Der Hopfen ist eine Kletterpflanze und der Hopfenanbau eine echte dreidimensionale Landwirtschaft

Hopfenzupfer bei der Arbeit

Die Pflanze besitzt feine Klimmhaare, mit deren Hilfe sie sich an Bäumen, Büschen oder am Hopfengerüst im Uhrzeigersinn hochrankt. Dies geschieht aber nicht von selbst.

Die Anleitdrähte am Gerüst wurden seit ca. 100 Jahren (davor wuchsen die Reben an einzelnen, freistehenden Stangen empor, die mit Hilfe eines aus Eisen geschmiedeten „Hopfenstössels“ in den Boden gerammt wurden.) mit Hopfenhaken in die waagrechten Laufdrähte eingehängt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts behalf man sich für dieses „Aufvogeln“ mit Konstruktionen wie dem „Bechervogel“ und dem „Kuckuck“. Diese waren an langen Stangen montiert und konnten über Züge bedient werden.

Im „Hopfen.Bier.Gut“-Museum im Kornhaus in Spalt kann man lesen: „Damit das Gerüst stabil bleibt, werden davor die Querdrähte an den Rändern der Anlage an mächtigen Ankern im Boden fixiert und unter Spannung gehalten.

Je nachdem, wie der Untergrund beschaffen ist und wie tief er im Boden steckt, kann ein Schraubanker mit über 70.000 Newton belastest werden. (Würde man unter diesen Bedingungen eine Decke schrauben, könnte der Anker rund sieben Tonnen Gewicht tragen.)

Beim Spannen der Drähte kommt schweres Gerät zum Einsatz: massive Zugzangen, die als Frösche bezeichnet werden, packen den Draht. Mit einer Anlagenwinde, die in die Schraubanker eingehängt wird, kann der Draht im Frisch gespannt werden. Je kräftiger an den Fröschen gezogen wird, desto stärker klemmen sie den Draht ein. So kann der Draht beim Spannen auch unter großem Zug nicht entwischen.“

Beim Hopfen gibt es weibliche und männliche Pflanzen, doch nur die weiblichen sind von Nutzen und deshalb heißt es auch: „Ein Hopfengarten ist wie ein Nonnenkloster“.

Nur die weiblichen Staubfäden enthalten nämlich das so genannte Lupulin mit ätherischen Ölen, Harzen und Alpha-Säuren, was dem Bier seinen typischen Geschmack verleiht. Diese machen auch den Bierschaum stabil und das Bier durch seine antibakteriellen Eigenschaften haltbarer.

Das Wachstum des Hopfens ist enorm, teilweise 30 cm pro Tag. In ca. 70 Tagen wächst er auf 7 bis 8 Meter Höhe. Nach einer gewissen Pflanzenhöhe beginnt er zu blühen und innerhalb von etwa zwei Monaten entwickelt sich die erntereife Dolde, um geerntet zu werden oder wieder zu verwelken.

Der Wurzelstock überwintert – geschützt und mit Erde bedeckt, dem so genannten „Bifling“ – im Boden.

Theoretisch kann ein Hopfenstock 50 Jahre alt werden, doch meist wird er nach 30 Jahren durch Fechser oder eine Neuzüchtung ersetzt. Dieser Junghopfen kann aber erst im zweiten Jahr nach seiner Pflanzung geerntet werden.

Hopfenpflege ist noch immer viel Handarbeit

Der Satz „Der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn seh´n“ erzählt von enorm großer Arbeitsintensität und erklärt wohl auch seine hohen Preise, die allerdings sehr schwanken können.

Die Arbeit beginnt mit dem „Aufdecken“, dem Aufhauen der Biflinge im Frühjahr, dann das Beschneiden der Austriebe, schließlich folgt das Aufdrahten, welches seit ca. 1890 anstelle einer Schnur mit Draht gemacht wird. Schon steht das „Anleiten“ an, das Festmachen der Reben, welches bei starkem Wind nicht selten wiederholt werden muss.

Das Hopfenjahr beginnt alljährlich an Josefi, am 19. März

Im „Hopfen Bier Gut“ Museum im Kornhaus Spalt heißt es dann; „Ist der Mai nass und kalt – gut für Spalt!“

Zu „Johanni“, dem 24. Juli, soll der Hopfen hochgeklettert sein und am 7. Juli, an Sankt Willibaldi wünscht man: „Hopfen prahl di!“

Am 15. August, an Mariä Himmelfahrt steht der Hopfen in voller Pracht und am Sankt Bartholomä, dem 24. August ist Beginn der Hopfenernte.

Den Abschluss bildet Ende August das Hopfenzupferfest.

Der Hopfen gilt als Heilpflanze

Arabische Ärzte fanden seine bakterizide Wirkung heraus und die Volksmedizin nutzte ihn gegen Tuberkulose, als Beruhigens- und Schlafmittel. Gegen Bücherfraß wurde er eingesetzt, zum Schutz von Bienenvölkern und sogar zur Papierherstellung oder Tabakersatz wurde er verwendet.

Von 1750 bis 1802 wurde ein Hopfenanbau in der Oberpfalz sogar verordnet

Auch vor den Toren Hahnbachs, mindestens vor dem Amberger Tor, wohl dort, wo heute das Feuerwehrhaus steht, ist ein Hopfengarten nachgewiesen, ebenso hinter der Klause auf dem Frohnberg.

Bezeichnenderweise spricht man nicht nur in der Oberpfalz auch immer von Hopfengärten und nicht von einem Hopfenacker. Denn der Hopfenanbau war recht arbeitsintensiv und passte zudem nicht in die einst übliche Dreifelderwirtschaft.

