Was ist, „wenn die Liebe in die Jahre kommt?"

Was ist, „wenn die Liebe in die Jahre kommt?“ fragte Diplompsychologe und Paartherapeut Sebastian Sonntag im Cafe Central auf Einladung der KEB, deren ehrenamtlicher Vorsitzender er ist.

Er begann mit der kritischen Überlegung, ob er bei diesem Thema „Liebe im Alter“ eigentlich so viel Neues über das Thema „Partnerschaft“ zu sagen habe im Vergleich zu allen seinen bisherigen Vorträgen mit dieser Thematik.

Die Grundsäulen gelingender Beziehungen seien über alle Lebensphasen hinweg gültig. So etwa die Bedeutung der Herkunft. Er riet, sich nicht über die Eltern zu erheben, denn „man ist wie sie und doch (etwas) anders“. Oder die schlichte Anerkennung der Verschiedenheit von Partnern, gleich in welchem Lebens-Umbruch sie sich befinden“. Unsicherheiten und Ängste seien dabei „doch kein Wunder“ und absolut „nicht unnormal“.

Die Balance zwischen Nähe und Abstand und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Paare wurden symbolhaft anhand der Unterschiede eines Hasen und einer Schildkröte anschaulich. „Akzeptieren Sie, dass der Andere anders ist“ und „niemand ist dazu da, den anderen glücklich zu machen“, hörte man dazu.

Die „Etagen der Beziehung“ zeigte der Therapeut gut anhand der Räume eines mehrstöckigen Hauses auf: von der unterschiedlichen Herkunft über die Paarfindung, zur Elternschaft, dem Auszug der Kinder und den „Großeltern unterm Dach“.

Vielmehr solle man „den Schatz im Anderen suchen“ und „jenes unsichtbare, verborgene Geheimnis erahnen“, um die „drei Säulen einer Beziehung zu festigen“. Diese führten von der Verliebtheit zur Teamfähigkeit hin zur stabilen „geistigen Verwandtschaft“, die Sinn und Sicherheit, auch und gerade im Alter vermittle.

Als „besten Tipp“ riet Sonntag, sich für einander Zeit zunehmen. Als Beispiel zeigte er eine konkrete Übungsmöglichkeit auf: Sich öfter die wertvolle Zeit zu schenken, abwechselnd einander jeweils zweimal 15 Minuten nur zuzuhören. Der Zuhörende darf nicht unterbrechen.

Dabei dürften allerdings keine Vorwürfe, nur Wünsche und Ich-Botschaften geäußert werden. Auch eventuelle Stille gelte es dabei auszuhalten, was zuweilen besonders spannend sein kann. „Vielleicht fangen Sie aber auch erst mal mit 5 Minuten an“, reduzierte er auf manch männliche Skepsis hin.

„Sagen Sie auch immer wieder ihrem Partner, was sie an ihm schätzen“ und sehen sie ihn auch wiederholt „so als wäre es ihre erste Begegnung“, um die Faszination des Anfangs auferstehen zu lassen, riet der Psychologe.

Klug wäre es auch, eine Chronik der Beziehung anzulegen, so Sonntag, ohne Wertungen, nur mit Fakten: wann war was, wo sind wir mit wem gewesen usw., um vielleicht manch Verlorenes wieder zu entdecken und neu zu beleben.

Christian Irlbacher, der Geschäftsführer der KEB, dankte Sonntag mit einer Flasche Wein für seinen gut angenommenen und interessanten Vortrag.

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