"Ehemalige oder existente Gasthäuser unserer Gemeinde" - Heute: Gebenbach und mancherlei G´schicht´n
Der Haue oder Jagawirt oder die Gastwirtschaft Lindner
Hans Bauer und Ehefrau Anna sind 1639 Besitzer. Leonhard Bauer, ein Taglöhner, hat mit seiner Frau Margareta 1693 „ein heusl". Der Schneider Georg Pauer heiratet 1726 Elisabeth Pöckl aus Kleinschönbrunn und nach deren Tode 1754 Kunigunde Neissberger aus Kainsricht. Er bekommt 1732 ein Ackerl auf der Steinmauer als waldthurnisches Lehen.
Ein weiterer Schneider, Johann Georg Pauer, ehelicht 1750 Anna Katharina Weiss aus Mimbach und nach deren Tod 1751 Margareta Hübner aus Wickenricht. Die Ehe ist kinderlos. Er verkauft das Häusl an Thomas Prenner, einem Graf-Butlerischen Jäger, und an dessen Ehefrau Cäcilia. Ihr Sohn Thomas Prenner übernimmt 1796 von seiner Mutter das „Försterhöfl" und heiratet Margareta Wein.
Der Förster Balthasar Brenner übernimmt 1832 und ehelicht 1833 Margareta Solfrank, eine Försterstochter aus Neunaigen. 1859 kauft Joseph Fellner aus Krickelsdorf das „Jagahöfl“.
Vier Frauen und eine Gastwirtschaft
Josef Fellner übergibt es 1872 seiner Tochter Maria, die 1873 mit Johann Hauer aus Krickelsdorf die Ehe eingeht. Hauer hat 4 Frauen: nach dem Tod seiner 1. Frau heiratet er 1876 Anna Maria Dotzler aus Atzmannsricht, dann 1882 die Schneidertochter Magdalena Schüsselbauer und 1894 schließlich Katharina König aus Sulzbach. Er ist es, der eine Gastwirtschaft einrichtet und zum Namensgeber des Gasthofs Haue wird.
Nach dem Tode von Johann Hauer im Jahr 1899 führt die Witwe Katharina das Anwesen weiter und übergibt es 1910 ihrer Tochter Margareta. Diese heiratet den Zimmermannssohn Georg Lindner aus Gebenbach Nr. 23.
Die Sulzbacher Brauerei Sörgl beliefert ab 1894 regelmäßig mit ihrem Gespann von Bräurössern die Wirtschaft, ab ungefähr 1924 ist es dann die Amberger Malteserbrauerei. Gekühlt wurde der Gestensaft in den nahen Felsenkellern.
Auch nach Aufgabe der Gastwirtschaft 1969 wurde das „Felsenkellerbier“ noch viele Jahre von ehemaligen Gästen und Nachbarn für den privaten Verbrauch nach Hause geholt.
Die Lindners und das Felsenkellerbier
Der Legende nach hatten diese Keller sogar Verbindung zu den geheimnisumwitterten „Schrazllöchern“ im Irl, einer löchrigen, ebenfalls sehr harten Sandsteinformation am westlichen Rand von Gebenbach.
Doch die Zwergerl haben leider auch in diesem Anwesen niemandem über Nacht die Arbeit abgenommen, so wie sie es wohl nur ganz, ganz früher, vor ihrer Entdeckung durch eine neugierige Bauernsmagd, getan haben sollen.
Es folgt am 22. Mai 1957 die Hochzeit des Sohnes Konrad Lindner, sen. (24.4.1911 – 22.6.2009) mit Margareta Werner aus Pischsdorf (24.1.1927 – 14.5.2015).
Die Eheleute Lindner öffnen neben der Arbeit in ihrem Bauernhof mindestens zweimal in der Woche die große Wirtstube mit ihrer „Lamperie“, sprich Vertäfelung an den Außenmauern in der Gaststube.
Gesang, Spiel und Bräuche
Die Gastwirtschaft Haue war auch nach Abriss und Neubau des Metzgereigasthofs Friedl das Vereinsheim des Männergesangsvereins. Dieser wurde in der Wirtsstube auf dem Klavier begleitet und nahm recht erfolgreich an nicht wenigen Leistungswettbewerben teil.
Die Männer probten dort auch Theaterstücke, die dann im nahen Friedlsaal aufgeführt wurden. Am Nikolaustag bekam ein Jeder der Männer nach dem Verlesen mancher „Sünden“ ein passendes Ständchen verehrt.
Wenn der Nikolaus danach noch in die Küche nach den Kindern schaute, versteckten sich diese aber lieber im Schub unterm Herd, denn „man weiß ja nie, was der Heilige Nikolaus und sein Knecht Ruprecht alles wissen und tun“.
