Vilseck: Roswithas Saftladen in der Schule - Nach 42 Jahren ist ihre Schulzeit endgültig zu Ende

Am 15. März 2022 wurde Roswitha Dorner (Mitte) für 40 Dienstjahre durch Bürgermeister Hans-Martin Schertl und Rektorin Petra Ligensa geehrt

Der Name Saftladen hat einen komischen Beigeschmack. Aber dieser Saftladen nicht. Es ist nämlich der Schulsaftladen von Roswitha Dorner. Sie betreibt ihn seit 34 Jahren. Nun geht sie endgültig in Rente, was man in der Grund- und Mittelschule Vilseck sehr bedauert.

39 Jahre lang war Roswitha Dorner für die Sauberkeit in der Schule zuständig. Sie putzte Haupteingang, Halle, Toiletten und die Büros im ersten Stock. Aber damit nicht genug. 1990 übernahm sie in der Pausenhalle zusätzlich den sogenannten Saftladen. Aber was hat es damit auf sich?

Anfangs gab es dort nur verschiedene Punica-Säfte, die in Plastiktassen zu je 25 Pfennigen ausgegeben wurden. Drei Jahre später konnten die Kinder in den Pausen auch Kaba, Erdbeer- und Vanillemilch im Tetra-Pak erwerben.

2008 schrieb das staatliche Schulamt vor, dass die Kindern in den Pausen auch frisches Obst und Gemüse erhalten sollten. Dies bedeutete zusätzlichen Arbeitsaufwand, denn schließlich musste alles gewaschen und mundgerecht geschnitten werden. Einige Monate lang taten dies die Lehrkräfte und Kinder. Aber in den Klassenräumen ging das nicht lange gut. So übernahm Roswitha diese Aufgabe alleine.

Zweimal wöchentlich lieferte, und liefert noch heute, Edeka/Kredler frische Äpfel, Birnen, Bananen, Pfirsiche, Erdbeeren, Weintrauben, Melonen, und im Winter Orangen und Mandarinen, sowie Paprika, Kohlrabi, Gurken, Karotten, Radieschen, Tomaten und Käse. Dies alles sollten anfänglich nur Grundschüler erhalten. Schließlich aber durfte dann doch jedes Kind zugreifen.

Wie sieht nun Roswithas „Schulalltag“ aus?

Täglich macht sie sich um 9 Uhr auf den Schulweg. Zum Glück wohnt sie nur zwei Gehminuten vom Schulhaus entfernt. Dann richtet sie dort drei Obst-Gemüse-Teller und eine Käseplatte her und füllt zehn kleine Becher mit Milch. Das alles gibt es kostenlos. Für Säfte und Milchprodukte im Tetra-Pak verlangt sie 40 Cent.

Wenn es um 9.30 Uhr zur großen Pause gongt, stürmen die Schülerinnen und Schüler zum Saftladen und greifen zu oder kaufen Getränke. „Manche freuen sich über das Angebot und bedanken sich auch dafür“, erzählt Roswitha. „Für andere ist alles selbstverständlich“.

Auf die Frage, ob sie auch Veränderungen im Verhalten der Kinder während ihrer langen Dienstzeit festgestellt habe, sagt sie: „Na klar, aber es ist halt eine andere Zeit. Da muss ich auch schon manchmal schimpfen oder ermahnen, wenn etwas auf dem Boden landet oder die einen unverschämt viel wegnehmen. Früher bekam ich auch schon mal ein Lob oder ein Kleeblatt als Dankeschön. Heutzutage ist das selten der Fall.“

Um 10 Uhr macht sich Frau Dorner wieder auf den Heimweg, kommt jedoch um 11 Uhr schon wieder zurück zur kleinen Pause, die um 11.20 Uhr beginnt. Nun geht das ganze Programm von vorne los.

Am Ende heißt es noch: Aufräumen und Saubermachen. Um 11.45 Uhr ist für sie im Saftladen dann Schluss bis zum nächsten Werktag. Doch nachmittags muss sie erneut zur Schule gehen, denn um 13.45 Uhr beginnt ihr Putzdienst. Insgesamt hat sie 39 Jahre lang als Reinigungskraft gearbeitet und während dieser Zeit noch zusätzlich 34 Jahre den Pausenverkauf gemacht.

In all den Jahren sei sie so gut wie nie krank gewesen, und das alles habe ihr immer viel Spaß gemacht, beteuert sie. Auch mit ihren Vorgesetzten und mit ihrem Arbeitgeber, der Stadt Vilseck, sei sie stets gut zurecht gekommen. Dafür erhielt sie auch am 15. März 2022 eine mehr als verdiente Würdigung durch den Bürgermeister.

„Die Lehrerinnen und Lehrer haben für mich sogar eigens ein Lied zum 40-jährigen Dienstjubiläum getextet und gesungen“, berichtet Roswitha noch heute gerührt.

Die Verpflegung der Kinder aber lag ihr so sehr am Herzen, dass sie nach ihrem offiziellen Ruhestand den Saftladen noch drei Jahre freiwillig weiterführte.

„Aber nun gehe ich endgültig in Rente, und meine Vormittage gehören dann mir“, freut sie sich.

Endlich kann sie, ohne auf die Uhr sehen zu müssen, ohne Stress kochen, lesen, häkeln, spazieren gehen und ihren wunderbaren Garten genießen.

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