Prominente zu Gast in und um Hahnbach - Teil 2: Kurfürsten und ihre Vertreter bis hin zum Winterkönig (16./17.Jahrhundert)
Kurfürst Friedrich IV. (5. März.1574 – 19. September1610) übernimmt 1592 mit 18 Jahren die Regentschaft
1576 zog Kurfürst Ludwig VI. (1539 – 1583), der Sohn des kurfürstlichen Vorgängers Friedrich III., mit 180 Pferden nach Hahnbach. Dort hatten die „armen Leut“ - gemeint sind seine (wohl nicht allzu vermögenden) Untertanen - ihn „leiblich“, das heißt persönlich vor Ort, ihm zu huldigen, geloben und (die Treue) zu schwören.
Hahnbachs Privilegien werden daraufhin von ihm urkundlich bestätigt und er zieht, nachdem er – wahrscheinlich beim Wirt vom Rathaus - gespeist hat, mit seinem Tross weiter nach Auerbach zum selben Zweck der Huldigung.
Nach seinem Tod folgt 1583 sein jüngerer Bruder Herzog Johann Kasimir als Administrator (Vertreter) und Vormund für den Sohn Friedrich (IV.). An seiner Stelle kommen der Burggraf Fabian von Dohna, der Vizedom Bernhard von Dopka, der Kanzler, der Landrichter und weitere Abgeordnete nach Hahnbach, um am 31.12.1583 die übliche Huldigung entgegen zu nehmen.
Doch die Hahnbacher bitten recht fordernd darum, dass sie doch evangelisch bleiben dürften. Die Delegierten antworten ausweichend, da sie wissen, dass der Herzog den Kalvinismus vorzieht und die Bitte der Hahnbacher blieb auch letztlich erfolglos. Doch mit der Religion scheint es damals eher mehr schlecht als recht bestellt gewesen zu sein, denn bei der Kirchenvisitation von 1583 wird ausdrücklich nach „Zauberei, Segenssprechern und Kristallguckern“ nachgefragt und kein allzu großes Wissen um religiöse Inhalte festgestellt.
Damals war Thomas Raselius erster und beliebter evangelischer Pfarrer in Hahnbach. Sein Sohn Georg Raselius, der Bruder von Andreas Raselius, dem berühmten Hofkappelmeister und Komponisten in Heidelberg, lebte ebenfalls in Hahnbach. Er arbeitete dort als Beutler, sprich Schneider und als Weinwirt. Als er zu seiner Mutter nach Amberg zog, mietete er zum Abschied am 13. Oktober 1590 den Tanzboden im Tanzhaus in Hahnbach. Wer wäre da wohl nicht gerne dabei gewesen?
Kurfürst Friedrich IV. (5.3.1574 – 19.9.1610) übernimmt 1592 mit 18 Jahren die Regentschaft. Er regiert von Neumarkt aus und schickt am 16.2.1592 den Landrichter Christoph Friedrich von Canitz nach Hahnbach, um die Huldigung vorzubereiten. Wieder kommt es zum Disput wegen der Religionszugehörigkeit. Zuerst mit den Bürgermeistern Yberer und Helmstreit, welche sich erst im Umland wegen deren Haltung informieren wollten.
Bald darauf kursieren falsche Gerüchte, heute würde man sie als "Fake-News" bezeichnen, die sein betrunkener Bursche in Umlauf bringt, nämlich, dass man Hahnbach einnehmen“ wolle, so sich dessen Bürger als „widerspenstig“ erweisen. Es kommt zu einem massiven Aufruhr und Angriffen auf Leib und Leben des Landrichters und seiner Delegation. Die Bestrafung der „Rebellen“, die zu einem guten Teil aus den umliegenden Dörfern stammen, wird sich in Gerichtsverhandlungen schließlich teilweise oft über Jahre hinweg noch hinziehen.
Am 20. Februar 1592 erscheinen noch einmal der Viztum, mehrere Kommissäre und Räte des Kurfürsten in Hahnbach zur Bestätigung der obligatorischen Huldigung. Wieder bitten die Hahnbacher Räte um die Zusicherung, dass sie lutherisch bleiben dürfen. Wieder antwortet man ausweichend, worauf nur 100 Hahnbacher öffentlich den Treueeid schwören, 1600 sollen ihn verweigert haben. Darüber hinaus notiert Friedrich IV. am 20. März 1596 in seinem Tagebuch: „in Hanbach gewesen, hetzen“.
