Geschichte der Hahnbacher Tore

Das Obere Tor

Der obere Marktkammerturm gehörte der Marktgemeinde. Dort hatte der Türmer seine Dienstwohnung. Er war hauptsächlich zuständig, in Hahnbach die Feuerwache zu halten. Dazu musste er zur Alarmierung auch mindestens ein Instrument spielen.

1616 wohnte auf dem oberen Torturm Hans Kölbl. Um 1713 ist es der Türmer Vitus Görzner, ein Hahnbacher Baderssohn, der dort mit seiner Familie wohnt. Ihm folgt 1716 Andreas Schwarz und 1751 Peter Stritter. 1780 wird Franz Roßbacher als Türmer genannt, dann Johann Rieth, ein Tuchscherersohn aus Mitterteich (Batzl 1, S. 251 f).

1802 beschwerte sich der Türmer Johann Rieth aber, dass er wegen des Auftritts fremder Musikanten bei Hochzeiten eine „Nahrungsbeeinträchtigung“ habe und so „nicht bestehen“ könne. Sein Gesuch um eine deutliche Erhöhung seines Gehalts wird vom Senior des Rats am 10.9.1804, also zwei Jahre später, unterstützt.

Ab dem 19.9.1804 gesteht man ihm dann auch tatsächlich ein viel höheres Einkommen zu. Dies war aber an die Bedingung geknüpft, „daß derselbe die dasingen (= örtlichen) zur Musik lusttragenden Bürgersöhne in dieser Kunst zu unterrichten gehalten sei" (Weiß-Cemus, S. 160).

Vom Jahr 1843 weiß man, dass der in Grafenwöhr geborene Ignaz Oberndorfer dort den Türmerdienst versah.
„Im Januar 1851 wurde der hiesige obere Torturm beim Durchfahren eines mit einer Dampfmaschine beladenen Wagens, welcher eine viel zu große Ladung innehatte, derart beschädigt, dass selber fast ganz neu aufgebaut werden mußte …“ Darüber hinaus erfährt man auch, dass die Kosten hierfür die stattliche Summe von 700 Gulden betrugen (Weiß-Cemus, S. 103).

1872 ist Josef Huber (20.7.1850 – 26.3.1938) der geprüfte Türmer. Er machte sich in dieser Zeit um die Pflege der Musik in Hahnbach sehr verdient, weiß der Chronist Dr. Heribert Batzl. Erst fast 80jährig trat er im Jahr 1928 von seinem Amt zurück. Am 28.12.1930 wurde er für seine Verdienste mit dem Ehrenbürgerrecht der Gemeinde ausgezeichnet.

Im Juli 1969 beschädigte ein Panzer der Bundeswehr das Tor schwer. Die Erhaltungswürdigkeit wurde nach der Beschädigung stark angezweifelt. Als „Hahnbacher Saustall“ ging dann einige Zeit danach das Tor durch die Presse. Der Wirt und Metzger Paul Scharf hatte in den Torbogen des baufälligen Tors seine Schweine eingesperrt.

Entgegen der vorherrschenden Meinung der Hahnbacher wolle der Denkmalschutz die Ruine erhalten und man kam zu keiner definitiven Entscheidung. Doch dann wurde in „mirakulöser Weise“ diese „über Nacht“ unter Zuhilfenahme einer starken „Ziehmaschine“ zum endgültigen Einsturz gebracht und dem Bau eines neuen Torbogens stand nichts mehr im Wege.

Am 28.5.2019 ereignete sich ein schlimmer tödlicher Unfall eines amerikanischen Soldaten und Teile des Tors gingen in Flammen auf. Doch glücklicherweise blieb dabei das Archiv der örtlichen Vereine im Torzimmer verschont.

Nach der Reparatur können dort auch bald wieder kleinere Treffen von Vereinen oder Gruppierungen abgehalten werden, da neben Toilette auch eine kleine Kücheneinheit eingebaut ist.

Das Mittlere Tor

Noch konnte nicht genau in Erfahrung gebracht werden, wann das Mittlere Tor erbaut worden ist. Möglicherweise gehen aber seine Ursprünge sogar bis ins 14. Jahrhundert zurück, als Kaiser Karl IV. sichere Stationen auf seiner Reise zwischen Nürnberg und Prag brauchte. Nachweislich existierte es wohl ab ca. 1500, da zu dieser Zeit auch das untere Tor zur Sicherung des Marktes errichtet wurde.

