Meister Adebar liebt Hahnbach. Nicht nur am Amberger Tor, auch in Kümmersbuch gibt es Nachwuchs im Horst. Zum Zählen der Jungvögel kam schwere Technik zum Einsatz

Storch mit Nachwuchs auf dem Amberger Tor in Hahnbach

Anfang Mai wurde es spannend für Hans Iberer. Der Storchenbeauftragte der Marktgemeinde beobachtet täglich von seiner Terrasse in der Hauptstraße aus das Amberger Tor, auf dem seit rund hundert Jahren Störche ihren Horst haben und Jungvögel aufziehen. „Drei bis fünf Eier bebrüten sie normalerweise“, weiß er aus Erfahrung, „heuer sind allerdings nur zwei Jungstörche droben auf dem Horst zu sehen“.

Aber nicht nur Hahnbach, auch Kümmersbuch freut sich über Storchennachwuchs. Und da sind es sogar vier Jungvögel, die Hans Weiß im Horst mittels Kran auf dem von ihm aufgestellten Mast entdeckt hat

Der Betreiber der Tierauffangstation erzählt eine kuriose Geschichte. Das Nest wurde bereits vor fünfzehn Jahren errichtet, blieb lange unbenutzt, bis Weiß vor drei Jahren Jungstörche in Rheinland-Pfalz gekauft und eine Zeitlang im Gehege gehalten hat.

„Kaum frei, waren sie abgehauen“, erzählt er, „aber nach zwei Jahren sind sie wieder gekommen“. Und dann die große Freude: 2021 wuchsen vier Jungvögel hoch droben im Horst auf, in diesem Jahr sind es wieder vier. „Wir füttern zu mit Küken und Fisch, so lange sie im Nest sind“, erzählt Hans Weiß, damit die Alten ihre vier Jungen auch durchbringen, „dann aber nicht mehr“.

Hans Weiß und Hans Iberer sind beide Storchen-Kenner, tauschen sich aus und helfen einander. Der Kümmersbucher stellt dem Hahnbacher zum Beispiel in jedem Jahr seinen Kran zur Verfügung, damit das Storchennest auf dem Amberger Tor gesäubert und notfalls ausgebessert werden kann.

Einen großen Unterschied aber gibt es zwischen den Störchen der beiden Standorte: Während die Hahnbacher Störche seit Jahren in der Umgebung ihres Horstes überwintern, treten die Kümmersbucher die Reise in den Süden an. Den Grund kennen die Storch-Experten nicht.

Hans Iberer weiß, dass „seine“ seit acht bis zehn Jahren standorttreuen Störche im Winter auf der Kompostieranlage am Laubhof Nahrung finden, aber auch im Landkreis unterwegs sind. „Außerhalb der Brutzeit schauen sie nur ab und zu einmal nach ihrem Horst“, hat er beobachtet.

Ob die Kümmersbucher Störche die Futterquelle am Laubberg noch nicht entdeckt haben, weiß Hans Weiß nicht. Vielleicht aber, da jünger, sind sie einfach reiselustiger als ihre schon älteren Verwandten in Hahnbach.

Ob so oder so, Iberer und Weiß und mit ihnen die Hahnbacher und die Kümmersbucher freuen sich, dass sie von gleich zwei Storchen-Familien für ihre Kinderstube ausgewählt worden sind.

Hintergrund

  • Nach sinkenden Zahlen hat sich der Storchenbestand im Land wieder erholt. Von 4155 Brutpaaren im Jahr 1994 wurden 2019 bereits 7532 Brutpaare gezählt.
  • Lange brüteten die meisten Storchenpaare in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg- Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.Doch inzwischen leben 3863 in den Alt-Bundesländern, 2900 dagegen in den neuen Bundesländern.
  • Wesentliche Ursache für diese Verschiebung könnten Änderungen im Zugverhalten der Weststörche sein. Sie ziehen heute kaum mehr nach Afrika, sondern verbringen den Winter in Spanien oder Deutschland.
  • Bei den Oststörchen dürfte weniger intensive Landwirtschaft die Lebensbedingungen verschlechtert haben.
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