"Ehemalige oder existente Gasthäuser unserer Gemeinde" - Heute: Die Gastwirtschaft Fenk in Atzmansricht mit Wirtshausg`schicht´n
Brotzeit beim Fenk in Atzmannsricht
Hannes Zagl hieß der Vorbesitzer des zweiten Atzmannsrichter Wirtshauses, das heute der Familie Fenk gehört.
Mit dem damaligen Wirtssohn befreundet war der 12- oder 13-jährige Nachbarsbub Konrad Kellner alias Schousta Kou’l. Ihn faszinierte besonders ein Grammophon, das sich im Gastzimmer hinter der Türe links befand.
Mit einem Zehnerl, das man immer wieder herausnehmen konnte, spielte eine Schellackplatte ein bekanntes Couplet aus den 20er Jahren. Konrad Kellner trug es noch mit über 90 Jahren gerne und zur Freude aller als ‚Atzmannsrichter Feuerwehrlied‘ vor.
Anne Zöller hat es in der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr beziehungsweise zum 130-jährigen der Feuerrotte Atzmannsricht festgehalten.
"Atzmannsrichter Feuerwehrlied", es beginnt gesungen
„Brenna duad’s, brenna duad’s! Her von allen Seitn head ma Sturm scho leitn. D’Leite renna hin und her, ois schreit nach da Feuawehr. Bis döi bloß mal blaousn hom, brennt des ganze Deafal zam!
Da Spritznmoasta kummt im Lauf, dea bringt des Spritznhaus niad auf. „Mei Weiwal, die kann wos daleem, hod ma’n falschn Schlissl geem!“
Da Kommandant staid aa scho daou, in de Pantoffl und sagt: „Solang s’niad blaousn, mei liawa Ma, gaid mia dea ganz Brand nix a!“
Gesprochen geht die Moritat weiter
„Ja, Feuawehrn gid’s ja vülle, aba eine solchane Feuerwehr, wöi mia san, döi san rar! Wenn wir angerasselt kommen, macht jeda ‘s Kreuz.
Wenn wir am Brandplatz erscheinen, brennt’s erscht richtig! Ärgerlich is halt, wenn ma z’spät kommen; des is halt aa scho leida a boamal bassiert.
Die Leit daou hintn in Wastlsgrün, die hom sa an so an saudumma Dooch zum Obrenna ausgsucht, wo mia grod Christbaamfeia ghabt hom. Na, daou woa da Breia do, hod zwoa Fassln Bier zohlt – kamma aa niad glei davorenna!
Bis ma dann des Bier austrunkn hom, und bis ma dann ausgmacht hom, wea eispanna soll, bis ma halt dann an Brandplatz hikumma san, woan d’ Mauara scho daou am Aafbaun. Und daß ma niad ganz umasinsd higforn san, homma a bissl mid Meaddl griad.
Ja, ganz andaschd nadierlich woa des, wie’s bein Hansbauan brennt hod! A Feua woa des, eine Freid woa des, wie’s daou brennt hod!
Mit vier Schlauchanlagn homma einegspritzt, nicht ein Stück Vieh ist ihm verbrannt! Bloß die Gäns und d’ Antn san rauskumma, waal die hom schwimma kinna.“
Gesungen endet das Couplet mit
„Wir von da Otzmasriada Feuawea, wenns waou raucht und brennt, kumma glei daher, spritzn, daß se de Spoachn biang, d’ Funkn umandafliagn. Was verschont die Feuersbrunst, richtn mia mim Wassa zgrund!“
Zur Gastwirtschaft Fenk findet man in der Chronik von Gebenbach des Dr. Heribert Batzl auf Seite 213 im Jahr 1569 als Besitzer einen Hans Reuchel.
Weitere Besitzer sind 1618 Georg Kergl, der Ältere, 1626 Thomas Dorner, dann folgt 1654 Johann Dorner.
Bei der Hochzeit 1739 von einem Thomas Dorner mit Margareta Höfler wird explizit von einem neuen Wirtshaus gesprochen.
