„Die Zukunft des Tourismus: Frieden Freiheit und Nachhaltigkeit?“ - Thema des Ethikforums in der OTH Amberg-Weiden

Prof. Dr. Christian Baumgartner, Prof. Dr. Lisa Ranisch und Christina Kircher stellten sich der Diskussion

„Die Zukunft des Tourismus: Frieden Freiheit und Nachhaltigkeit?“ war Thema des Ethikforums in der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden. Buchautor Frank Herrmann referierte per Video über Fair-Reisen und Professor Dr. Christian Baumgartner von der FH Graubünden zeigte den „Tourismus im Spannungsfeld“ auf.

Prof. Dr. Christiane Hellbach begrüßte und verwies kurz auf ihre frischen Erfahrungen, die sie an einer nachhaltigen Universität in Lappland gemacht habe. Auch hier hätten sie primär die persönlichen Erfahrungen und Begegnungen vor Ort überzeugt, vielmehr als jede virtuelle Information.

Die Tatsache, das Reisen bilde, bestätigte auch die Moderatorin Professor Dr. Lisa Ranisch. Doch verwies sie auch auf viele weitere Dimensionen und Risiken des weltweiten Tourismus. Der Sachbuchautor Frank Herrmann zeigte in seiner Videobotschaft, dass beim FAIR-Reisen, dank mancher Rankings im Internet „vieles möglich, doch weniges umgesetzt“ werde.

Es gelte deshalb gerade bei Flugreisen und Kreuzfahrten, diese, so möglich 1. zu vermeiden, 2. zu reduzieren und 3. zu kompensieren. „Wir müssen Reisen wieder als etwas Besonderes begreifen“ betonte er, und „Verantwortung übernehmen“. Dies bedeute: große Konzerne meiden, weniger und dafür länger reisen und dabei Menschen und Tierrechte im Auge behalten. „Nicht nur wollen“, sei die Devise, so Herrmann, „sondern auch ethisch handeln!“.

Weltweit unterwegs ist Prof. Dr. Christian Baumgartner, der die enorme Komplexität eines nachhaltigen Tourismus aufzeigte. Gerade auch wegen des Klimawandels müssten aber alle ihre Bedürfnisse einschränken und immer auch das Wohl der Arbeiter im Tourismus und gerade auch der nächsten Generation mitbedenken.

„Es gibt kein Recht auf Reisen! Das ist ein Privileg!“ versicherte Baumgartner und verwies darauf, dass 40 Prozent der Bevölkerung nie verreisen würden. „Unsere Freiheit geht zudem leider auch oft zu Lasten von Anderen!“, so der Vorarlberger.

Anhand von gelungenen Beispiele zeigt er, wie Nachhaltigkeit, Kooperation und Achtsamkeit sehr erfolgreich sein können. Intelligentes Ansprechen der Touristen, zum Beispiel durch Hinweise wie „in diesem Zimmer haben 75 Prozent der Gäste ihre Handtücher drei Tage lang benutzt“ oder mit der Garantie auf „echtes Erleben“ bei exklusiven Touren in kleinen Gruppen, Slow-Food, eines Gästeparlaments, Kooperation statt Abriss, mancher Verrücktheit, natur-positiven Hotels und manchem mehr schaffe man eine „Lebensraum-Agentur“ statt eines Massentourismus, der Allen und Allem nur schade.

Von der Politik wünsche er sich klare, konkrete Strategien, die ein „was, wer, wie und bis wann“ bei „Zuckerbrot und Peitsche“ zu neuen Erfolgsindikatoren einer Gemeinwohlwirtschaft für alle Beteiligte machten. Dann könne ein „Gesundheitstourismus“ entstehen, der wirklich Frieden, Freiheit und Nachhaltigkeit generieren könne.

Christina Kircher, die Tourismusbeauftragte des Landkreises Neustadt an der Waldnaab, konnte gute Beispiele für nachhaltigen Tourismus anführen. Netzwerke von Betrieben und Direktvermarktern, Zusammenschlüsse für eine Lokalwährung, ein Belohnungssystem für ökologisches Verhalten, Leerstandsmanagement, soziale Verträglichkeit und gut präsentierte Bildung waren in der Diskussion Themen. Auch mehr Bescheidenheit wurde gewünscht und berührende Zugänge zum Urlaubsgebiet durch persönliche Geschichten wie auch wiederholtes Nachfragen bei den Verantwortlichen.

A propos Verantwortliche: davon hätte man sich deutlich mehr im großen Audimax gewünscht.

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