"Ehemalige oder existente Gasthäuser unserer Gemeinde" - Heute: Gastwirtschaft Härtl, Oberschalkenbach - Geschichte und Wirtshausg´schicht´n

Der Wirt in Oberschalkenbach

Die Ortschaften Unter- und Oberschalkenbach liegen am Bach eines Schalks. Dort siedelte wohl ein Knecht, der im mittelhochdeutschen als „Schalc“ bezeichnet wurde. 1326 erscheint ein Schalchenbach im Amt Hahnbach. 1329 und 1569 wird der Ort mit neun Lehen, doch 1661 nur noch mit fünf Untertanen und drei Inwohnern, also Mietern, angegeben.

Schon lange aber haben die beiden Schwester-Ortschaften aufgeholt. Ihr Spitzname ist „Katzadool“, was aber von manchen gar nicht gerne gehört wird. Wahrscheinlich verdankt er die Bezeichnung jenem „Katzenbuckel“ auf der Straße zwischen Ober- und Unterschalkenbach. Humor wäre vielleicht, wenn man trotzdem lacht?!

Eine Gastwirtschaft gab und gibt es nur in Oberschalkenbach, es ist der „Wirt“ mit der Hausnummer 4

Nachgewiesen ist das Anwesen seit 1674, wo es im Besitz eines Andreas Neusberger, dem Älteren, ist. Es folgen die Familien Weiß, Gottschalk, Kraus und Schober. 1792 ist es als „Madlhäusl“ eingetragen.

Explizit als Wirt taucht 1868 Karl Kohl auf, der 1869 Maria Magdalena Moosburger aus Irlbach heiratet. Ihm folgt bereits 1889 Michael Hoffmann, ein Wirt aus Burgstall. 1914 kauft dieser das Wirtshaus in Oberschalkenbach von einer fränkischen Spar- und Darlehensbank. Dieses befand sich jedoch auf der dem derzeitigen Wirtshaus gegenüber liegenden Straßenseite. Er war mit Anna Horn aus Neunaigen verheiratet war und stirbt 1928.

1928 ist Johann Hoffmann der Gastwirt. Seine Frau wird 1930 Kunigunde Wallner aus Ebersberg, das nun im Truppenübungsplatz Grafenwöhr liegt. 1962 stirbt dieser und Alois Hoffmann (1934 - 2021) ist ab 1964 der Nachfolger. Seine Frau ist Maria Mittermeier (1939 - 2022) von der Mühle in Hahnbach, liebevoll „die Mühl Mare“ genannt.

Beim Härtl in Oberschalkenbach

Seit 1989 ist ihre Tochter Monika Hoffmann (*1965) die Besitzerin. 1990 zieht die Familie in das auf der anderen Straßenseite gegenüber liegende Haus und führt dort die Wirtschaft weiter

Am 30. Dezember 1997 heiratet Monika Hoffmann Hermann Härtl (*1965), der leider viel zu früh am 24. Mai 2019 stirbt.

Der Bürgermeister als Kinamoidl

Monika Härtl schmunzelt, wenn sie an eine Erzählung ihrer Mutter denkt. Diese weiß noch, dass recht oft Alois Wismet, genannt der Hansn Alois von Mülles, seines Zeichens Hahnbachs zweiter Bürgermeister, ihr „Kindermoidl“ oder besser „Kinderhüter“ war. Oft, wenn die Eltern im Stall zu tun hatten und er gerade Gast war, hütete er sie in ihrem Bettstadl in der Küche.

Dort traf man sich auch unter der Woche auf das eine oder andere Bier, denn dort war es gemütlich warm und man brauchte die viel größere Wirtsstube nicht zu heizen.

Eine Kirchweih in der alten Wirtschaft am 4. Sonntag im Oktober 1989 ist ebenfalls bleibend in ihrer Erinnerung geblieben. Damals herrschte bestes Wetter und die wenigen Bierbänke im Hof vor der Gaststube reichten schon bald nicht mehr aus. Prompt beförderte man alle fünf Tische und alle Stühle aus der Wirtsstube nach draußen, um dort die gemeinsame Zeit und die Herbstsonne zu genießen.

Das alte Gasthaus

Der Adlholzer Hobbyheimatforscher Josef Wismet hat in seinen Aufzeichnungen festgehalten, dass das alte Haus selber wohl aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammte und, wie damals üblich, erdgeschossig mit einem Satteldach geschützt war. In der Mitte war der breite Eingang, geradeaus der Vorratsraum im Keller, rechts die Wohnräume und links der Stall für Vieh und Kleintiere. Nachdem der Stall in die Scheune verlegt wurde, sei das Haus sicher grundlegend und mehrmals umgebaut worden.

