Acker östlich von Ölhof erhält durch die Bewirtschaftung als Agroforstfläche eine äußerst nachhaltige und sogar experimentelle Nutzung
208 Esskastanien bilden das Rückgrat einer Agroforstfläche bei Ölhof. Am Tag der Pflanzung ließ sich (v.li.) Bürgermeister Bernhard Lindner von Stefan Kilian von Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Malte Cegiolka (Baumschule Resilia) und Grundstücksbesitzer Dominik Sachsenhauser informieren
„Etwas außergewöhnlich war mein Acker östlich von Ölhof schon immer“, sagt Dominik Sachsenhauser. Während des Zweiten Weltkrieges war er Teil des Feldflugplatzes am Ölhof. Doch nun bekommt der bisherige Acker durch die Bewirtschaftung als Agroforstfläche eine äußerst nachhaltige und sogar experimentelle Nutzung.
Auch Hahnbachs Bürgermeister Bernhard Lindner zeigte sich von diesem vorbildlichen Projekt angetan.
Agroforstwirtschaft, erklärt Dominik Sachsenhauser, ist eine Form der Landnutzung, bei der mehrjährige Holzpflanzen auf derselben Fläche angepflanzt werden, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut und/oder Tiere gehalten werden.
Durch die Kombination von Baum- oder Strauchpflanzreihen sollen Ackerflächen gegliedert werden, um die sich ergebenden Zwischenräume weiterhin landwirtschaftlich bewirtschaften zu können.
Die Pflanzreihen in Verbindung mit Keyline-Design verhindern Boden- und Wassererosion, wirken einer Überdüngung entgegen, halten bei Starkregen mehr Wasser in der Fläche, reduzieren durch Beschattung im Sommer die Verdunstung und schaffen gleichzeitig für den Feldbau ein spezielles Mikroklima. Zusätzlich dienen sie der Biodiversität auf der Fläche und wirken somit Schädlingen auf der Ackerfläche entgegen.
Diesen kombinierten Ansatz setzte Familie Sachsenhauser in den letzten Tagen mit der Pflanzung von über 200 Esskastanien auf der 2,5 ha großen Ackerfläche in der Nähe von Ölhof um. Unter Mithilfe der Baumschule Resilia (www.klimabaeume.org) aus Brück in Brandenburg pflanzten sie sechs verschiedene Sorten.
Im Voraus wurden die Reihen und die jeweiligen Standorte der Bäume von Forstwissenschaftler Philipp Gerhardt (www.baumfeldwirtschaft.de) im sog. Keyline-Design nach GPS-Daten geplant und von Markus Achhammer zentimetergenau vermessen.
Tage zuvor wurden mit einem Erdbohrer exakt 208 etwa 80 cm tiefe Löcher in den Ackerboden gebohrt. Dort wurden die Esskastanien mit Wühlmausschutz, zwei Stützpfosten sowie Fege- und Verbissschutz gepflanzt. Gut angedrückt und gewässert soll der Frühling hoffentlich für ein gutes Anwachsen und Antreiben der Bäumchen sorgen.
In etwa fünf Jahren können die ersten Kastanien geerntet werden, freut sich Dominik Sachsenhauser, „aber auch viele Arten werden auf der Fläche einen neuen Lebensraum finden.“
Ziel dieses „Experiments“ ist es auch herauszufinden, welche Sorten in dem raueren Klima der Oberpfalz gedeihen, Früchte tragen und auch ausreifen werden. Daher wird der Ölhofer Acker von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in einem Forschungsprojekt mit viel Aufmerksamkeit begleitet werden.
Stefan Kilian, zuständig für Streuobst, und Andrea Winterling, zuständig für Agroforst, berieten im Vorfeld die Sachsenhausers und freuten sich bei der Pflanzaktion, dass dieser Schritt nun in die Tat umgesetzt werden konnte. In sieben geschwungenen Linien zeichnen nun die Esskastanien die etwa zehn Meter breiten Bewirtschaftungsstreifen in den Acker, der nach Naturlandrichtlinien bewirtschaftet wird, in diesem Jahr mit Öko-Winterweizen.
Die Hoffnung ist, dass die Esskastanien sowohl dem im Winter rauen als auch im Sommer zunehmend trockenerem Klima trotzen. Wenig Ausfälle an Bäumen und ausgereifte Früchte wären für die Sachsenhausers das gewünschte Ergebnis.
Für Bürgermeister Bernhard Lindner ist das Projekt ein gelebtes Vorbild, welches unter dem Aspekt Biodiversität einen Leuchtturm nicht nur in der Hahnbacher Marktgemeinde, sondern auch mit der Baumart Esskastanie in der Oberpfalz und sogar bayernweit für Interesse sorgen werde.
„Warum soll nur Südtirol wegen seiner Maronen berühmt werden?“ freut sich das Gemeindeoberhaupt über die Initiative von Dominik Sachsenhauser, der im Hauptberuf nicht nur Ingenieur, sondern auch Mitglied im Hahnbacher Marktgemeinderat ist. Als aktiver Ökobauer beschäftige er sich mehr und mehr auch mit der Thematik Biodiversität sowie dem ernstzunehmenden kommenden Klimawandel. Deshalb, so der Bürgermeister, sei dies ein wirkliches Vorzeigeprojekt.
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