Weitere Besitzer folgen, 1849 ist es Johann Georg Dotzler, der 1891 an Thomas Dotzler übergibt. 1854 heiratet er Barbara Maria Lösch von Atzmannsricht. Nach seinem Tod verehelicht sich seine Witwe 1906 mit dem Wirtssohn Johann Windisch von Süß, der 1930 stirbt.
1937 sind Josef Fenk (1895 – 1949) aus Kittenberg bei Vilseck und seine Frau Maria (1898 – 1974), eine geborene Feil aus Oberweißenbach, die Wirtsleute.
1962 heiratet Ludwig Fenk (15.11.1931 – 26.4.2008) seine Frieda Margareta Dotzler aus Mimbach (1933 – 2004). Seine Bierwirtschaft spielt sich, wie so oft, vor allem unter der Woche in der Küche ab und endet 1985.
Ihr Sohn, Josef Fenk (*10.12.1967) erinnert sich noch gut an manch fröhlichen Abend in der noch immer erhaltenen holzgetäfelten Wirtsstube mit uralten Holzbalken, die manches erzählen könnten.
Schlachtfestwürste
Als einmal zum Beispiel ein kleiner Stammtisch beim Fenk aufs Essen zu sprechen kam, erinnerte sich einer, dass man bei einem Bauern im Dorf frisch geschlachtet habe. Prompt sei eine Delegation zum „Schlachtschüsselbetteln“ dorthin gepilgert.
Nach dem Verweis der heimgesuchten Bäuerin, dass auch der Nachbar erst kürzlich Schlachtfest gefeiert habe, gingen sie auch noch zu jenem.
Im Wirtshaus saß mittlerweile der Bauer des zuletzt besuchten Hofs. Auch mit ihm wurde die „Beute“ großherzig geteilt. Zusammen mit den anderen ließ er es sich recht schmecken und meinte schließlich anerkennend: „Dia Wirscht schmeckn wia di unsern!“ – wobei er nur allzu recht hatte.
Atzmannsrichter Gulden
Mit einem dicken Packen Geldscheinen war 2002 das Atzmannsrichter Ehepaar Anne und Hermann Zöller zu einem Kappenabend am Freitag vor dem Faschingssonntag beim Fenk erschienen.
Hermann ging als Gebenbacher Bürgermeister Peter Dotzler, der kurz vor seiner Wiederwahl stand, und seine Frau als seine Gemeinde.
Quasi als „Wahlgeschenk“ verteilte der Faschingsbürgermeister den „Atzmannsrichter Gulden“ mit dem Konterfei des zu wählenden Bürgermeisters Peter Dotzler.
Als schließlich die Wirtsstube mit circa 70 Leuten doppelt überbelegt war, zahlten bald alle großzügig mit jenen dicken Geldpaketen. „Es war eine echte Gaudi“, schmunzelt Josef Fenk noch heute, doch am Schluss habe man dann natürlich ganz „normal“ abgerechnet.
Schon lange sind die beiden Wirtschaften in Atzmannsricht geschlossen. Einen kleineren Nachhall bietet seit Anfang Juli 2021 Matthias Siegler, ein Neffe von Josef Fenk. Er lädt gern und „hobbymäßig“ am Mittwochabend zu privaten Treffen und bei gegebenem Anlass in die alte Wirtstube Fenk ein.
Die traditionelle Wolfgangskirchweih aber wird bis heute gefeiert, allerdings ohne Raufereien. Dazu trifft man sich zum Auftakt beim Fenk und dann geht es weiter zur „Stodlkirwa“ beim Werner Kohl oder im Gemeindehaus.
Schon lange sind die beiden Wirtschaften in Atzmannsricht geschlossen. Einen kleineren Nachhall bietet seit Anfang Juli 2021 Matthias Siegler, ein Neffe von Josef Fenk. Er lädt gern und „hobbymäßig“ am Mittwochabend zu privaten Treffen und bei gegebenem Anlass in die alte Wirtstube Fenk ein.
Die traditionelle Wolfgangskirchweih aber wird bis heute gefeiert, allerdings ohne Raufereien. Dazu trifft man sich zum Auftakt beim Fenk und dann geht es weiter zur „Stodlkirwa“ beim Werner Kohl oder im Gemeindehaus.
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