Die "Hauemesse" und Bedürfnisse
Das Gasthaus war aber damals auch immer der „Anlaufpunkt“ für die sonntäglichen Kirchgänger, die oft schon vor der Messe über die „Rumplgass“ kamen. Manche tranken etwas, andere wärmten sich nur auf, wieder andere blieben zur „Hauemesse“ sitzen.
Aber fast alle suchten das Pissoir neben dem Misthaufen auf. Noch Jahre nach dem Abbruch des „Häusls“ gingen immer wieder einige „einer alten Gewohnheit zufolge“ dorthin, um dann zum neuen WC umzukehren, was manche Beobachter regelmäßig amüsierte.
Vereinslokal und Weiterbildung
Der Haue war auch das Vereinslokal des TUS, des Turn- und Sportvereins Gebenbach, von 1947 bis 1957. Die Fußballmannschaft setzte sich zu jener Zeit auch aus mehreren „Flüchtlingen“ zusammen, die sich im „Waschhaus“ umziehen und waschen durften. Eine gute Reihe an Pokalen erspielten diese, welche dann stolz in der Wirtsstube in einer Glasvitrine ausgestellt waren.
Oft war sogar ein drittes Mal in der Woche Wirtschaftsbetrieb, wenn zum Beispiel Zitherkurse oder Festivitäten gegeben wurden.
Zweite Heimat
An den anderen Tagen traf man sich in der gemütlichen Küche, die manchen Gästen fast 365 Tage im Jahr zur „zweiten Heimat“ wurde.
Selbst am Heiligen Abend war man dort nie allein, doch dann war die Wirtstube mit dem Christbaum das „Ausweichwohnzimmer“ für die Familie.
Vor der Christmette aber kamen gegen 23 Uhr Familiengruppen, oft waren dies „Brambaländler“, also aus den Gebieten mit vielen Brombeerstauden wie Urspring, Burgstall und weiteren Ortschaften „aus dem Süden“ von Gebenbach.
Sie bewunderten dann die große Krippe, welche im großen Rundbogenfenster aufgebaut war und lobten den geschmückten Christbaum. Gestärkt mit Glühwein und aufgewärmt ging es dann zur mitternächtlichen Christmette.
Ebenfalls zu Fuß und begleitet von ihren Laternen ging es danach wieder einige Kilometer zurück, wo oft schon die „Mettenwürste“ warteten, die erste Fleischspeise nach der adventlichen Fastenzeit.
Prägungen
Konrad Lindner jun. (*12.6.1958) erinnert sich noch gut an jene Zeit seiner Kindheit und manches „Drumherum“. Da durfte er mit zehn Jahren schon mit den Erwachsenen Schafkopf oder Wattn spielen und „mithören“, was die Großen, die auch aus umliegenden Ortschaften kamen, so erzählten.
Auch hat er jenes „prägende Wohlgefühl“ verinnerlicht von jenem damaligen Kommen, Gehen, Erzählen und auch Singen, den Besuchen von und bei den „Lagerhauserern“, des Alteisenmanns, des ambulanten Brothändlers aus Hirschau oder anderer Geschäftsleute.
Nicht selten wurden da auch spontan Gelegenheiten genutzt, um Geschäfte zu besprechen oder abzuwickeln. Wurde man dann zum Beispiel mit dem Viehhändler oder dem Schreiner handelseins, begoss man umgehend gerne den Abschluss mit einem oder mehreren „Stamperln“ Schnaps.
Der Angelus-Ritus
Das Ritual des Gebetläutens, 6 Uhr morgens, 12 Uhr mittags und vor allem des Angelus bei Einbruch der Nacht waren und bleiben so auch für ihn „Eckpunkte“ des Tages.
Spannend wurde es in der Wirtsstube immer beim allabendlichen „Engel des Herrn“. Kaum hatte die Glocke vom nahen Kirchturm zu läuten begonnen, wurde es „mucksmäuschenstill“ in der Gaststube, niemand sagte mehr etwas und keiner bewegte sich.
Dann folgte – einer geheimen Hierarchie folgend – das „Gut’n Abend“ eines älteren Gastes an alle Anwesenden. Erst danach wurden begonnene Gespräche und auch Bestellungen wieder aufgenommen. Ein junger „Hupfer“ hätte das niemals sagen dürfen, das war „ungeschriebenes Gesetz“, weiß er noch.
Konrad Lindner heiratet am 25.10.1986 und baut mit seiner Frau Gisela (*14.7.1960), einer geborenen Honig aus Ebermannsdorf, und gemeinsam mit seinen Eltern ein neues Wohnhaus am Kalvarienberg und vermietet die Hofstelle.
Die Nebengebäude werden teilweise abgerissen. Nach einem Brand in der Wirtstube an der Kirchweih ist seit 1969 nun auch dieses Wirtshaus geschlossen.