Im mittleren Torturm wohnte im 18. und 19. Jahrhundert der Marktdiener. Davor auch der Flur- und Waldhüter und später der Gänsehirt Hertwig (Batzl 1, S. 271). Diese durften auch den angebauten Kuh-. und Schweinestall nutzen sowie einige zugewiesene Felder und Wiesen.

Nach König Max I. Joseph (+ 12.10.1825) wurde sein Sohn König Ludwig I. der Landesherrscher. Dessen Ehefrau, Königin Theresia, sollte am 21.6.1830 auf ihrer Reise nach Bayreuth durch Hahnbach kommen. Man vermutete ihr Eintreffen von Amberg her und baute vor dem mittleren Tor einen würdigen Triumphbogen auf. Auch bestellte man dorthin alle Delegationen „zum Jubeln“.

Doch welch ein Schrecken, als Reiter meldeten, dass die Königin aus der Sulzbacher Richtung anreise. Nicht faul montierte man flugs gerade noch rechtzeitig die Aufbauten am mittleren Tor ab und am unteren Tor wieder auf.

Als die Königin 1832 ein weiteres Mal durchzureisen gedachte, wusste man schon, dass sie wieder aus dem Westen kommen werde und so schmückte man rechtzeitig und sicher etwas sorgfältiger das untere Tor, um dann der Durchlaucht etwas entspannter zuzujubeln.

Bis heute schmückt das Amberger Tor ein Storchennest, welches immer gut angenommen wird. Im Tor selber ist eine kleine Mietwohnung.

Das Untere Tor

1539 wurde nachweislich das „untere Tor“ am Ortsausgang in Richtung Sulzbach-Rosenberg vor der Vilsbrücke errichtet. Fast 300 Jahre später, 1837 hatte es „seinen Dienst zur Genüge getan“ und wurde abgerissen.

Dazwischen hat jener Ortsausgang in westlicher Richtung zur Vilsbrücke hin, manches erlebt. 1552 hatte der Torturm das Glück, dass er bei einem der großen Brände nur knapp nicht vernichtet wurde (Chur Bayrisch Geistlicher Calender 1758, S. 86).

Von 1744 bis 1749 ist der Tuchmacher Georg Henfling als sein Bewohner eingetragen (Batzl 1, S. 283 und Weiß-Cemus, S. 350, Anmerkung 136). Der Hirte Kaspar Graf wohnte dort im Jahr 1804.

Von einem Michael Siegert, der Taglöhner und Postillion war, ist unter der Hausnummer 53 festgehalten, dass er einen „gemauerten Torturm und Nutzanteile eins Hausgärtleins“ besitze. Er habe diese „am 13.Mai 1812 von der Kommunaladministration Hahnbach für 258 Gulden gekauft, ebenso das Gärtlein“. Er zieht aber dort nicht ein, sondern ist im Jahr 1815 in Hausnummer 43 registriert.

Doch jener Torturm stand schon früher zum Verkauf.

Am 18.September 1809 wendet sich ein Michael Hirsch, Gütler von (Groß)Schönbrunn sogar an den König in München: Am 4.März 1808 habe er das Torhaus bei einer Versteigerung als der Meistbietende um 700 Gulden erworben; es fehle aber immer noch die „allerhöchste Ratifikation“, also die Bestätigung von Amtswegen, und „so wird das Gebäude wegen unterbleibender Reparationen immer schlechter, und es gibt bösartige Menschen genug, die zum Ruin das Ihrige beitragen, indem der Ofenhafen schon entwendet und alle Fenster eingeschlagen sind.“ Bei einer weiteren Verzögerung der Bestätigung des Kaufes könne er deshalb sein Angebot nicht mehr aufrechterhalten.

Auf Nachfrage erklärte die Aufsichtsbehörde, nämlich das Generalkommissariat des Naabkreises: „Der Marktturm in Hahnbach wurde nur um 250 Gulden und das dabeiliegende 1/5tl Tagwerk große Gärtchen auf ca. 50 Gulden geschätzt.

