Los der Klosterschwestern während der Zeit des Nationalsozialismus - Geschichte des Klosters von Unserer Lieben Frau (Teil 3)
Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte man die Schwestern vom 30. Juli 1938 bis zum Kriegsende im Mai 1945, wie auch andernorts, aus dem Schuldienst entfernt. Doch gerade in dieser Zeit stieg ihre Beliebtheit enorm. Da sie sich nach anderen Erwerbsquellen umsehen mussten, ließen sie sich umgehend als Krankenschwestern ausbilden und richteten im Kloster eine sehr stark frequentierte ambulante Krankenstation ein.
Zudem gaben sie „für Gottes Lohn“ oder ein geringes Entgelt Nachhilfeunterricht in Stenographie, Maschinenschreiben, Klavier oder Violine, bis auch dies staatlicherseits verboten wurde. Bis zu 50 Teilnehmer hatten damals manche Handarbeitskurse und Kirchenchorstunden.
Auch versahen sie ehrenamtlich den Organistendienst in den Kirchen der Pfarrei. Zuständig war hier lange Schwester Eulogia Mruzek, welche auch rege Musikunterricht gab. Maschinenschreiben und Stenographie lernte man bei Schwester Friedegard Ruhland und Evarda Rackl, die Schwester des ehemaligen Bischofs von Eichstätt, war Sakristeischwester.
Die Wehrmacht gab den Schwestern bezahlte Aufträge zum Besticken von Achselklappen und Reparaturen von Handschuhen oder Socken, die unter großem Zeitdruck ausgeführt werden mussten.
(Das war keine Gefälligkeit von Seiten der Wehrmacht, sondern eine „kriegswichtige Tätigkeit“, die den aus den Schulen vertriebenen Schwestern – wie gesagt, unter großem Zeitdruck – immer wieder aufgebürdet wurde. In manchen Orten mussten die Schwestern dafür andere bezahlte Auftragsarbeiten, die ihnen die Bevölkerung aus Wohlwollen zukommen ließ – z.B. Kleidungsstücke als Weihnachtsgeschenke oder dergleichen – zurückstellen.)
Das Ausmaß dieser Tätigkeit spiegelt dabei eine festgehaltene Zahl von 1.150 Paar Handschuhen, die „schön säuberlich geflickt“ wurden, und zwar in der Zeit von Oktober 1941 bis Mitte Februar 1942, also innerhalb von nur fünf Monaten.
Auch wurden während der Kriegszeit immer wieder mehrere Soldaten in einigen Räumen einquartiert.
Das jetzige „Klostergewölbe“, ganz früher einmal ein Pferde- und Ochsenstall, diente 1940 zehn bis zwölf Soldaten als Lazarett. Pflege, Verköstigung und Wäsche wurden von den Schwestern erwartet.
Doch ganz sicher hat auch das Beten der Schwestern für Frieden, Glauben und Gerechtigkeit diese Mauern durchdrungen.
Die weitere Entwicklung des Hahnbacher Klosters von Unserer Lieben Frau (Teil 2)
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