Vilseck: Heimatglocken – Himmelsglocken - Glockenweihe vor 75 Jahren (Historische Aufnahmen entdeckt)

1942 musste die Pfarrei Vilseck fünf ihrer Kirchenglocken zum Einschmelzen abliefern. Schreinermeister Ringer schreibt den Ortsnamen „Vilseck“ auf die Glocken

Der Neugierde des Besitzers einer alten Kommode ist es zu verdanken, dass Fotos aus dem Jahr 1949 ans Tageslicht kamen. Das alte Möbelstück , das der Mann 2008 erworben hatte, fristete in seiner Garage ein kaum beachtetes Dasein. Schließlich entschloss der Besitzer sich nun doch, die verschlossene Schulbade, zu der kein Schlüssel vorhanden war, aufzubrechen. 

Was dabei zum Vorschein kam, versetzte ihn in großes Erstaunen. Es waren viele kleine Gegenstände aus längst vergangenen Zeiten, darunter eine Filmrolle mit Negativaufnahmen. Dem Besitzer gelang es, die Negative zu entwickeln und die Bilder im Facebook zu veröffentlichen.

Über eine Freundin erhielt Rosi Hasenstab davon Kenntnis. Sie bemerkte schnell, dass es sich dabei um historische Aufnahmen aus dem Jahr 1949 handelte und recherchierte das dazugehörende Ereignis

Während des 2. Weltkrieges war die Not im Lande groß. Es mangelte an allem möglichen, nicht nur an Nahrung für die Bevölkerung. Die Kriegstreiber hatten Bedarf an Metall für Kanonen und Munition. So wurde befohlen, dass überall die Kirchenglocken zum Einschmelzen abzuliefern seien.

Auch die Pfarrei Vilseck musste schweren Herzens diesem Aufruf folgen und fünf ihrer Glocken opfern.Diese wurden im Juni 1942 in einer üblen Schau vom Kirchturm herabgelassen und abtransportiert. Zuvor hatte sie Schreinermeister Ringer mit der Inschrift „Vilseck“ versehen, was die Kinder damals mit Interesse verfolgten.

Lediglich die große Glocke, die Peuglerin, und die Sterbeglocke entgingen diesem Schicksal und verblieben im Kirchturm von St. Ägidius.

Nur zwei kleinere Glocken kehrten 1947 etwas zerschunden und zerkratzt, aber doch heil aus dem Krieg zurück. Sie wurden aber nicht mehr im Turm aufgehängt. Die St.-Georgs-Glocke stand längere Zeit beim Kriegergrab im südlichen Eingangsbereich des Gotteshauses und wurde dann nach auswärts verkauft zugunsten neuer Glocken. So jedenfalls steht es in der Vilsecker Stadtchronik geschrieben.

Also hatte die Pfarrei St. Ägidius drei neue Glocken in Auftrag gegeben. Diese kamen am 1. April 1949 auf einem Lastwagen in der Stadt an, wo sie Geistlicher Rat Josef Hösl und die Kommunion- und Schulkinder in Empfang nahmen.

Auf einem Lastauto kommen 1949 drei neue Glocken für die Pfarrkirche in die Stadt Vilseck. Mit Interesse verfolgen auch Schaulustige am Propst-Eck dieses besondere Ereignis

 

Eingerahmt von den Kommunionkindern mit Schwester Sebastiana warten die neuen Glocken hinter der Kirche an der Zwingerfriedhofs-Mauer am 3. April 1949 auf ihre feierliche Weihe

Am 14. April 1949 hat man die Glocken dann in den Kirchturm hinaufgezogen, wo sie seither zur Ehre Gottes erklingen


Auf der Suche nach diesbezüglichen Schriftstücken fand Kirchenpfleger Thomas Pröls im Pfarrhof unter anderem die Rechnung der Glocken- und Metallgießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher in Westfalen vom 21. Juni 1949 über 9.333 DM.

Aufgrund der Glockenablieferung meldete die Pfarrei am 26. Juli 1950 eine Forderung in Höhe von 7.300 DM beim Finanzamt Amberg, Verwaltungsstelle für Reichs- und Staatsvermögen, an. Von der Erfassungsstelle für Wehrmachtforderungen der Oberfinanzdirektion München kam jedoch am 21. Dezember 1950 die Nachricht, dass mit einer Erstattung dieser Ansprüche nicht zu rechnen sei.

In den Unterlagen tauchten auch das Programm der Glockenweihe, eine Spendenzusage über 100 DM des Fußballvereins und eine Dankeskarte der Armen Schulschwestern an Geistlichen Rat Hösl auf.

Die ersten Verse auf der Karte lauten: „Heimatglocken, Himmelsglocken, Gruß seid ihr von Gottes Hand! Läutet Frieden in die Seelen, Frieden in das deutsche Land!“

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