant war die Entstehungsgeschichte des Bauwerks, die Norbert Piehl den Zuhörern nahe brachte. Von Pfarrer Christian Seiler, der 1952 einen Kirchenbauverein gründete und später die kleine Bummelwiese von der Stadt Vilseck für den Kirchenbau erwarb, von der Unterstützung durch die Amerikaner, vom Erhalt des ausrangierten Kirchengestühls aus der Südlager-Kapelle, von der Anschaffung einer Orgel bis zu dem noch heute bestehenden Wunsch, einmal einen richtig hohen Glockenturm errichten zu können, reichten seine Ausführungen.
Vor dem Bau der Kirche durften die evangelischen Christen das katholische Leonhardskirchlein nutzen. Bauunternehmer Josef Götz sprach über den architektonischen Aspekt der Gnadenkirche, die vom Stil der klassischen Moderne geprägt ist.
Wenn man diesen Nachkriegsbau auch nicht mit St. Ägidius vergleichen könne, so beherberge er doch auch das Kreuz, Altar, Kanzel, Taufstein, Orgel und bunte Fenster, erwähnte die Gästeführerin, und in diesem Jahr habe man zufälligerweise sogar dasselbe Motiv auf der Osterkerze.
„Diese Kirche hat nicht sechs Jahrhunderte auf dem Buckel wie St. Ägidius, sondern erst sechs Jahrzehnte“, fügte sie schmunzelnd hinzu und sah darin ebenfalls eine gewisse Gemeinsamkeit.
Bei Kaffee und Kuchen im evangelischen Gemeindehaus herrschte gelebte Ökumene. Man war sich einig, dass das wichtigste Verbindungsglied zwischen den beiden Konfessionen der Glaube an den einen Gott ist.
Am Tag des offenen Denkmals erklärte Paula Weiß (siebte von links) die Besonderheiten der katholischen Stadtpfarrkirche St. Ägidius
Norbert Piehl begeisterte die Besucher mit seinen Ausführungen über die Entstehung der evangelischen Kirchengemeinde in Vilseck und der Baugeschichte der Gnadenkirche
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