Anfangs wurden diese Realitäten nur um 415 Gulden veräußert, nachhin aber in einer nochmals angeordneten Versteigerung von Michael Hirsch aus Großschönbrunn um das Meistgebot von 700 Gulden ersteigert.“ Der vormalige Magistrat bzw. die Kommunal-Administration von Hahnbach habe aber bei dieser Veräußerung den Fehler begangen, den Turm, und den Garten miteinander zu veräußern, wiewohl solches wegen des Grund- und Bodenzinses hätte abgeteilt geschehen sollen.“

Generalkommissär von Kreith wollte aber nicht mehr umständlich die Versteigerung neu ansetzen, sondern er schlägt vielmehr dem königlichen Kommunal-Rechnungskommissär vor, proportional nach der Schätzung die etwas komplizierte Berechnung und Aufteilung der fälligen Renten und Zinsen vorzunehmen.

Dann war aber eine neue Situation eingetreten, denn Urban, der Hauptmann der National Garde Dritter Klasse, verlangte, dass der Turm der Garde als Arrest-Ort übergeben und aus dem Kommunal-Vermögen des Marktes wiederhergestellt werden möge. Doch wegen der zu befürchtenden Kosten ist von Kreith eher für den Verkauf.

Er schreibt: „Wenn aber die bürgerliche Nazional Garde daselbst eine Arrest Ort unumgänglich nötig haben sollte, wie solches nach der allerhöchsten Verordnung vom 7.ten Februar 1808 § 11 RggsBlatt 8.ten Stücks desselben Jahres befiehlt, so fragt sich, ob der Verkauf dieses Thurms stattfinden könne, und ob die fernere Unterhaltung bey Umänderung in eine Burger Arrest dem Kommunal Vermögen ganz allein überlassen bleibe.“ Die Entscheidung hänge nun „von dem allerweiseste(n) Ermessen“ ab.

Am 19. März 1810 erfolgt die Entscheidung aus München, sogar mit einer Originalunterschrift des Königs Max I. Joseph: Für Hahnbach wird angewiesen, dass die Kommunal-Administration der National-Garde „ein zweckmässiges Lokale in einem Kommunal Gebäude einzuräumen oder, wenn dieses nicht möglich wäre, die Mittel vorzuschlagen, wie ein Arrest Ort mit der möglichen Schonung des Kommunal Vermögens hergestellt werden könnte, BayHStA Minn 26335.“

Über 26 Jahre später, am 24.Dezember 1836, schreibt schließlich die Regierung des Regenkreises, Kammer des Innern, nach München: „Der im Jahre 1539 erbaute untere Torturm zu Hahnbach…, durch welche die sehr frequente Hauptstraße von Boehmen nach Nürnberg zieht, biete eine so enge Durchfahrt, daß unter demselben, um dem schweren Fuhrwerke die Paßage nur einigermaßen möglich zu machen, schon das Straßenpflaster in bedeutender Tiefe ausgehoben werden musste, und dem ungeachtet schon mehrere Wägen ganz stecken blieben,…

Auch hat durch diesen Übelstand der Torturm bereits so sehr gelitten, daß sich die verkitteten Riße an dem alten Gemäuer von Jahre zu Jahre, und zwar in einem Grade erneuern, der den gänzlichen Einsturz ernstlich besorgen (befürchten) läßt.“

Ein von der Bauinspektion eingeholtes technisches Gutachten empfiehlt nun, den Turm abzureißen, denn eine Erweiterung des Torbogens sei „mit großer Gefahr verbunden“ und ohnehin zwecklos. Die Kammer schloss sich „im Interesse der öffentlichen Sicherheit“ dieser Ansicht an. Da man aber beim Abriss alter öffentlicher Bauwerke erst die allerhöchste Genehmigung einholen müsse, so erbitte man um entsprechenden Beschluss und füge noch an, „daß der fragliche Torturm nach den bei den Akten liegenden Aufrißen kein architektonisches noch auch ein besonderes Interesse darbiete.“

Das Ministerium des Innern stimmt mit Schreiben vom 18. Januar 1837 an den König dem Bericht zu und dieser genehmigt am 19. Januar den Abriss, mit eigenhändiger Unterschrift von König Ludwig I.

Noch lange erinnern in Hahnbach die Hausnamen „Torschneider“, aber vor allem aber „Tormauerer“ oder „Tordane“ an jene Marktausfahrt vor der Vilsbrücke, die nun offen und einladend von Westen her den Blick auf die Hauptstraße Hahnbachs freigibt.

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