Seit Mai 2016 gibt es in Hahnbach an der Vilsbrücke den Kanuverleih von Christiane und Matthias Götz

Christiane und Matthias Götz

Selber begeisterte Paddler, entschlossen sich beide damals ihre guten Erfahrungen mit dem Gleiten auf der Vils und dem Erlebnis einer weitgehend intakten Natur weiter zu geben. Bis heute sind sie mit ihrer damaligen Entscheidung mehr als zufrieden und viele „Erst- und Wiederholungstäter“ in Sachen Kanu danken es ihnen und wünschen sich „immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“.

Das Kanufahren und der Verleih bleiben aber ihr Hobby, wenngleich sie natürlich im Sommer „an die Boote gebunden“ sind. Denn an den Wochenenden sind diese gut gebucht. Aber auch unter der Woche nimmt sich Christiane gerne mal frei, um Kundenwünsche zu erfüllen. Dabei ist sie sehr froh über ihren Arbeitgeber, der diese Flexibilität erlaube.

Normalerweise informieren sich Interessenten vorher auf der Homepage, rufen dann an oder schreiben eine E-Mail. Wird der Wunschtermin bestätigt oder ein anderer fest ausgemacht, warten bei der Ankunft der Gäste schon die Kanus (für 2 bis drei Personen) oder die beiden Kajaks (für eine Person) auf sie.

Es folgt eine Einweisung, wie man erfolgreich paddelt und wie die hintere Person steuern soll und kann. Auch der Streckenverlauf wird beschrieben, da dieser sich bis Altmannshof von dem bis unter Amberg mit dem „Highlight“ der Durchfahrt durch die Altstadt grundlegend unterscheidet. Von naturnahen Mäandern geht es dann nämlich begradigt weiter, wenngleich auch hier ein Renaturierung angestrebt wird.

Auch auf die weitere Ausrüstung wird eingegangen. Dazu gehören Schwimmwesten, auch wasserdichte Packsäcke für Wechselkleidung und kleinerer Schwimmtonnen. Ratsam sei eine passende bequeme Freizeitkleidung, feste Schuhe, Mücken- und Sonnenschutz und am besten auch noch eine Kopfbedeckung. Auch sollte man nicht vollkommen unsportlich sein, meint Christiane, und rät Gehbehinderten vom Kanufahren ab, da vor allem der Ausstieg recht problematisch werden kann.

Diffizil können auch die Wehre und deren Umgehen werden und auch manche Schwäne, wissen sie. Ruhig bleiben und das Tier keinesfalls provozieren, sei hier wohl das Beste. Ansonsten seien die Touren, die einmal bis nach Traßlberg oder bis zum Drahthammerschlössl unter Amberg gehen, „reiner Genuss“.

Oft kann man dabei Eisvögel, Wasserratten, Biber, Otter, Minks, Enten, Störche, viele weitere Vögel und die „fliegenden Edelsteine“, verschiedene große Libellen beobachten. Auch die Flora mit Sumpfdotterblumen, Schilf und dem Bewuchs an den Ufern lässt staunen und eine ruhige Auszeit für Leib und Seele genießen.

Kommen die Kanufahrer an ihrem Ziel an, sind „wie im Flug“ drei bis vier Stunden bei der Kurzstrecke und vier bis fünf Stunden bei der längeren Tour verflossen. Ein Anruf und sie werden abgeholt und auch eine begrenzte Anzahl an Fahrern kann dann mit nach Hahnbach zurückgenommen werden.

„Am liebsten würde ich die Leute vorher und nachher fotografieren“, meint Matthias Götz. Denn da könne man öfter augenscheinliche Metamorphosen, sprich Verwandlungen erleben. Da steigen immer wieder übermütige, selbstsichere „Ich-weiß-und-kann-Alles-Typen“ ein, welche keine Anweisung oder Tipps hören wollen und dann „bedröbbelt“ und „hergebremst“ wieder aussteigen.

Tatsächlich könne so eine Kanutour auch zum „Härtetest einer Beziehung“ werden, wissen die beiden. Da gehe es dann um die Führung und Lenkung des Kanus, um „wer ist schuld?“ bei einem Übersteuern oder einer Fahrt ins Gebüsch und so weiter. Gar nicht selten erleben die beiden dann, dass Rollen getauscht werden und manche Wahrheit sichtbar wird.

Doch am häufigsten strahlen ihnen am Ende der Bootstour glückliche und restlos zufriedene Gesichter entgegen. Nicht selten sind es dann gerade die Vorsichtigen oder gar Ängstlichen, die am Ende zur Recht auf sich stolz sein dürfen und sich mit Kommentaren wie „himmlisch“ oder „mega cool“ verabschieden.

„Unser Ziel, einen sanften, für alle angenehmen Nahtourismus anzubieten, ist geglückt“ versichert das Ehepaar. Tatsächlich kommen 50 Prozent der Teilnehmer aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach und 50 Prozent aus den Nachbarregionen. Noch sind weiter angereiste Touristen rar, doch würden sie langsam zunehmen.

Aber leider nimmt der Wasserpegel in der Vils ab, stellen sie fest. Im heißen Jahr 2019 sei dies schon fast dramatisch gewesen, als die Kanus immer wieder auf Steine in der Fahrrinne stießen und Kratzer abbekamen. Doch das nassere Vorjahr war „perfekt“ und heuer – ja, da wird man sehen. doch hoffen natürlich alle nur das Beste - und wir wünschen den beiden natürlich auf viel Erfolg.

Zur Information

Ein Kanu ist ein Boot, das mit Paddeln in Blickrichtung bewegt wird, auch Paddelboot genannt. Die wesentlichen Gattungen sind Kajaks und Kanadier, bei denen die Paddel frei geführt werden.

Der Begriff Kanu ist auf eine Eindeutschung des englischen“canoe“. Im Britischen Englisch wird „canoe“ wie im Deutschen als Oberbegriff verstanden und der Kanadier als „open canoe, Canadian canoe“ oder „Indian canoe“ bezeichnet. Zuerst verwendete Christoph Kolumbus für ein offenes Boot diesen Ausdruck der Arawak aus der Karibik.

Die ältesten archäologischen Nachweise stammen von einem etwa 8000 Jahre alten Einbaum aus den Niederlanden. Den Ursprung eines Kanus datiert man hingegen auf ca. 4000 v.Chr. Ein Ur-Kanu, das etwa dieses Alter hat, wurde am Euphrat gefunden.

Der Einbaum ist jedoch kein direkter Vorfahre der heutigen Kanusportboote. So sind Kajaks, Kanadier und Faltboote aus den Fellbooten der Eskimos und den Rindenbooten der Indianer Nordamerikas weiterentwickelt worden. Die ersten Ausführungen bestanden aus Tierhaut und Knochen bzw. Birkenrinde oder Holz.

Die Kajaks, ursprünglich immer gedeckte, also bauartbedingt oben geschlossene Kanus, stammen ebenso von den Inuit, die Kanadier von den Ureinwohnern Nordamerikas.

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