Vilseck: "Milchbanklfest" – Erstes Straßenfest in Vilseck
Begonnen hat es mit einer Jugendfreundschaft und der Einlösung einer Wette im Jahr 1970
Einige Burschen aus der Breiten Gasse hatten mit ihrem Freund Albert gewettet, dass er von seiner Angebeteten nicht erhört werden würde. Und so war es auch. Albert verlor die Wette und musste deshalb einen Kasten Bier bezahlen.
"Was nun damit anfangen?", fragten sich die Jugendlichen und kamen schnell zu dem Ergebnis, dass man sich am Milchbankl unter den Kastanienbäumen treffen könnte, um dem Gerstensaft zu Leibe zu rücken. Gesagt, getan!
Bald war man sich einig, diese lustige Zusammenkunft auch ohne Wette im nächsten Jahr zu wiederholen. Dazu fanden sich dann 1971 schon mehrere Nachbarn ein.
Da gab es dann bereits eine Pfanne Leberkäse und ein 30-Liter-Bier-Fass
Schließlich entstand die Idee, im darauffolgenden Sommer ein richtiges Fest zu halten.
Das Milchbankl in der Breiten Gasse war ein zentraler Treffpunkt, denn dort stellten die Bauern täglich ihre Milchkannen ab, die dann gesammelt zur Molkerei gebracht wurden.
So fand 1972 quasi das erste Straßenfest in Vilseck statt, und zwar das sogenannte Mülchbanklfest. Alle standen um das Mülchbankl herum oder saßen auf dem selbigen und ließen sich eine Leberkäs-Semmel und ein Seidl Bier schmecken. Da kam auch schon ein kleiner, finanzieller Erlös zustande, den man zur Anschaffung eines neuen Fronleichnam-Altars zurücklegte.
Das tolle Fest am Mülchbankl, das immer an einem Freitag im August stattfand, sprach sich rasch herum
Obwohl keine Musik spielte, nahm es immer größere Formen an. Wieder ein Jahr später illuminierte die Jugend das Rondell um die Kastanienbäume sogar mit Lichterketten und Lampions. Alle Breitengassler brachten sich ein und halfen zusammen. Auch die Kinder durften mitmachen und hatten die größte Freude dabei.
Es wurden Tische und Bänke aufgestellt und Bratwürste gegrillt, sowie Kaffee und Kuchen verkauft. Die beiden Nachbarsbuben Georg Maulbeck und Ludwig Pröls übernahmen den Grillstand und hatten gut zu tun. Der Bratwurstumsatz wurde im Laufe der Zeit von 300 auf 700 Stück gesteigert, und bei guter Unterhaltung zog sich das Fest oft bis in die Morgenstunden hin.
Als die beiden Kastanienbäume morsch waren und gefällt werden mussten, pflanzte die Stadt Vilseck einen neuen Baum. Schließlich verschwand auch das Milchbankl, denn die Kannen holte das Milchauto jetzt beim Winkelmaier-Anwesen ab. Dennoch wurde die jährliche Mülchbankl-Party fortgesetzt.
Einige Jahre lang organisierten die erwachsenen Broitngasserer das Fest, bevor es um 1990 wieder, wie ganz am Anfang, von der Jugend übernommen und durchgeführt wurde. Den Erlös spendete man der Pfarrei für gute Zwecke. Ein Teil kam auch der Fußballjugend zugute.
Und wie alles im Leben, ging auch die Zeit des Mülchbanklfestes einmal zu Ende. 2012 fand das Straßenfest in der Breiten Gasse zum letzten Mal statt. Aber vielleicht wird es ja doch einmal wieder zum Leben erweckt.
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