Auch fand man erst an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert Geschmack am Hopfen und verzichtete zunehmend auf weitere Zutaten. Bald wurden dann die Oberpfalz, das Hersbrucker Gebirg, der Aischgrund und die Gegend um Spalt zum Hopfenanbaugebiet Nummer 1 in Deutschland.

Doch mancher Hopfenbauer arbeitete auch an einem „Etikettenschwindel“ mit. Er verkaufte seine Ernte ins Böhmische und „reimportierte“ seine Ware als „böhmischer Hopfen“. Dieser hatte einen besseren Ruf, galt als höherwertig und erzielte einen höheren Erlös.

Der Nürnberger Hopfenmarkt hatte erst Erfolg als 1858/62 das Schwefelungsverbot aufgehoben wurde. Schnell entwickelte er sich aber dann zum größten Hopfenmarkt der Welt, den überwiegend jüdische Händler betrieben.

Mit der Jahrhundertwende allerdings kam schon der Niedergang des oberpfälzischen Hopfens. Das oberpfälzische und fränkische Erbrecht verlangte ein Aufteilen des Besitzes und damit auch der Felder, die so immer kleinparzelliger wurden.

In der Hallertau aber erbte nur einer den Hof und so standen stets größere Flächen zur Verfügung. Eine höhere Bodenqualität und modernere Methoden wie der Drahthopfen im Gegensatz zum arbeitsintensiveren Stangenhopfen machten bis heute die Hallertau zur weltweit erfolgreichsten Hopfengegend. (Der Eisengau, Nr. 55/ 2021, S. 60ff)

In der letzten Hahnbacher Brauerei Ritter wurde bis zuletzt Spalter - und Hallertauer Hopfen gemischt

Der Spalter Hopfen war teurer, nicht zuletzt wegen seiner geringeren Produktion, die aber größere Dolden vorweisen konnte. Der Hallertauer Hopfen hatte kleinere Dolden und war etwas günstiger, erklärte der letzte Braumeister Anton Ritter (19.6.1924 – 4.11.2015).

Bevor sich nach 1956 mechanische Hopfenpflückermaschinen durchsetzten, zogen auch nicht wenige Oberpfälzer alljährlich in die Hallertau und in die Spalter Gegend zum Hopfenzupfen. Meist waren dies Frauen, die als ausdauernder und flinker galten. Auch gab es unter ihnen nicht so leicht gewalttätige Streitereien. Die Bezahlung war zudem gleich für beide Geschlechter. Sie richtete sich nämlich nach der gepflückten Menge und wurde am Ende der Saison gegen die gesammelten Marken ausgezahlt.

Viele Frauen brachten auch ihre Kinder mit, die so „versorgt“ waren und ab einem bestimmten Alter auch mithalfen. Für einfache Unterkunft, natürlich „theoretisch“ geschlechtergetrennt, und das Essen hatte der Hopfenbauer und seine Bäuerin zu sorgen. Morgens und abends gab es eine Mahlzeit auf dem Hof, untertags auf einem Wagen im Hopfengarten, um keine Zeit zu verlieren.

Auch hier spielte man den „Neuen“ manchen Streich. So bat man sie zum Beispiel auf dem Hof doch die Hopfenschere zu holen. Dort angekommen, warteten schon informierte „Schlawiner“, welche den verdutzten Frauen oder Männer „zur Gaudi“ das Gesicht schwärzten.

Der Abschluss der Ernte wurde nach dem Auszahlen des Lohns oft mehr als gebührend gefeiert. In Spalt fand für die als „Kunden“ bezeichneten Erntehelfer seit 1904 am zweiten Sonntag nach der Ernte ein buntes Fest mit einem Umzug statt.

Doch da dieser „Saumarkt“, den man wegen mancher Exzesse so nannte, in regelmäßigen Tumulten endete, wurde er schon nach wenigen Jahren verboten. Mittlerweile greift man diese Tradition am ersten Sontag im September -allerdings ohne viele Erntehelfer und mit zahlreichen Touristen- mit einem „historischen Hopfenzupferfest“, das noch immer „Saumarkt“ genannt wird, auf.

Neben traditionellem Mittagstisch mit Bratwürsten und Kesselfleisch wird nachmittags das Saumarktkönigspaar gekrönt und der ausrichtende Heimatverein Spalter Land e.V. lädt zusätzlich zum Singen alter Hopfenzupferlieder ein.

Mittlerweile hat auch bei den Hopfenbauern die Technik Einzug gehalten und tonnenschwere teure Pflückmaschinen trennen Blattwerk und Dolden und ein Metallabscheider sortiert davon meist auch den Großteil des abgeschnittenen Drahts aus.

Die Dörre befindet sich ebenfalls im großen Stadel und eine Abfüllvorrichtung für die gepressten Hopfenplastiksäcke. Jeder sechste Sack wird von unabhängigen Prüfern genau untersucht und zertifiziert. So kann dieser dann mit dem Stempel eines Siegelhopfens bis zum einzelnen Hof und sogar bis zum Herkunftshopfengarten zurückverfolgt werden.

„Mistvieh“, sprich Rinder oder Schweine, die auf den Hopfenhöfen ausreichend „Mist machen“ und zur Dünung der Hopfengärten benötigt wurden, braucht man ebenfalls nicht mehr. Moderner moderat angewendeter Kunstdünger und gegebenenfalls auch Schädlingsbekämpfungsmittel haben dies übernommen.

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