Geschichtsgeschichten (7) - Hahnbach und Sulzbach – ein Verbindungsproblem?
In der bald erscheinenden „Quellenedition Hahnbach“ des gebürtigen Dürnsrichter Dr. Josef Weiß-Cemus liest man höchst Interessantes über die Straßenverbindung zwischen Hahnbach und Sulzbach
Alter Weg bei Lindhof
Schon damals gab es, wie ja oft heute noch, immer wieder Beschwerden über schlechte Straßenverbindungen. Diese waren ja „echte Überlebensadern“ für die ganze Gegend und bestimmten das Geschick der anliegenden Ortschaften ganz entscheidend mit.
1513 wird die Straße von Nürnberg nach Prag, die über Hahnbach führte, erstmals „Goldene Straße“ genannt. Damit verwies man auf das vergangene 14. Jahrhundert und jene Durchzüge des Kaisers Karl IV.. Mindestens zwanzig Jahre lang brachten jene Verbindung dank des reisenden kaiserlichen Trosses durchaus mehr Wohlstand in unsere Gegend.
Die Straße bekam aber auch manch weitere Namen wie die „kaiserliche (ordinari) Landstraße“ (1656), die Prager Straße, der Postweg oder die Böhmerstraße.
Allerdings gab es dafür zwei Strecken. Die eine ging von Sulzbach weg, am dortigen Galgenberg vorbei, über Lindhof, südlich von Gallmünz und nördlich des Kastenbühls, sprich Annabergs, vorbei zur Kümmersbucher Vilsbrücke, bzw. nach Hahnbach.
Lindhof von Weitem
Altes Haus in Lindhof
Hohlweg, alte Straße
Aber ab der Mitte des 17. Jahrhunderts weiß man von einer „neuen“ Straße, die über Dürnsricht und an Luppersricht vorbei nach Hahnbach geht. Sie hatte wohl den ungefähren Verkauf wie die jetzige Bundesstraße 14.
Jahrzehnte lang gab es sehr viele Klagen vor allem mit der ersteren Wegführung. Diese sei oft durch Regen „sehr ausgeflößt und verderbt worden, so dass man schwerlich darauf fahren“ könne, klagten permanent zahlreiche Kaufleute. Um von Sulzbach nach Hahnbach zu kommen, mussten sie vorspannen lassen und immer wieder „über die Felder“ reisen.
Der Bauer von Lindhof und die zuständigen Beamten erkannten jedoch bei mehreren Inaugenscheinnahmen, dass jene „fast unreparabel“ (S. 341) sei, stritten über Gelder und Arbeitseinsätze, unternahmen halbherzige Reparaturversuche, doch Wesentliches änderte sich nicht. Der schlechte Weg blieb ein Dauerärgernis für alle.
Doch auch die „Chaussée“, eine befestigte Straße über Dürnsricht und Luppersricht, ist den dortigen Bewohnern nicht recht. Sie befürchteten ebenfalls erhebliche Flurschäden durch Fahrten über die Äcker. Auch sahen sie das Problem, dass dann in den damals häufigen Kriegszeiten Militär durch und in ihre Dörfer komme, um erfahrungsgemäß nicht unerhebliche Schäden anzurichten.
Die Regierung versuchte permanent zu vermitteln und genehmigte den Hahnbachern wiederholt höhere Wegzölle. Doch jener Pflasterzoll reichte nie für die „vier Landstraßen und fünf Pruckhen“ bei Hahnbach. Auch die „900 Schritt lange“ Durchgangsstraße musste ja beständig erneuert werden, wofür das Geld allein schon nicht ausreichte.
Hinzu kam, dass bei Dürnsricht über lange Zeit zwei Landesherrschaften aufeinander trafen. Während Dürnsricht noch zum Amberger Gebiet gehörte, begann unmittelbar im Westen davon der Sulzbacher Herrschaftsbereich. Trotz vieler gleicher Interessen von Ambergern und Sulzbachern, schafften sie es aber über Jahrzehnte nicht, eine gute Straßenverbindung zwischen Sulzbach und Hahnbach zu gewährleisten. (S. 345)
1727 findet man einen Eintrag, dass die Juden einen anderen „(Ab)Weg“ nehmen und das sogar schon „seit drei Jahren“. Um den „herrschaftlichen Aufschlag und den Hahnbacher Judenzoll zu sparen“, fuhren diese „unterm Frohnberg“ vorbei. Um diesen Weg über die Furt bei Kümmersbuch in Zukunft zu verhindern, errichtete man deshalb dort einen Schlagbaum und eine Tafel mit der Aufschrift „Victual Aufschlag und Judenzoll“ (S. 343).
Allzu hoch scheint aber jener Wegezoll nicht gewesen zu sein. Dr. Heribert Batzl schreibt in seiner zweiten Hahnbacher Chronik auf Seite 83, dass eine Aufstellung des Pflasterzolls aus dem Jahr 1792 vorliege. So wurden für 100 Pferde, Ochsen, Kühe, Schafe, Schweine 50 Kreuzer eingenommen.
Alternativ habe man pro Stück 2 Pfennig kassiert. 100 Geißen hätten 25 Kreuzer eingebracht und ein Schubkarren oder Korb einen Pfennig. Erwähnt ist auch, dass die Durchfahrt für einen einspänniger Wagen einen Kreuzer, für Zwei- und Dreispänner zwei bzw. drei Kreuzer betragen habe.
Schwierigkeiten zeigten sich nachweislich 1796, als sich der Schäfer Wenzel Hansa beschwert, dass für seine Zwecke der Weg über Dürnsricht wegen der anderen Reisenden und der Enge „untauglich“ sei.
„Seit Jahr und Tag“ führe er das „benötigte Hornvieh“ aus Polen, Galicien und Rußland durch die alte und neue Pfalz, durch das Nürnbergische an den Rhein zur K.K. Armee“. Er sehe sich deshalb gezwungen für den Transport von 250 Stück Vieh die Route „hinter dem Frohnberg“ zu benutzen (S. 347).
Heute scheint jener Massentransport kaum mehr vorstellbar, aber selbst Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) beschrieb noch einen Trail von 4000 Schweizer Ochsen am St. Gotthard.
Wenn man aber die derzeitigen Lastwagenschlangen mit Verbrauchsgütern auf Straßen und vor allem Autobahnen betrachtet, hat sich offensichtlich nur die Form geändert. Und auch die Klagen über Straßen dauern fort. Die Zeiten wandeln sich, doch die Grundprobleme bleiben, könnte man da fast sagen.
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