Das Bierfilz

Das echte „Bierfilzl“ wurde aus gefilzter Wolle oder gefilzten Lumpen hergestellt

Zum Trocknen der Bierfilze beim Fenk in Atzmannsricht


Bis Ende des 19. Jahrhunderts sog es Überschäumendes auf, wurde manchmal gewaschen, trocknete über Nacht in einem Ständer und wurde so lange wieder verwendet, bis es einfach „schieder“, also dünn und kaputt war. Heute würde man von Nachhaltigkeit sprechen.

Doch nicht nur anfangs waren die ersten Untersetzer nicht überall beliebt. Im Band Nr. 55 von 2021 von „Der Eisengau“ wird auf Seite 152 eine Leserzuschrift vom Amberger Tagblatt vom 14.10.1862 zitiert.

Dort wird geschildert, dass diese „Neuigkeit“ mit folgenden Worten unter die Tische geworfen wurde: „Diese (Bierfilze) waren früher nicht da, also gehören sie jetzt auch nicht hierher!“ Dazu ließe der endgültige Zustand der Untersätzchen darauf schließen, dass sie auch mit den Füßen der „gebildeten“ Gäste bearbeitet worden seien.

Ja, bei solchen dramatischen Neuerungen war der Oberpfälzer an und für sich schon immer recht zurückhaltend gewesen.

1892 kam aus Dresden der Vorläufer des heutigen Bierdeckels in Form einer aus Papierbrei hergestellten Filzplatte. Als Erfinder wird ein Robert Sputh genannt.

Kasimir Otto fertigte seit 1903 den mittlerweile gängigen Bierdeckel aus Holzschliff. Nicht wenige Sammler können hier Hunderte, wenn nicht sogar Tausende an Exemplaren vorzeigen.

Die Striche auf dem Filzl aber sind gleich geblieben: ein Strich für ein Bier, ein Kreuzel für ein Weizen. So hat sich wohl auch jener Lehrer kaum gewundert, als ein Wirtsbub im Religionsunterricht las „Papst Johannes zwei Weizen, drei Bier“.

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