Ganztagesfahrt in die Hallertau des Hahnbacher Obst- und Gartenbauvereins zusammen mit dem Siedlerbund Hahnbach

Der Hahnbacher Obst- und Gartenbauverein unter Josef Moosburger hatte zusammen mit dem Siedlerbund Hahnbach unter Anton Ritter zu einer gut angenommenen Ganztagesfahrt in die Hallertau eingeladen

Viel lernte man bei der Führung im Hopfenmuseum in Wolnzach. Anbau, Heilkräfte, Hopfenpflege, das Leben der Hopfenzupfer und vieles aus der großen Vergangenheit nicht nur der Hallertauer Hopfenbauer waren dort Thema.

Auf dem Hopfenbauernhof der Familie Betzenbichler in Enzelshausen konnte man eine neuere große Erntemaschine und ihr Beschicken in Aktion erleben

Gerne informierten die Besitzer über die Vorgänge von der Abnahme der Hopfenstränge, das Trennen von Dolden und Blättern und das Dörren auf dem großen Hof.

Für Einladung, Führung sowie Kaffee und hausgemachten Kuchen bedankten sich die beiden Vereine mit einem Geschenkkorb und einem Gutschein, der die Betzenbichlers nach Hahnbach einlud

Die Heimatpflegerin Marianne Moosburger informierte während der Busfahrt noch mit manch zusätzlich Wissenswertem über Brauwesen und Bier und schloss mit humorvollen Episoden den gelungenen Tag.

 Der Hopfen ist eine Kletterpflanze

Er besitzt feine Klimmhaare, mit deren Hilfe er sich an Bäumen, Büschen oder am Hopfengerüst im Uhrzeigersinn hochrankt. Beim Hopfen gibt es weibliche und männliche Pflanzen, doch nur die weiblichen sind von Nutzen.

Das Wachstum des Hopfens ist enorm, teilweise 30 cm pro Tag. In ca. 70 Tagen wächst er auf 7 bis 8 Meter Höhe. Nach einer gewissen Pflanzenhöhe beginnt er zu blühen und innerhalb von etwa zwei Monaten entwickelt sich die erntereife Dolde, um geerntet zu werden oder wieder zu verwelken.

Der Wurzelstock überwintert – geschützt in einem Bifling – im Boden. Theoretisch kann ein Hopfenstock 50 Jahre alt werden, doch meist wird er nach 30 Jahren durch Fechser oder eine Neuzüchtung ersetzt. Dieser Junghopfen kann aber erst im zweiten Jahr nach seiner Pflanzung geerntet werden.

Hopfenpflege ist noch immer viel Handarbeit. Es beginnt mit dem Aufhauen der Biflinge im Frühjahr, dann das Beschneiden der Austriebe, schließlich folgt das Aufdrahten, welches seit ca. 1890 anstelle einer Schnur mit Draht gemacht wird. Dann steht das „Anleiten“ an, das Festmachen der Reben an, welches bei starkem Wind nicht selten wiederholt werden muss.

Der Hopfen gilt als Heilpflanze. Arabische Ärzte fanden seine bakterizide Wirkung heraus und die Volksmedizin nutzte ihn gegen Tuberkulose, als Beruhigens- und Schlafmittel. Gegen Bücherfraß wurde er eingesetzt, zum Schutz von Bienenvölkern und sogar zur Papierherstellung oder Tabakersatz wurde er verwendet.

Von 1750 bis 1802 wurde ein Hopfenanbau in der Oberpfalz sogar verordnet. Auch vor den Toren Hahnbachs, mindestens vor dem Amberger Tor, wohl dort, wo heute das Feuerwehrhaus steht, ist ein Hopfengarten nachgewiesen, ebenso hinter der Klause auf dem Frohnberg.

Bezeichnenderweise spricht man in der Oberpfalz auch immer von Hopfengärten und nicht von einem Hopfenacker. Denn der Hopfenanbau war recht arbeitsintensiv und passte zudem nicht in die Dreifelderwirtschaft.

Auch fand man erst an der Wende vom 18. zum 19.Jahrhundert Geschmack am Hopfen und verzichtete zunehmend auf weitere Zutaten. Bald wurden dann die Oberpfalz, das Hersbrucker Gebirg, der Aischgrund und die Gegen um Spalt zum Hopfenanbaugebiet Nummer 1 in Deutschland.

Doch mancher Hopfenbauer arbeitete auch an einem „Etikettenschwindel“ mit. Er verkaufte seine Ernte ins Böhmische und „reimportierte“ seine Ware als „böhmischer Hopfen“. Dieser hatte einen besseren Ruf, galt als höherwertig und erzielte einen höheren Erlös.

Der Nürnberger Hopfenmarkt hatte erst Erfolg als 1858/62 das Schwefelungsverbot aufgehoben wurde. Schnell entwickelte er sich aber dann zum größten Hopfenmarkt der Welt.

Mit der Jahrhundertwende allerdings kam schon der Niedergang des oberpfälzischen Hopfens. Das oberpfälzische und fränkische Erbrecht verlangte ein Aufteilen des Besitzes und damit auch der Felder, die so immer kleinparzelliger wurden.
In der Hallertau aber erbte nur einer den Hof und so standen stets größere Flächen zur Verfügung.

Eine höhere Bodenqualität und modernerer Methoden wie der Drahthopfen im Gegensatz zum arbeitsintensiveren Stangenhopfen machten bis heute die Hallertau zur weltweit erfolgreichsten Hopfengegend. (Der Eisengau, Nr. 55/ 2021, S. 60ff).

In der letzten Hahnbacher Brauerei wurde bis zuletzt Spalter - und Hallertauer Hopfen gemischt. Der Spalter Hopfen war zwar günstiger, aber der Hallertauer soll intensiver gewesen sein, erklärte Braumeister Anton Ritter (19.6.1924 – 4.11.2015).

Nicht wenige Oberpfälzer zogen alljährlich in die Hallertau zum Hopfenzupfen. Meist waren dies Frauen, die als ausdauernder und flinker galten. Auch gab es unter ihnen nicht so leicht gewalttätige Streitereien. Die Bezahlung war zudem gleich für beide Geschlechter. Sie richtete sich nämlich nach der gepflückten Menge und wurde am Ende der Saison gegen die gesammelten Marken ausgezahlt.

Viele Frauen brachten auch ihre Kinder mit, die so „versorgt“ waren und ab einem bestimmten Alter auch mithalfen. Für einfache Unterkunft, natürlich geschlechtergetrennt, und das Essen hatte der Hopfenbauer und seine Bäuerin zu sorgen. Morgens und abends gab es eine Mahlzeit auf dem Hof, untertags auf einem Wagen im Hopfengarten, um keine Zeit zu verlieren.

Mittlerweile hat auch bei den Hopfenbauern die Technik Einzug gehalten und tonnenschwere teure Pflückmaschinen trennen Blattwerk und Dolden und ein Metallabscheider sortiert davon auch den Großteil des abgeschnittenen Drahts aus. Die Dörre befindet sich ebenfalls im großen Stadel und eine Abfüllvorrichtung für die gepressten Hopfenplastiksäcke.

Jeder sechste Sack wird von unabhängigen Prüfern genau untersucht und zertifiziert. So kann dieser dann mit dem Stempel eines Siegelhopfens bis zum einzelnen Hof und sogar bis zum Herkunftshopfengarten zurückverfolgt werden.

 

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