Das Schloss Gressenwöhr - 250 Jahre alter Plan gefunden - Aufschlussreiche Nachforschung gelungen
Das Schloss Gressenwöhr (Ansicht von Süden)
Matthias Helzel hat aufgrund des aufgefundenen Plans von 1774 ein Rekonstruktions-Modell des Gressenwöhrer Schlosses erstellt. Dieses Bild zeigt die Ansicht von Süden mit der Umfassungsmauer und dem Eckturm.
Auf der Ansicht von Osten sind auch die interessante, rundliche Toranlage mit Zwinger und der Wasserabzweig der Vils mit Brücke zu sehen
Kaum jemandem in der Großgemeinde Vilseck dürfte es noch im Gedächtnis sein, dass es einst in Gressenwöhr, etwa 3 km nordöstlich von Vilseck, ein Schloss gegeben hatte.
Durch einen Beitrag im 68. Band der „Oberpfälzer Heimat“ wurde Rosi Hasenstab darauf aufmerksam und meint, dass man das Gressenwöhrer Schloss nicht ganz vergessen sollte. Sie erhielt vom Verfasser des Artikels, Matthias Helzel, Eschenbach, dankenswerterweise die Erlaubnis, anhand seiner Recherchen und Aufzeichnungen darüber zu berichten.
Nichts zeugt heute mehr vom einstigen Schloss und Gut Gressenwöhr. Erst ein Blick in die Liste der Baudenkmäler verrät, dass hier ein Schloss stand, das unter dem Bodendenkmal Nr. D-3633-0084 eingetragen ist.
Mit der Besiedelung des Nordgaus könnte auch in Gressenwöhr die erste Siedlung entstanden sein, die zusammen mit Vilseck und weiteren umliegenden Gebieten ab 1007 zum Bistum Bamberg und ab 1269 bis zur Säkularisation 1803 zum bambergischen Amt Vilseck zählte.
Der Namensursprung von Gressenwöhr könnte auf eine feuchte „Insel“ hindeuten. Der Bereich direkt an der Vils war ja sumpfig und feucht. Die Vorsilbe „Grassen“ oder „Kressen“ bedeutet feuchte Wiese oder Weide; die Nachsilbe „Wöhr“ eine Insel oder Landzunge, die von der Vils umflossen wurde. Die Schreibweise änderte sich mehrmals. So findet man auch Crassenwerd, Kressenwerde, Crasswerde und Kressenwörh und schließlich Gressenwöhr.
Am 4. März 1468 erhielt Erhard von Steinling, Kastner zu Vilseck, den Bewilligungsbrief vom Bamberger Bischof Georg I. zur Errichtung eines Gutes mit „burglichen Bau“ in „Crassenwerde“. Dies ist somit der erste urkundliche Beleg für das Schloss Gressenwöhr.
Das Gut blieb bis zum Ende des 16. Jahrhunderts bei den Steinlingern, die ihre Stammsitze in Steinling und Sinnleithen in der Gemeinde Edelsfeld hatten. Ab 1614 wechselten die Besitzer immer wieder. Es tauchen die Namen Hans Friedrich von Künsberg auf, Hans Adam von Wildenstein, Hans Philipp von Gebsattel, Veit Pölhöfer, Rudolf Rechter, Christoph Portner, Christoph Bernhard von Galen, Otto Ludwig von Lützelburg und Wilhelm Wigand von Falkenstein.
Obwohl häufig Umbauten und Neubauten erfolgten, kümmerten sich die Besitzer scheinbar nicht besonders ernsthaft um den Erhalt des Schlosses. Es verkam immer mehr.
Um 1730 erwarb der Vilsecker Forstmeister Johann Philipp Bodt (Bott) das Gut Gressenwöhr und den dazugehörigen Hof Drechselberg. Unter der Familie Bodt scheint der Niedergang des Gutes weiter fortzuschreiten. Teile werden an den Vilsecker Kastner Johann Körner beziehungsweise an Johann Adam Ertel verkauft.
Schließlich fällt das überschuldete Gut als erledigtes Lehen 1774 an das Bistum Bamberg zurück, das die eine Hälfte an Leonhard Mayer, die andere an Bartholomäus Wiesent veräußert.
Nun kommt es zu einem besonderen Glücksfall, dem Fund eines alten Plans von 1774, dem die heutigen Erkenntnisse zu verdanken sind. Auf dem Plan zu sehen sind zentral das Schlossgebäude mit Erd- und Obergeschoss, die umlaufende Umfassungsmauer mit Eckturm und interessanter Toranlage, das Gesindehaus mit Stallungen und der Schlossweiher.
Es liegt nahe, dass zum Schlossgut einst auch ein Hammerwerk gehörte, da in dem Plan auch ein Wasserabzweig der Vils mit Brücke eingezeichnet ist. Dieser Abzweig beginnt etwa bei Triebweg und mündet nach dem Schloss wieder in die Vils.
In den Notizen zur Geschichte der Stadt Vilseck von 1844 wird Gressenwöhr noch als altes Schlösschen erwähnt. Auch auf dem Urkatasterplan sind noch das Schloss als Anwesen Nr. 7 sowie Teile der ehemaligen Befestigung eingezeichnet.
In den Kunstdenkmälern von Bayern „Bezirksamt Amberg“ von 1908 findet sich jedoch kein Eintrag mehr zum Schloss Gressenwöhr. Daraus lässt sich schließen, dass das Schloss zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits abgerissen war.
Für Burgenforscher Matthias Helzel war der Fund des Plans von großer Bedeutung. Er erstellte daraufhin 2022 ein Rekonstruktions-Modell des Schlosses und rückte somit eines der interessantesten, kleinen Schlösser wieder ins Bewusstsein, da im heutigen Gressenwöhr nichts mehr an diesen Adelssitz erinnert.
Zur Kapelle sei noch erwähnt: Der inzwischen 250 Jahre alte Plan von 1774 zeigt auch, dass hier mindestens seit dem 18. Jahrhundert eine Kapelle vorhanden war, die dann wohl zum Backofen umfunktioniert wurde oder weichen musste. 1979 wurde an dieser Stelle die neue Dorfkapelle errichtet. Ob bewusst oder unbewusst erhielt Gressenwöhr ein neues Kirchlein an alter Stelle.
Das heutige Gressenwöhr mit eingezeichnetem Bodendenkmal „ehemaliges Schloss, zuvor mittelalterliche Burg“ (rote Markierung, aus Bayernatlas.de)
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