Zur Geburt und Taufe seines Sohns, des Kurprinzen, wurde ein Schießen veranstaltet. Das Gefolge des Landgrafen von Hessen war deshalb am 25. September 1592 in Hahnbach und zwar zu Mittag. Man beanspruchte hierfür drei Gasthäuser. Auf dem Weg dahin „führte ein Trompeterchen den hungrigen und durstigen Zug an“, hieß es und man kann sich den Volksauflauf an Zuschauern gut vorstellen.
1597 findet wieder einmal eine Kirchenvisitation bezüglich des Kalvinismus statt, die noch immer viel Unkenntnis aufdeckt. Der Schulmeister Leonhardus Rodel und der Gerichtsschreiber Georg Kaiser werden explizit deswegen getadelt. Letztendlich wird man den Gerichtsschreiber nach seinem Ableben auch nicht auf dem Friedhof an der Kirche, der für „echte Christen“ bestimmt ist, beerdigen, sondern auf dem neuen Gottesacker im Osten vor dem Markt.
Alkoholkrank stirbt der Kurfürst Friedrich IV. aber bereits mit 36 Jahren. Sein Nachfolger war ab 1610 wieder ein Administrator und Vormund, der Pfalzgraf Johann, dem die Hahnbacher wieder zu huldigen haben.
1615 lässt auch er eine Kirchenvisitation durchführen, welche die Hahnbacher als „ziemlich widerspenstig und hartnäckig“ einstuft. Offenbar gibt es auch noch allerhand Aberglauben, wie die Wallfahrt nach Pappenberg (heute im Truppenübungsplatz Grafenwöhr) zur „schwarzen Margret“, der schwarze Hennen, Flachs und manch anderes geopfert wurden.
Auch der „Verschleiß“ an Pfarrern ist enorm: vier Pfarrer in zwei Jahren! Als eines der Ergebnisse der Untersuchung wird vermerkt, dass die Hahnbacher in Zukunft „doch nachdenken und fleißig (in der kalvinischen Religion) sein“ sollen. Auch wolle man beim Abendmahl in der Kirche das „echte Brot brechen“ und keine Hostien wie die Lutherischen oder Katholischen verwenden. Zudem habe man, wie es bereits vor über 50 Jahren der Kurfürst Friedrich III. gefordert hatte, den Altar und den Taufstein zu entfernen, um lediglich an einem „ehrlichen Tisch“ Abendmahl und Taufe zu halten.
Der Pfalzgraf Johann regierte für Friedrich V. bis jener die Herrschaft antrat, 1619 die böhmische Krone annahm und schon ein Jahr später als verspotteter „Winterkönig“ endete.
Winterkönig (1596 - 1632)
Und Hahnbach? Nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 zog er 1622 mit Schweden über Sulzbach durch Hahnbach in Richtung Weiden, wohl in der vergeblichen Hoffnung doch noch eine Chance gegen den katholischen Kaiser Ferdinand II. zu haben. Der Kurfürst übernachtete sogar in Hahnbach. Aber er war damals zum letzten Mal in der Oberpfalz gesehen worden und musste bald darauf ins Exil in die Niederlande fliehen.
Der in Zusammenhang mit jenem Winterkönig schlimme 30jährige Krieg (1618 -1648) brachte übrigens unglaubliches Elend auch nach Hahnbach, von dem sich Markt und Bewohner nur schwer und langsam erholten.
Immer wieder quartierten sich Befehlshaber in Hahnbach ein. Am 23. April 1703 war es zum Beispiel im Zug des verheerenden Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1714), der österreichische kaiserliche General Freiherr von Schulenburg, der mit 6000 hungrigen Soldaten und Söldnern von Passau aufgebrochen war (WC, Chronik Iber, S.421). Am 26.Mai 1704 mussten auch die Hahnbacher der Fremdherrschaft huldigen und sollten, wie ganz Bayern, zehn Jahre lang österreichisch bleiben.
Bitte bei der Hahnbacher Heimatpflegerin Marianne Moosburger unter der E-Mail-Adresse -Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!- melden, wer noch etwas ergänzen kann!
Wir von "awz-hahnbach.de" bringen in unregelmäßigen Abständen die sehr interessanten Informationen aus "Prominente zu Gast in und um Hahnbach"!
Fortsetzung demnächst auf unserer Homepage!
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