Die VILS
Im besten Sinn war und ist die 89 Kilometer lange Vils die „Lebensader“ unserer Region, wenngleich ihr Pegel derzeit fast schon dramatisch sinkt und so manche Zillen- und Kanufahrt recht erschwert oder gar fast unmöglich macht
Dabei ist ihr Einzugsgebiet an die 1000 Quadratkilometer groß, doch wenn kein Regen fällt, kann auch nichts dort ankommen.
Aber wer bedenkt schon auf oder am Wasser, wie sie entstanden ist und dabei handelt es sich um schier unfassbare Dimensionen
Da war vor 150 – 160 Millionen Jahren an ihrer Stelle der „Hahnbacher Sattel“, der bis zu 900 Meter hoch war, also fast doppelt so hoch wie der Frohnberg oder der Kreuzberg. Er bestand aus Keuper, jenem Buntsandstein, aus dem schließlich Kirchen und Kapellen gebaut wurden. Auch die kühlen und vor Feuer sicheren Keller verdanken sich diesem Sandstein.
Unter extremen Niederschlags- und langen Dürreperioden mit Aufwölbungen und Abtragungen zog sich schließlich das Weißjurameer wieder zurück. Noch immer zeugen davon ja zahlreiche Ammonitenfunde.
Vor ca. 135 bis 70 Millionen Jahren, wölbte sich in der so genannten Kreidezeit das Hahnbacher Gebirge immer mehr auf. Eisenhaltiges Wasser sammelte sich in Senken und die Erzflöße, welche der Oberpfalz im Mittelalter einen Industrieboom bescherten, bildeten sich.
Heute weiß man, dass sich schon vor ca. einer Million Jahren eine Urvils in Mäandern nach Süden schlängelte, hin zur älteren Naab und diese dann zur jüngeren Donau.
Ihr ruhiger Verlauf hat manche zu Vergleichen mit einem „genießenden internationalen Wanderer“ inspiriert. Und international ist tatsächlich der weiterer Verlauf durch Österreich, Ungarn und Rumänien ins Schwarze Meer, wo man logischerweise auch in Vilswasser baden kann.
Das Wort Vils oder Vilisa, wie sie zum Beispiel 1331 geschrieben wurde, bedeutet eigentlich Sumpfgelände und „saure Wiesen“ mit Schilf, diese säumten bis zu den Begradigungen und Hochwasserfreilegungen weitgehend ihren Lauf.
Der Lauf der Vils beginnt in der Gegend von Kleinschönbrunn, wo eine ausgewiesene Vilsquelle es durchaus schafft 13 Liter pro Sekunde zu generieren. Doch dieser Ausgangsort ist nicht unumstritten und ihr Ursprungsort wird von Wissenschaftler derzeit bei Massenricht gesehen.
Lebensader war die Vils aber schon vor mindestens 3000 Jahren, was Funde auf den Anhöhen bezeugen. Als die Zeiten ruhiger wurden und man durch Verbesserungen in der Landwirtschaft effektiver produzieren konnte, begann man mit einer Aufteilung der Gewerbe und wagte man sich wohl im 8. Jahrhundert nah an ihre Ufer.
Es war zudem jene Zeit, als Missionare erste Christianisierungsversuche machten. Nachgewiesen wurde zum Beispiel, dass der Heilige Wunibald damals einen Wohnsitz und eine Kirche an der Nordfilusa, wohl bei der Urpfarrei Schlicht hatte.
Für die verschiedensten Gewerbe wurde die Vils dringend gebraucht. Nehmen wir nur einmal das Bierbrauen. Jahrhundertelang gab es an der Vils Brauhäuser, aber auch Metzger, Bäcker, Kürschner, Lederer, Färber und viele weitere Berufe siedelten sich nah am Fluss an.
Bereits von 1034 existieren Dokumente, welche die Vils als Wasserstraße erwähnen. Der Transport war so enorm effektiver und viel, viel leichter als über die schlechten Wegverbindungen.
Eisentransporte in den Süden und der Rückweg mit Salz, die vielen Eisenhämmer und Mühlen entlang des Flusslaufs sorgten für blühenden Reichtum in der Oberpfalz.
Auch als Fischgewässer ist die Vils noch immer gesucht
Da gab es früher auch sehr viele Krebse, die sogar bis nach Nürnberg verkauft wurden. Leider nehmen aber derzeit die fast ungenießbaren amerikanischen Krebse überhand. (Zu) viele große Hechte warten in Dümpeln und Gumpen auf ihre Beute, wozu Weißfische wie Rotaugen, - federn, Hasel, Moderlieschen zählen.
Im Oberlauf gibt es (gesetzte) Forellen und Barben. Im langsamen Wasser Braxen und Karpfen. Auch Welse und Allrutten, die selbst fruchtbaren Giebel und auch wenige Aale kann man in der Vils fangen.
Von den Vilsfischern soll sogar die erste Kapelle auf dem Frohnberg gebaut worden sein. Waren sie lange Leibeigene, hatten sie doch im 16. Jahrhundert einen sehr guten Verdienst, da damals Fisch um ein Vielfaches teurer war als Fleisch.
Heute gibt es an der Vils nur noch Hobbyfischer und mehrere Fischereivereine teilen sich die Abschnitte.
Faszinierend sind ebenso Fauna und Flora entlang der Vils, ein seit 1992 EU eingetragenes Flora- Fauna-Habitat und streng geschützt.
Nicht mehr selten sind Eisvögel und viele weitere Vögel, wie Meisen, Stieglitze, Ringeltauben, Rotschwänzchen, Buntspechte, Amseln und natürlich auch die Spatzen.
Nicht unumstritten ist der Biber, der bis zu 20 Jahre alt werden, 1,4 Meter lang und bis 35 kg schwer werden kann. Aber auch den eingewanderten Mink und schnelle Bisamratten kann man entdecken.
Ja, und „wo Frösche sind, da gibt’s auch einen Storch“. Bekannt sind die Hahnbacher Störche auf dem Amberger Tor und im „Nest“ von Hans Weiß in Kümmersbuch.
Ruhig stolziert der 80 – 100 cm große Vogel mit einer Flügelspanne von über 2 Metern und mit einem Gewicht von maximal 5 Kilo elegant und ohne Scheu durch die Vilswiesen.
Entlang der Vils findet man noch immer Auwälder mit Weiden, Espen, Pappeln und Erlen.
Ob dort auch der Erlenkönig zu Hause ist oder ein Vilsnixe? Eltern wollten damit ihre Kinder warnen, da Untiefen bis zu vier Metern durchaus manchem Nichtschwimmer zum Verhängnis werden können.
Aber viele haben auch in der Vils schon das Schwimmen gelernt und freuen sich, dass ihr Fluss mittlerweile fast Trinkwasserqualität erreicht.
Übrigens, bitte weitersagen
Auf OTV kommt am Montag um 18.30 Uhr im Rahmen der Sendung „Mein Landkreis Amberg-Sulzbach“ ein kurzer Film über die Vils.
Der OTV-Reporter Michael Zeitler interviewt dort unter anderen den Vorsitzenden des Hahnbacher Fischereivereins Helmut Kern und die Hahnbacher Heimatpflegerin Marianne Moosburger.
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