Als „Homeless on Tour“ seit Ostern 2023 unterwegs, nachdem er seine Wohnung verloren hatte
Björn Grotheer aus Köln mit Liegerad und Camperanhänger beim „steinernen Kanapee“
„Des gibt’s doch nicht!“ staunten Hans und Jürgen, Wasserwärter der Mimbacher Gruppe, als sie am Hochbehälter in Atzmannsricht ein recht seltsames Gefährt entdeckten. Dort standen nämlich ein abgedecktes Liegerad und ein Camperanhänger beim „steinernen Kanapee“. Bei genauerer Betrachtung meldete sich auch gleich der Besitzer, der bei Regen im trockenen Anhänger ruhte.
Freundlich stellte sich dieser als Björn Grotheer aus Köln vor und dass er bereits eine 7.500 Kilometer lange Reise hinter sich habe.
Als „Homeless on Tour“ sei er seit Ostern 2023 unterwegs, nachdem er seine Wohnung verloren hatte und gegen eine anschließende Trunksucht ankämpfen wollte.
Von einem Gehalt aus vorübergehender sechsmonatiger Arbeit als Hausmeister in einem Supermarkt kaufte sich der 42jährige in Nordrheinwestfalen erstmal ein Trekkingbike, einen Kinderanhänger und ein Zelt und zog los.
In Berlin erstand er schließlich einen Camper und ein Liegerad und weiter ging es mit reiner Muskelkraft nach Magdeburg, Cuxhaven, Hann. München, Fulda, Aschaffenburg und an den Rhein. Von Köln aus steuerte er weiter den Bodensee an und über Karlsruhe zog es ihn schließlich in die oberpfälzische Hauptstadt, nach Regensburg.
Exaktes Ziel war ein Treffen von Fahrradwohnwagenbesitzern im nahen Schierling, wo er auch manche Reparatur an seinem Gefährt vornehmen und bei Bekannten über die Feiertage ein wenig Ausruhen konnte.
Nein, Angst, zu verhungern oder gar zu verwahrlosen, habe er nicht, erklärt er, nicht ohne Stolz. Auch wolle er absolut „kein Geld vom Amt“.
Spenden würden ihm ausreichend zufließen, erfährt man, die fürs Essen und Überleben, teils auf Campingplätzen mit Waschgelegenheiten oder die Wäsche in einem Waschsalon reichen würden.
Schon hat er einen eigenen You-tube-Kanal unter „Homeless on tour“, den er meist wöchentlich, auch dank einer Solarzelle auf dem Camper, beschickt. Auch interessierten sich schon Sponsoren für eine Werbung an seinem Anhänger und so ist er nun unterwegs nach Chemnitz in Sachsen als nächstes Ziel.
„Ich bin glücklich!“ bestätigt Björn Grotheer, denn „frei sein und die Welt anschauen“ täte auch seiner Gesundheit „richtig gut“. „Mein Ziel für 2024 ist es, noch sieben verschiedene Fahrrad-Wohnwagen-Treffen zu besuchen und weitere Sponsoren zu finden“, erklärt er.
Was dann komme, könne er allerdings nicht sagen, „vielleicht lebe ich dann vom Radeln und dem You-tube-Kanal“, schließt er und schlüpft wieder in seinen Polarschlafsack.
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