Akkordeonspiel im Finstern
Man erzählt sich, dass Sepp, der Bruder des alten Wirts, gern und laut mit seinem Akkordeon in der Gaststube zur Freude aller Anwesenden aufgespielt hat. Eines Nachts aber lag sein Bruder Konrad bereits todmüde im Bett und konnte wegen der Musik absolut nicht einschlafen.
Um Ruhe zu haben, drehte er deshalb kurz entschlossen alle Sicherungen für den elektrischen Strom heraus und: prompt lag das ganze Haus und damit natürlich auch die Wirtsstube im Dunkeln. Doch was passierte? „Selbst im Finstern spielt der weiter!“ beklagte er sich für alle gut hörbar.
Die Geburt eines Sohnes
Ein Mimbacher wartete im Wirtshaus auf die Geburt seines ersten Kindes. Mitten unter den anderen Gästen saß er „bei der Säuln“ unter der großen Uhr mit dem sonoren Schlagwerk. Als ihm die Geburt eines Sohnes gemeldet wurde, rumpelte er begeistert hoch und warf so die Uhr von ihrem angestammten Platz herunter.
Die Uhr? Dieser hat nicht viel gefehlt und es gibt sie sogar noch. Beim Konrad Lindner, jun. wird dieses Erinnerungsstück sorgfältig aufbewahrt.
Überregionale Berühmtheit erlangte das KettenK(raft)Rad der Familie Lindner um 1950
Für den 2. Weltkrieg hatte man es entwickelt und nach Kriegsschluss fanden es die Lindners verwaist im Wald. Nach Genehmigung durch die amerikanische Militärregierung konnte dieses geländegängige und vor allem schnelle Gefährt, das bis auf 70 Stundenkilometer beschleunigen konnte, in der Forst- und Landwirtschaft eingesetzt werden.
In dieser Zeit, als auf den Feldern noch mit Kühen, Ochsen und Pferden gearbeitet wurde, war diese „Stinkerkiste“, wie sie manch´ ältere Herrschaft bezeichnete, geradezu revolutionär. Aber die weit überwiegende Mehrheit, hier vor allem Kinder und Jugendliche waren begeistert und bewunderten das außergewöhnliche Fahrzeug.
Vielen Bewunderern aus Nah und Fern genügte dies aber nicht und nur zu gern wollten diese immer wieder mitfahren.
Auch beim Einhauen der Pflocken für Bestuhlung und Tische beim Mausbergfest war es nahezu „unentbehrlich“ und leistete beste Dienste. Und jetzt? Derzeit kann man es noch immer im Militärmuseum in Ingolstadt besichtigen.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
„Aber ohne Schwalben kann das Jahr doch nicht gut gehen“, fürchtete einmal Margareta, die Großmutter von Konrad Lindner, jun..
Was war passiert? Jedes Frühjahr wurde die bunte Oberlichte der Eingangstür abgehängt, damit die Schwalben in den Gang fliegen und dort oberhalb eines Trennblechs ihre Nester bauen konnten. Doch einmal passierte es aus unerklärlichen Gründen, dass diese nicht kamen.
Und das Jahr? Es verging wie alle anderen, nur eben ohne Schwalben.
Die Brotsupp´n und die Bratwürste
Die Brotsupp´n war auch bei den Lindners gang und gäbe. Nicht selten kam es aber auch vor, dass davon hungrige Gäste bekamen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese und natürlich auch manch anderes mehr mit versprengten Soldaten geteilt, die sich im Kirchholz versteckten.
„Man half sich selbstverständlich“, erinnert sich Konrad Lindner noch aus den Erzählungen seines Vaters.
Immer wieder passierte es auch, dass es das Mausbergfest, das ja lange nur an einem Sonntag nach Mariä Geburt, dem 8. September, stattfand, verregnete.
Dort hatten die Lindners in den 1950iger Jahren für diesen Tag einen Festplatz gepachtet und sorgten zusammen mit dem Mausbergwirt für die Verpflegung der Pilger. Diese kamen normalerweise dann in Scharen mit dem Zug, nicht nur aus Amberg.
Da Schanktisch und Grill im Freien waren, wäre es ein Riesenproblem gewesen, wenn man die vielen bereits vorbereiteten Bratwürste bei Regen nicht hätte verkaufen können.
Was tat man? In der hauseigenen Schmiede der Lindners, unten im Dorf, wurde der große Grill aufgebaut und die „Haue-Bettl“, eine Schwester von Konrad Lindner sen., briet dann dort die traditionelle Köstlichkeit. „Sterweise“ holten die Gebenbacher dann die großen Portionen an Würsten für den ganzen Haushalt. Damit war auch der Umsatz gerettet und nichts ist „vokumma“.
Ja, zammghaltn ham scho, die Gembecker „Leddendatscher“ (Lehmtreter), wissen auch die Hahnbacher „Sandhosn“ noch.
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