Gasthof Rauch - Kötzersricht: Erinnerungen der Wirtsleute Agnes und Georg Rauch

„Die erste Kirchweih feierten wir 1949“, erinnert sich Georg Rauch. Zum Essen allerdings gab es lediglich Spiegeleier

Beliefert wurde man damals durch die ehemalige Hahnbacher Brauerei Huber mit Amberger Malteser-Bier.

In den 50er Jahren war auch eine Freibühne im Hof aufgebaut, auf der stolz aufgetanzt wurde.

Die „Ketzaasriader Kirwa“ war eine große Kirwa und weit über die Gemeindegrenzen bekannt. „Ohne die Hilfe der lieben Verwandtschaft hätten wir keine Kirwa halten können“, so Georg Rauch. Sie wurde letztmalig 1984 gefeiert.

1952 war dann der Hausumbau fertig und auch zwei Fremdenzimmer hatte man ausgebaut.

Normalerweise nächtigten dort Handelsvertreter oder Monteure der OBAG. Wichtig war, dass man stets korrekt darauf achtete, dass sie ihren Personalausweis vorlegten und sich korrekt eintrugen, erzählt der Wirt. Dann galt es alle Daten weiter ins Fremdenbuch zu übertragen.

Nicht selten kamen auch die Gendarmen der Hahnbacher Polizeistation, um zu kontrollieren. Ein waches Auge hatten sie dabei stets auf Eintragungen eventuell unverheirateter Paare, was dann eine empfindliche Strafe für den Wirt wegen „Zuhälterei“ nach sich gezogen hätte. „Aber das gab es bei uns natürlich nicht!“ versichern sie.

In den 1950iger Jahren sah das Gasthaus eine steigende Anzahl von Spaziergängern und Radfahrern, welche dort gerne Brotzeit machten. Aus Sulzbach-Rosenberg und der näheren Umgebung pilgerte man damals zunehmend gerne nach Kötzersricht. Darunter waren auch nicht wenige Badegäste, die bei den nahen Sandbänken der Vils badeten und sich sonnten. Als aber in Rosenberg das Waldbad öffnete, war auch diese Zeit vorbei, wissen die Wirtsleute.

An den Sonntagnachmittagen waren auch regelmäßig Wirtsstube und Tische vor dem Haus mit Kartenspielern belegt, die begeistert und oft lange tarockten oder Schafkopf spielten.

Unvergessen sind für Georg Rauch auch das Gründungsfest der Feuerwehr Kötzersricht am 18. Mai 1950, die Fahnenweihe derselben im Jahr 1965 sowie die beiden Jubiläen in 2000 und 2010 im Gasthof der Wirtsfamilie.

Auch für zahlreiche Geburtstagsfeiern und andere geschlossenen Gesellschaften kochte Agnes bis ca. 1998 noch gern.

Ein legendärer Kaffee-Kuchen-Treff entstand in den 1980iger Jahren durch die Backkünste von Agnes Rauch. Jedes Wochenende und besonders am Sonntagnachmittag fanden ihre kunstvollen und leckeren Torten besten Absatz bis ins Jahr 2015.

„Mein Genuss und meine Freude waren die immer netten Gäste, die oft bis aus Neuhaus anreisten“, erzählt die zierliche Wirtin. Richtige Freundschaften hätten sich nämlich dabei entwickelt, strahlt Agnes Rauch noch heute.

 Wirtsdiplomatie

Gerne erinnert sich Georg Rauch an manch angenehme Stunden in der Wirtsstubn und im Sommer an den Tischen und den Bänken vor dem Haus. Da sei oft eine „gute Gesellschaft“ zusammengekommen, die allen gut getan habe.

Es wurde diskutiert, nachgefragt, korrigiert und auch philosophiert. Natürlich wurde auch immer wieder mehr oder weniger gestritten, aber man versöhnte auch schnell wieder, belachte manch Überzogenes und tröstete sich zudem gegenseitig.

„Aber man hat schon auch aufschauen müssen, wen man wohin setzt“, betont der Wirt und erzählt von manch einfacheren und auch schwierigeren Situationen. Nicht immer sei das einladende „Hock de her zu uns!“ eines Gastes recht klug gewesen, weiß er. Aber in den allermeisten Fällen hätte er „die richtigen scho zammbracht“.

„Vor allem in den späten Stunden“ in kleiner Runde, seien die Gespräche nicht selten tiefsinnig und fruchtbar geworden. Da habe man dann auch von manchen „Geheimnissen“ und von allerhand „Lumpereien“ erfahren, schmunzelt Georg Rauch. Doch diese fielen natürlich grundsätzlich unter das wichtige und richtige „Beichtgeheimnis“ der Wirtsleute, fügt er überzeugend hinzu.

Es gab natürlich auch Gäste, die auf dem Heimweg „mit dem zweiten Gang“ fuhren, weiß er.
Solche und solche Gäste Rauch erinnert sich auch noch, dass seine Gäste sich nicht selten im guten Sinn positiv beeinflussten. Vorsichtiges Nachfragen, mancher Hinweis, auch ein gut gemeinter Rat gehörten dazu und nicht nur einmal habe er von guten Konsequenzen daraus gehört.

Einmal habe auch zum Beispiel eine bekannte Persönlichkeit, wie gewohnt seine dicke dampfende Zigarre angezündet. Als dies aber jemanden störte, soll er sie „ganz folgsam und brav“ wieder ausgemacht haben und den ganzen Abend „kein Rauchopfer“ mehr drinnen dargebracht haben.

Früher hatten sie auch öfter Übernachtungsgäste, erinnert sich Georg Rauch, welche der Bürgermeister schickte. Dies waren meist Handwerksburschen auf der Walz, die Kost und Logis auf Gemeinderechnung bekamen. Auch sie wussten oft Interessantes aus ihrem Leben, anderen Teilen Deutschlands und von ihren Lehrjahren und – herren sowie von den Wirtshäusern, in denen sie logierten, zu berichten.

„Ja, um ein Wirt zu sein“, weiß Georg Rauch, „da braucht man schon spezielle Gene. Gut, dass meine Frau und ich diese hatten“ schließt er ein wenig nachdenklich. Er setzt hinzu: „Wir beide werden diese Wirtschaft nicht einfach so schließen, das soll jemand anders machen“, sagt er und blickt „sinant“ in Richtung Kreuz.

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