Vilseck: Benefiziat Hirschberger - In Vilseck unvergessen
Wenn vom Bene die Rede ist, weiß in Vilseck (fast) jeder, wer gemeint ist, nämlich Benefiziat Alois Hirschberger.
Heute bezeichnet der Titel „Benefiziat“ einen Kaplan, der nicht im Haushalt des Pfarrers wohnt, sondern einen eigenen Hausstand unterhält. So war es auch mit Alois Hirschberger. Er wohnte im Benefiziaten-Haus, in Vilseck Benefizium genannt, in der Klostergasse. Seine Schwester Maria Hirschberger, die Bene-Mare, führte ihm den Haushalt bis zu seinem Tode.
Geboren am 9. September 1914 in Frankenberg, Pfarrei Brennberg, begann Alois Hirschberger 1926 sein Studium im Gymnasium und Priesterseminar in Regensburg und wurde 1940 durch Erzbischof Michael Buchberger zum Priester geweiht. Im September kam er als Kooperator nach Vilseck. Aber schon am 3. Dezember 1940 wurde er nach Kissingen zu einer Grund- und Sanitätsausbildung eingezogen.
Ab 1941 musste der junge Geistliche die Schrecken des Krieges als Sanitäter in verschiedenen Feldlazaretten miterleben. Er war in Frankreich, Russland, Rumänien und Ungarn. Nach weiteren Einsätzen in Leipzig und Breslau geriet er bei Brünn/Tschechien in amerikanische Gefangenschaft und wurde danachÂÂ den Russen übergeben. In einem österreichischen Dorf musste er in einer Typhus- und Ruhrkrankenabteilung Dienst tun. Nach sechsmonatiger Gefangenschaft entließ man Hirschberger bei Dresden, von wo aus er zu Fuß nach Hause ging.
Nach einer kurzen Erholungspause, jedoch sehr abgemagert, trat er am 1. Januar 1946 wieder sein Seelsorgeamt in Vilseck an. In den harten Kriegsjahren und während seiner Gefangenschaft hatte er sich ein schweres Magenleiden zugezogen und musste sich deshalb 1959 in München einer Operation unterziehen.
Der Bene ließ sich von seiner Krankheit nicht unterkriegen und war in der Pfarrei Vilseck an der Seite seiner Vorgesetzten, dem Geistlichem Rat Josef Hösl, Josef Strunz und Luitpold Schosser, unermüdlich tätig. Er stand bei Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen den Gläubigen zur Seite.
Den Religionsunterricht mit den Überlege-Aufgaben haben viele seiner ehemaligen Schüler noch in deutlicher Erinnerung, da er oft ein strenges Regiment führte. Er ließ keinen Unfug zu, und so musste mancher Lausbub mit seinem Haselnuss-Stock Bekanntschaft machen.
Als Kolping-Präses war er sehr beliebt und geschätzt. Deshalb schenkten ihm die Kolpingsbrüder zu seinem Silbernen Priesterjubiläum 1965 sogar einen Fernsehapparat. Im Kreise der Kolpingsfamilie fühlte sich Alois Hirschberger immer wohl. Auch führte er gerneÂÂ Regie bei den zahlreichen Theateraufführungen des Gesellenvereins. Dass man nach den Proben auch gemütlich beisammensaß, gehörte einfach dazu. Und gegen ein Bierchen und eine Zigarette hatte der Bene kaum etwas einzuwenden.
Gesundheitlich angeschlagen, trat H.H. Alois Hirschberger am 1. November 1977 seinen wohlverdienten Ruhestand an. Er hatte die Absicht, nach Brennberg umzusiedeln, erreichte jedoch seine Heimat nicht mehr. Noch in Vilseck musste er ins Krankenhaus und kam von hier nach Regensburg.
Am 9. Januar 1978 starb er in der Klinik Donaustauf und wurde drei Tage später im Friedhof seiner Heimatgemeinde Brennberg beigesetzt. Die Pfarrei Vilseck machte sich mit fünf Bussen auf den Weg und erwies ihrem Bene bei der Beerdigung die letzte Ehre.
Benefiziat Alois Hirschberger beim Kirchenzug anlässlich der Primiz von Pfarrer Michael Gutmann 1957. Im Hintergrund noch der Laden von Winter (Gasslschouster), später Soschinka
Ein Höhepunkt in der Kolpings-Geschichte ist die 75-Jahrfeier 1959 im Schlosshof. Benefiziat Hirschberger (dritter von links sitzend) ist stolz auf seine Kolpingsfamilie
Bischof Johannes Jobst (links), ebenfalls ein gebürtiger Frankenberger und Freund von Alois Hirschberger, besuchte Vilseck 1962 anlässlich des 55-jährigen Priesterjubiläums von Geistlichem Rat Josef Hösl. Er sprach im Kolpingsaal auch über seine fast 50-jährige Missionstätigkeit in Australien
Die Jungkolping-Gruppe von 1970. (sitzend von links) Benefiziat Alois Hirschberger, Senior Hans Nettl, Jungkolpingführer Christian Kredler, Stadtpfarrer Luitpold Schosser. (Mitte von links) Wolfgang Gäck, Peter Grau, Henry Maul, Josef Riß, Peter Lang, Hermann Hänsch, Name unbekannt, Anton Götz, Alfons Grillenbeck, Wolfgang Barth, Herbert Maul, Werner Günzel, (hinten von links) Ludwig Stich, Harry Apfelbacher, Herbert Grollmisch, Klaus Regler und Harry Griggel
Der Ausflug der Kommunionkinder führte 1986 nach Brennberg an das Grab von Benefiziat Alois Hirschberger. Auch Stadtpfarrer Georg Bauer und Schwester Sebastiana Knott waren dabei
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