„Geld macht auf Dauer garantiert nicht glücklich“ und Erfolg oft einsam - "Was ist Glück?"
Dr. Annegret Braun stellte auf Einladung des Hospizvereins, der KEB und des EBW in der gut besuchten Stadtbibliothek die Frage „Was ist Glück?“. Die erste Vorsitzende Irmgard Huber begrüßte die freiberufliche Kulturwissenschaftlerin mit vielen Fragen, welche gerade auch in der Begleitung Sterbender immer wieder auftreten und Menschen nicht selten lebenslang beschäftigten.
Braun eröffnete mit dem Philosophen Aristoteles „Alle Menschen wollen glücklich sein“ und wusste doch, dass es „keine allgemein gültigen Rezepte“ dafür gebe. Ein „Suchen und Finden im Alltag“ sei wohl die beste Antwort. Dies dürfe jedoch nicht zum Zwang werden, das man ansonsten leicht unglücklich würde.
Mit Hilfe eines Hufeisens und eines Kleeblatts zeigte die Referentin und Buchautorin auch den Wandel der Glücksvorstellung im Verhältnis zu früher auf. Galt es früher primär Gefahren abzuwenden und erforderte Glück Anstrengung und Geduld, so wolle man heute Glück bewahren und kaufe sich Glückskleeblattpflanzen.
Gerade die moderne Zeit mache durch ihren Glücksanspruch, den viele Medien verbreiten würden, besonders Jüngere krank, und zwar durch deren andauerndes Streben und den Vergleich nach oben. Früher habe man Glück viel realistischer gesehen und sei so nicht in die derzeitige „Glücksfalle“ getappt, die immer mehr verlange.
Drei wichtige Komponenten habe sie aber ausgemacht, welche echtes Glück oft „als Nebenprodukt“ ergäben Als erste zähle sie dazu ein „Leben in Beziehungen“. Verstehe man sich mit seiner Familie, Freunden, Arbeitskollegen, so werde hier viel Geborgenheit und Liebe erfahren. Man spüre dann seinen Wert und begreife sich als unersetzbar und einmalig. Dabei sei es aber auch ganz wichtig, von seinen Lieben nicht zu verlangen, dass diese „uns glücklich machen“. Im Gegenteil, man solle lieber "der Anderen Glück suchen“, um selber glücklich zu werden.
Als zweites nannte sie eine „befriedigende Tätigkeit“, welche als sinnvoll erfahren werde. Dies könnten auch ein Hobby und gerade auch das Ehrenamt sein. Enorm wichtig sei, dass Altruismus, nicht Egoismus dazugehöre, um wirkliche existentielle Erfüllung zu finden.
Ein dritter Aspekt sei ein „bewusstes Wahrnehmen“, eine Offenheit der Welt gegenüber. Dies bedeute nicht, die Augen vor dem Leid zu verschließen, sondern zutiefst dankbar für „Glücksmomente“ zu sein. Nicht das große Glück suchen, gelte es, sondern genießen zu können. Belanglos sei dabei, ob es um ein gutes Essen, einen guten Film oder ums Erinnern an Schönes gehe.
„Geld macht auf Dauer garantiert nicht glücklich“ und Erfolg oft einsam, wusste sie. Es sei traurig, wenn erst am Lebensende begriffen werde, „worauf es ankommt“. Weder Materielles, noch Jugend, noch Gesundheit garantierten nämlich Glück.
Dies bewiesen unter anderem auch der erfolgreiche glückliche Familienvater, der Psychologe Fraberger, der ohne Arme und Beine geboren wurde oder Samuel Koch im Rollstuhl. „Glück hat andere Dimensionen“, so Dr. Braun. So meinte einmal eine 100jährige: „Ich habe erst aufgehört, mir Sorgen zu machen, als meine Kinder ins Altersheim gingen.“
Glauben oder echte Spiritualität, welche auch im Leiden tragen und in der Gemeinschaft Geborgenheit schenken, helfe zudem sein Glück im Leben zu finden. Da man dann das „Leben annehme, wie es ist“ ergäbe Lebenssinn. Mit einem „Blick von oben“ oder einem Rückblick entdecke man dazu nicht selten gute Wendungen, und man fühle sich in ein größeres Ganze eingebunden und geführt.
Zwar seien 50 Prozent des individuellen Glücksempfinden genetisch vorgegeben, doch an den anderen 50 Prozent könne man sehr wohl arbeiten, betonte die 58jährige. Ein Glückstagebuch trainiere das nie fertige Gehirn und erzeuge Dankbarkeit auch für die kleinen Glückmomente. Auch entstehe Kunst nicht selten am Leiden an und in der Welt und führe dann dadurch doch wieder zu viel Freude und Befriedigung.
Wie wichtig auch die Persönlichkeitsentwicklung hierfür sei, wurde in der Diskussion deutlich. Die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen, Neues zu lernen, in jeder Hinsicht „rauszugehen“, könne ebenfalls mit ein Garant für ein letztlich geglücktes Leben sein. Mit dem Gruß des Landkreises „Glück auf!“ und viel Applaus schloss der geglückte Abend.
Glücks-Referentin Dr. Annegret Braun und Irmgard Huber, die erste Vorsitzende des Hospizvereins
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