„Chronik 900 Jahre Iber“ im vollbesetzten Dorfheim übergeben
„Nur wer das Gestern kennt, kann das Heute richtig verstehen und das Morgen planen.“ So formuliert Bürgermeister Hans Kummert in seinem Vorwort für die „Chronik 900 Jahre Iber“.
In einer Feierstunde nach einem Dankgottesdienst in der Bruder-Konrad-Kirche wurde diese offiziell dem Bürgermeister und der Öffentlichkeit vorgestellt und übergeben. Ortssprecher Eduard Eckl konnte dazu im vollbesetzten Dorfheim viele Ehrengäste begrüßen.
Über die Entstehung dieser Geschichte berichtete Konrad Hubmann von einem unerwarteten Fund von alten Gemeindeakten auf dem Dachboden des Anwesens Georg Winter im Jahre 1983. So kam er zur Überlegung, anlässlich der Ersterwähnung der Ortschaft Iber vor 900 Jahren eine kleine Broschüre mit einigen Daten und Berichten aus dem aktuellen Dorfleben zu erstellen. Aus dieser Idee entstand nun ein großes Werk in zwei Bänden mit ca. 1650 Seiten und einer Auflage von 225 Stück.
Hierzu bildete sich erstmals am 6. Januar 2009 ein Arbeitskreis mit ihm, Karl Kühlthau, dem Heimatpfleger Ludwig Graf aus Hahnbach und dem aus dem benachbarten Dürnsricht stammenden Historiker Dr. Josef Weiß-Cemus.
Eine Unmenge Bildmaterial wurde gesammelt, in Pfarrbüchern recherchiert und Informationen, hauptsächlich von den älteren Dorfbewohnern, abgefragt. An vielen Tagen wurde in öffentlichen und kirchlichen Archiven wie in Amberg, Regensburg, und Bamberg nach Unterlagen gesucht und nachgelesen.
In mühsamer Arbeit ist so nach intensiver Quellenforschung eine anspruchsvolle, ortsübergreifende Lokal- und Regionalgeschichte mit vielen Bildern entstanden.
Band I umfasst den Zeitraum von der Besiedelung dieses Raumes über das gesamte Mittelalter bis in die heutige Zeit, außerdem die Geschichte der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in Iber, der Vereine und Gruppierungen und Beiträgen zum Leben der Dorfgemeinschaft.
In Band II lassen sich Hof- und Familiengeschichten der Altanwesen aus der heutigen Zeit zum Teil über 13 Generationen bis vor 1600 zurückverfolgen, sowie die Hausgeschichten der Anwesen seit ca. 1850.
Die Chronik bildet nicht nur für Einheimische, sondern auch für Historiker und Familienforscher eine reichhaltige Fundquelle an Namen und Daten.
In einem ausführlichen Referat beleuchtete Dr. Weiß-Cemus Vorstellungen, wie der hiesige Raum in frühester Zeit besiedelt worden sein könnte und über die Entstehung des Ortsnamens. Seine Erstnennung habe Iber dem Werdegang der Diözese Bamberg zu verdanken.
Dabei könne über 1000 Jahre bis in die Zeit von Kaiser Heinrich II zurückgegangen werden. Zu diesen ganz frühen Vorgängen im hiesigen Gebiet gebe es nur wenige schriftliche Hinweise. Zu Indizien auf diese Zeit hatte man bzw. die Ortschaft Iber das Glück, dass ein professioneller Forscher an der Akademie der Bayerischen Wissenschaften eingesetzt werden konnte.
Im Verlauf seiner Rede nahm er auch Stellung zur geographischen Randlage des Dorfes. Diese hatte zur Folge, dass die westliche Grenze der Gemeinde Iber nicht nur lokal, sondern auch herrschaftlich zwischen Sulzbach-Neuburg und dem bayerischen Kurfürstentum Amberg bedeutsam war und bis in die heutige Zeit eine Konfessions-, ja sogar eine Dialektgrenze bildet.
So gesehen dürfen viele Ausführungen der Chronik für die jetzige und auch nachfolgenden Generationen äußerst interessant sein. Sie soll aber nicht abschließend sein, sondern zum Weiterforschen ermutigen.
Bürgermeister Hans Kummert zitierte aus seinem Vorwort und bezeichnete den Anlass als historischen Tag nicht nur für Iber, sondern für die ganze Marktgemeinde. Für ihre Mühen bei der Erstellung überreichte er an Dr. Josef Weiß-Cemus den großen Ehrenteller und an Konrad Hubmann den Ehrenkrug des Marktes Hahnbach. Zur restlichen Finanzierung versprach er seine Unterstützung.
Aus der Sicht von stellvertretenden Landrat Franz Birkl sei eine Chronik gerade in der jetzigen, schnelllebigen Zeit des Wohlstandes wichtig und von unschätzbarem Wert. Mit ihrer Darstellung könne der Gefahr der Verdrängung von Begriffen wie Heimat, Tradition und Vergangenheit in den Hintergrund durch die neuen Medien begegnet werden. Mit Präsenten dankte er dem Arbeitskreis für seinen Aufwand.
Abschließend bedankte sich Eduard Eckl im Namen der ganzen Dorfgemeinschaft beim Arbeitskreisteam mit kulinarischen Köstlichkeiten.
Die bestellten Chroniken sollen in den nächsten Tagen von 14.00 bis 17.00 Uhr bei Konrad Hubmann, Am Leherbach 19, abgeholt werden.
Pfarrer Thomas Eckert während des Gottesdienstes in der Bruder-Konrad-Kirche (Bild: "awz-hahnbach.de")
Sowohl von stellvertretendem Landrat Franz Birkl (links) und Bürgermeister Hans Kummert (rechts) wurde zusammen mit dem Arbeitskreisteam die Chronik als gelungenes Werk bezeichnet
Sehr lebendig brachte Dr. Josef Weiß-Cemus den Besuchern den Inhalt der Chronik näher
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