"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 8)
Die Hahnbacher Hexen oder so schnell brennt bei uns koine
1613 hatte Hahnbach sogar einen Hexenprozeß.
Die Frau des Erhard Wolf warf wiederholt der Frau des Schneiders H. Niller vor, dass diese eine Zauberin sei und ihre Kuh und ihren Mann (Reihenfolge!) so verhext habe, dass dieser eine Zeit daran zu „klauben“ habe. Niller erhob schließlich Klage.
Frau Wolf begründete ihre Anklage damit, dass die Kinder der Nillers zu ihren Kindern „aufs Wasser“ gekommen seien. Sie hätten Gras genommen und gesagt, sie wollen es in den Rauch hängen, dass die Kuh der Familie Wolf zuschanden käme, also eingehe.
Auch die Frau des Nillers habe herausgerufen und gesagt, dass sie dies tun wolle. Tatsächlich sei die Kuh und auch der Mann erkrankt (die Reihenfolge entsprach wohl der Wichtigkeit!).
Der Rat des Marktes allerdings zeigte sich wenig beeindruckt und befahl den beiden Parteien sich bei 5 Gulden Strafe zu vertragen. Fünf Gulden waren damals viel Geld, dafür bekam man z.B. zwei Ochsen. Von den Beiden hat man - verständlicherweise – danach nichts mehr an Vorwürfen oder „Zauberei“ gehört.
1653 wurde in Amberg Ursula Zanner als wohl letzte Hexe verbrannt. (Der Brunnen vor dem Kurfürstenbad erinnert an sie.) Man warf ihr „Diebstahl und Wetterzauber“ vor – immerhin stammte sie aus Wetterfeld bei Cham! Von ihr wissen wir nur, da kurz nach ihrer Verbrennung das Pferd des Richters einging und dieser von seinen Vorgesetzten Schadenersatz verlangte, da „eindeutig“ sein Pferd „Opfer seines Amtes geworden sei“, also von Ursula Zanner verhext worden sei.
In Regensburg wurde schließlich das Pferd obduziert und man stellte fest, dass es an einer schleichenden Lungenkrankheit gestorben war.
Hätte man diese Protokolle nicht gefunden, wüsste man auch hiervon wohl nichts mehr.
Denn wie bei vielem, wofür man sich nachher doch schämte, wurden auch schon damals die meisten Papiere vernichtet.
Aber es ist wahr, dass in der Oberpfalz sehr wahrscheinlich extrem wenig Frauen als eindeutige Hexen „thermisch entsorgt“, sprich auf dem Scheiterhaufen unter unsäglichen Qualen lebendig verbrannt wurden, nämlich nachweislich „nur“ 232.
In Unterfranken weiß man von 2.890 Hexenprozessen, alle natürlich mit eindeutigem Ausgang – s. Wasserprobe, Hexenmalen....
In Hemau wurden einmal sogar fünf Hexen gleichzeitig ermordet – ja es war Mord!
Weshalb die Oberpfälzer hier so zurückhaltend waren, weiß man nicht genau, aber man vermutet, dass die calvinistischen Priester hierbei einen dämpfenden Einfluss ausgeübt haben – ganz im Gegensatz übrigens zu ihrem Stammland der Schweiz, wo extrem viele Frauen nach nicht selten grausamsten Folterungen zu Tode gebracht wurden.
Noch 1747 wurde auf die Denunziation einer Amberger Nonne namens Pistrine, einer Verwandten des Amberger Kanzlers, sogar eine Nonne in Unterzell bei Würzburg verbrannt. Erst 1775 brannte die letzte „Hexe“ Bayerns in Kempten.
Übrigens wurden viele Anklagen, diese oder jene Frau sei wohl eine Hexe, von deren Ehemännern erhoben, es war wohl „Scheidung“ auf mittelalterliche Art. Auch haben Neid, Habgier, Angst und Dummheit eine große Rolle gespielt.
Doch man fragt sich manchmal schon, ob diese Zeiten in allen Köpfen wirklich ganz und gar vorbei sind.
Schließlich wird beim alljährlichen Johannisfeuer in Hahnbach noch immer eine eindeutige Frau (mit Kopftuch und Handtasche) als Hexe, als angebliches „Symbol für das Böse“ verbrannt. Und wenn man als Antwort auf den Wunsch, doch dann eher einen Teufel zu verbrennen, zu hören kriegt: „A Wej is (doch) a Drumm vo an Deifl!“.
"Geschichte und Geschichten" von und aus Hahnbach von Marianne Moosburger (Teil 7)
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