Schlicht: Alte aufgelöste Schlichter Vereinigungen - "Stopselclub"- "Hagelstecknverein" - "Stammkröigl-Club"

Wenn es hieß „Stopsel raus!“ und man hatte den Stopsel nicht dabei, war eine „Strafe“ fällig

Leider steht das Vereinssterben heute immer öfter auf der Tagesordnung bei Generalversammlungen. Aber auch schon Ende des 20. Jahrhunderts gab es Clubs und Vereine, die inzwischen nicht mehr existieren. Doch auch sie dürfen nicht ganz in Vergessenheit geraten, denn sie stellen ein Stück Tradition und Wirtshauskultur dar.

So gab es zum Beispiel in Schlicht drei Zusammenschlüsse, die zum Zweck der Geselligkeit und aus Spaß an der Freud‘ vor vielen Jahren gegründet wurden. Leider konnten exakte Daten nicht mehr ermittelt werden.

Da ist zum einen der Stopselclub, der im Gasthaus Leißl (Schönberger) aus der Taufe gehoben wurde und dem anfangs etwa 50 - 60 Damen und Herren aus Schlicht angehörten.

Jedes Mitglied war verpflichtet, ständig einen Stopsel (zu Deutsch „Stöpsel“) mit sich zu führen. Diese Stöpsel waren aus Ahornholz und wurden von Karl Seegerer in großer Stückzahl gedrechselt. Jeder Stopsel wurde mit einer fortlaufenden Nummer versehen und registriert.

Trafen sich zwei Mitglieder des Clubs nach 12 Uhr, später wurde die Zeit auf 18 Uhr festgelegt, so sagte einer zum andern: „Stopsel raus!“ Hatte man den Stopsel nicht dabei, war eine „Strafe“ von 50 Pfennigen, später eine DM, fällig. Dies musste an den Clubkassier gemeldet werden, was natürlich immer für Gaudi sorgte. „Dabei hat es manchen ganz schön erwischt“, berichtet ein damaliges Mitglied.

Auch ein Jahresbeitrag war zu entrichten. Die letzte Kassiererin war Christa Weiß, geb. Prechtl (Brunnerbeck), die eine Strichliste führte. Sie kam einmal im Jahr zu den Mitgliedern ins Haus und kassierte Jahresbeitrag und Stopselgeld ein. „Da kam dann immer ein schönes Sümmchen zusammen“, erinnert sie sich.

„Mit diesem Geld haben wir jedes Jahr eine Zweitagesfahrt mit dem Bus unternommen. Da ging es immer recht lustig zu.“ Man reiste unter anderem nach Berchtesgaden, ins Zillertal oder Dachsteingebirge, an den Rhein und auch einmal sogar nach Paris.

Die Mitglieder des Stopselclubs Schlicht beim Ausflug 1980 ins Dachsteingebirge


Im Laufe der Jahre hatte der Stopselclub auch mehrere Vorsitzende. Bekannt sind noch Hans Götzendörfer, Hans Schneider und Georg Kraus. Kassenverwalter waren Andreas Bielmeier, Emmi Griesbeck und Christa Weiß.

In den 1990er Jahren löste sich der Stopselclub mangels Interesse auf. Das restliche Vereinsguthaben wurde an die Mitglieder ausbezahlt.

Auch einen Hagelstecknverein gab es in Schlicht

Ein altes Bild aus der Chronik „Schlicht, wöi‘s fröiher gwen is“ zeigt die Mitglieder des Hagelstecknvereins

Die Mitglieder waren verpflichtet, mit ihrem Spazierstock, also mit dem Höiglstecker, ins Wirtshaus und auch in die Kirche zu gehen und selbstverständlich auch zum Wandern.

Regelmäßig traf man sich im Gasthaus Merkl zum Stammtisch. Diesen Zusammenschluss gab es etwa 20 Jahre lang. Der Name Michael Kredler (Pöiterbauer) war mit dem Hagelstecknverein eng verbunden.

Wer gerne ins Wirtshaus ging und eine gepflegte Unterhaltung schätzte, war beim Glockenstammtisch oder Stammkröigl-Club gut aufgehoben

Das Vereinslokal war beim Hahnerwirt. Hier hatte jeder sein eigenes Trinkgefäß, in das der Wirt sofort das kühle Nass einschenkte. Meist war es ein buntverziertes Halbliter-Bierglas oder ein besonderer Bierkrug.

Beim Kommen und Gehen musste man die Glocke läuten, die über dem Stammtisch hing. Wenn man aber zuvor durch ein Gespräch abgelenkt wurde, konnte das Zeremoniell auch mal schnell vergessen werden. Und da gab es dann viel Spaß, denn es musste eine kleine Strafgebühr entrichtet werden.

Wenn das Sparschwein wieder voll war, grillte man Gockerln oder ein Spanferkel. Werner Kussinger und Hans Schrembs hatten bei der Stammkröigl-Gruppe das Sagen.

1980 löste sich die Vereinigung auf, und die Glocke verschwand auf Nimmerwiederseh´n.

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