„Zeit-Geschichten“ erlebte man im Schlossbräu mit Franz Rehaber, seiner Tochter Maria Rehaber-Graf und dem Kreisheimatpfleger Dieter Dörner in Lintach

Mit Hilfe seiner Kinder Stefan und Maria hatte der 89jährige Seniorchef sein zweites Buch publiziert. In ihm werden primär die Jahre 1945 bis 1948 lebendig

Kriegsende, Flüchtlinge, Erlebtes aus Politik, Kirche, Schule und Landwirtschaft wurden wieder sehr lebendig. Veranstalter war die Katholische Erwachsenenbildung, welche deren Geschäftsführer Christian Irlbacher vertrat.

Musikalisch eröffnete und strukturierte Franz Rehaber mit seiner Zither den Abend, perfekt begleitet von seiner Tochter Maria mit Gitarre, Flöte und Akkordeon

Franz Rehaber und Maria Rehaber-Graf

Zum Einstieg lernte man humorvoll die einstigen „drei Dorfheiligen“ kennen, nämlich Pfarrer, Lehrer und Bürgermeister. Ihre Ära endete aber bald schon nach dem Krieg.

„Ganz viel Mut, Hoffnung und Gottvertrauen“ brauchten dann besonders die in Lintach angekommenen Flüchtlinge, wie Ehrengast Max Alscher aus eigener Erfahrung berichtete.

Helmut Wilczek und Max Alscher. Sie sind als Jugendliche (15 bzw. 14 Jahre alt) mit dem Treck aus Oberschlesien nach Lintach gekommen

Die Odyssee seines Tracks mit Pferdefuhrwerk, Fahrrädern und Begleitern zu Fuß über 844 Kilometer mit Toten und Sterbenden am Wegrand berührte zutiefst.

Die Integration der Sudentendeutschen gelang schließlich dank mitmenschlichem Zusammenhalten. Die erste Heirat mit einer Lintacherin, der verbindende Sport, neue Bräuche wie Weihnachtsfeier, Osterritt, Frühschoppen oder maskierte Faschingsbälle belebten zudem positiv Dorf und Brauchtum, so Franz Rehaber.

Das Überleben in mageren Zeiten, gerade im Jahrhundertwinter 1946/47 und dem folgenden Dürresommer oder das Leben mit Bezugsscheinen bis 1948 wurde wieder lebendig und nötigte allen viel Respekt ab.

Kreisheimatpfleger Dieter Dörner steuerte mit anschaulichen Kurzvorträgen viel Wissen bei. So lernte man die „Bierstraße Raigering-Lintach-Freudenberg“ kennen und die schwierige Gratwanderung zwischen den Herrschaftsgebieten.

Informativ auch die Wandlung des Weinlands Bayern hin zum Bierland, die Welt der Kommunbrauereien und Gastwirtschaften, ebenso die Geschichte der Schlossbrauerei Lintach, die am 6. Mai 1976 endete.

Aus der Schlossbrauerei Rehaber Lintach

Ehrliche Seufzer hörte man bei Dörners Analyse des Gasthaussterbens, welches am 31. Mai 2024 ja auch den Lintacher Schlossbräu trifft.

Mancher Beitrag aus dem Publikum ergänzte noch die lebendigen Ausführungen, die mit dem gemeinsam gesungenen „Tief drin im Böhmerwald“ schlossen.

Pause bei der Erntearbeit (Familie Naber/Rehaber)

  • Aufrufe: 294
AWZ-HAHNBACH