Vilseck: Frostanlage Vilseck - Fortschritt durch Kühltruhen

Erwartungsvoll bestaunten die Anwesenden die Neuheit und freuten sich auf die Inbetriebnahme ihrer Kühltruhen

Es war einmal … Vor langer Zeit gab es hierzulande noch keine Gefriertruhen. Sollte zum Beispiel Fleisch für längere Zeit haltbar gemacht werden, musste es gepökelt (gesurt), also in Salzlake eingelegt werden. Suren ist das bayerische Wort für Pökeln.

Kühltruhen wären aber schon dringend notwendig gewesen, denn die Bauern wollten ihr Schlachtfleisch nicht länger nur in die Sur legen, sondern einfach kalt lagern. Was musste geschehen?

1930 erfand Carl von Linde die Gefriertruhe. Etwa um 1940 kamen die ersten Eisschränke auf den Markt. So wurde auch in Vilseck der Wunsch nach solchen Gefriergeräten laut.

Der einzelne Landwirt war finanziell nicht in der Lage, so eine Investition zu stemmen. So taten sich also die Bauern zusammen und baten die Stadtväter um Unterstützung. Gemeinsam beschloss man, eine sogenannte Frostanlage zu errichten.

Im Hinterhof des Rathauses fand sich im Nebengebäude ein geeigneter Raum für die Unterbringung von 24 großen Gefrierfächern.

24 Gefrierfächer der Marke „Frigidaire“ standen den Nutzern in Vilseck zur Verfügung

Die Firma Eisen-Schmidt aus Amberg lieferte die Kühlgeräte der Marke „Frigidaire“ und war auch für die jährliche Wartung und Enteisung zuständig.

Geistlicher Rat Josef Hösl weihte die Frostanlage Ende der 1950er Jahre im Nebengebäude des Rathauses ein

Rasch waren alle Gefrierfächer, die mit Nummern und Schlössern versehen waren, vergeben und gefüllt. Instandhaltungs- und Stromkosten wurden auf die Nutzer umgelegt. Die Landwirte waren froh, ihr Schweinefleisch, Geflügel und sonstige Lebensmittel nun gut konserviert zu wissen.

Doch einen Haken hatte das Ganze. Man konnte nur zu den Öffnungszeiten des Rathauses an sein Gefriergut kommen. So gab es in manchem Haushalt sonntags keinen Schweinebraten. Denn wenn man erst am Samstagnachmittag an das Fleischholen dachte, hatte Amtmann Karl Götz, der oben im Rathaus wohnte, das Gebäude schon zugesperrt.

Der Ortsobmann des Bauernverbandes war für die Frostanlage zuständig. Das war damals Georg Rothkäppel, später Andreas Götz.

Ende der 1970er Jahre rentierte sich die Anlage nicht mehr, denn mittlerweile schafften sich die Leute ihre eigenen Gefriertruhen und Kühlschränke für zu Hause an. Am Ende nutzten nur noch vier Familien die Anlage im Rathaus.

Bürgermeister Rudolf Merkl lud also zu einer letzten Versammlung zum Neibeck ins Gasthaus Eigen ein. Jeder Nutzer erhielt quasi als Ablöse-Entschädigung 50 DM und eine Brotzeit. Der Houder Röis trug noch ein Gedicht von Georg Rothkäppel vor mit dem Titel „Eine schwere Geburt“. Damit war die Vilsecker Frostanlage Geschichte.

Auch in Ebersbach gab es ein G‘frierhäusl. Es stand neben der Dorfkapelle auf der gegenüberliegenden Seite des Bachs. Es wurde von den Ebersbacher Bauern gut genutzt und hat wahrscheinlich auch um die selbe Zeit seinen Zweck verloren.

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