Eine weitere Tür führte zum Wirtschaftsraum, der Küche, dem großen Herd mit dem Wassergrandl. Wohl war hier früher, meint Wismet, eine „urgemütliche Kuchl“ mit einem offenen Kamin mit einer Feuerstelle und einem Kamin gewesen. Eine weitere Tür ging zum Keller, wo der Bierausschank erfolgte und sommers wie winters immer die gleiche Temperatur herrschte.

Der Abort, als Sitz und Pissoir, war draußen in einem gemauerten Raum. Der Hofraum bot genügend Einstellmöglichkeit, anfangs für Pferde, Kutschen und weitere Gespanne, dann für Bulldogs, Velozipeds, Motorräder, Roller und Autos.

Das Wirtshaus hatte eine große, helle Gaststube dank der fünf mehrteiligen Fenster mit Oberlichten zum Öffnen. In der Stube war eine aufwändige, hölzerne Wandverkleidung und in der Ecke ein nutzbarer Schrank. Der Fußboden bestand aus breiten, sauberen Brettern. An der Außenwand waren durchgehende, feste Holzbänke, Bestuhlung und Tische von echter Schreinerqualität.

Auch der allheizbare Kanonenofen fehlte nicht. Auch fand man ein Kanapee, eine Schlaguhr, ein Kästchen und sonstige seltene Raritäten. Besonders erwähnt Wismet eine Aufhängung, mitten im Wirtshaus an der Decke, in Form einer Schlange. Daran waren Hacken für Hut, Kleidung, Rucksack und sonstiges Mitbringsel.

Gegenüber der Wirtsstube war mit einem Antritt die Eingangstür zum Saal. Dieser war der einzige große Saal in der Gemeinde für größere Veranstaltungen, für Versammlungen aller Art, für Theateraufführungen, Christbaumversteigerungen und natürlich für das Feiern der Allerwelts-Kirchweih.

Da spielten dann die „Hollnsteiner“, die „Bergknappenmusik“ oder die „Eberhardsbühler“. Fröhlich und lustig ging es auf dem Tanzboden zu, „soweit kurzerhand keine Rauferei aufkam“. Zur Kirchweih wurden Biere, Bratwürstl, mit und ohne Sauerkraut, Knöchl, Wurstsachen aus eigener Schlachtung und manches mehr und natürlich Kaffee und Kücheln angeboten.

Bsuffene Säu

Wismet erzählt weiter, dass „Noichala“, also Bierreste gesammelt und in den Schweinetrog geschüttet wurden. Gierig schlurften diese das alkoholische Gebräu und grunzten zufrieden. Die „bsuffenen Säue“ torkelten schließlich umher, „fielen um wie Mehlsäcke“, verdrehten die Augen und schliefen ein.

Zum mitwojna schej!

Der Wirt Alois Hoffmann war beim Hahnbacher Männergesangsverein passives Mitglied. Für dessen finanzielle Unterstützung bedankte sich der Chor gerne mit einem gemeinsamen Wirtshausbesuch. Nachdem die Stimmen geölt waren, begann man wie gewohnt zu singen. Als man aber bemerkte, dass die Wirtin davon so gerührt war, dass ihr ein paar Tränen über die Wangen liefen, beendete man den Gesang und ging wieder zur Unterhaltung über.

Doch, es kam, wie es kommen musste, wenn ein Chor unterwegs ist: er ist nicht vom Singen abzuhalten und so ertönte bald nach weiterem Ölen wiederum vielstimmig manch alte Weise. Wieder weinte die Wirtin und man hörte mit den Darbietungen auf. Doch kurze Zeit später, bat diese tief berührt den Dirigenten: „Gej singst doch nu amal, weils goa so schej is!“

Und heute?

Seit 1981 (2021) ist die Gaststube jeden Montagabend ab 19.30 Uhr und seit 2019 jeden Sonntag ab 16.30 Uhr geöffnet.

Gerade der montägliche Stammtisch wird noch immer gerne von ca. 20 Gästen zwischen 19 und 65 Jahren aus der Umgebung angenommen.

Doch für Gesellschaften und nach Vereinbarung macht Monika Härtl auch weiter gerne auf.

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