Vilsecker Professor Dr. Hans Wiesmeth - Herausragende Persönlichkeit

Prof. Dr. Hans Wiesmeth

Die Stadt Vilseck hat schon viele große Persönlichkeiten hervorgebracht und zu Ehrenbürgern ernannt. Aber diese verdienstvollen Menschen sind längst nicht mehr am Leben. Doch hier soll von einem Mann berichtet werden, der sich noch bester Gesundheit erfreut und seit mehr als 50 Jahren von sich reden macht.

Sein akademischer Titel ist Prof. Dr. rer. pol. habil., Dr. h.c.; dies steht für habilitierter Professor Doctor rerum politicarum (Doktor der Staatswissenschaften), sowie Doctor honoris causa (Ehrendoktor). Diese Bezeichnungen mögen für manche „spanische Dörfer“ sein. Doch alle diese Titel und Auszeichnungen hat sich der gebürtige Vilsecker Hans Wiesmeth in seinem Berufsleben mit Intelligenz, Fleiß und Ausdauer erworben.

Fangen wir mal ganz von vorne an

Hans Wiesmeth kam 1950 als zweiter Sohn von Johann Wiesmeth (1906-1990), genannt Pickl-Hanne, und Berta, geb. Erras, (1915-2003) in einem kleinen Haus auf dem Vilsecker Marktplatz zur Welt.

Bereits am ersten Schultag 1956 wurde der Grundstein für eine erstaunliche Karriere gelegt

Mit seinem 13 Jahre älteren Bruder Franz hatte er in der Kindheit wenig zu tun, denn dieser zog schon bald nach Amberg. Wenn aber Franz mit seinem VW-Käfer am Wochenende nach Vilseck kam, unternahm er mit seinem kleinen Bruder viele Spazierfahrten.

In der Schule hatte Hans keine Probleme. Er brachte viele Einser mit nach Hause. „Gemeldet hat er sich nie“, sagen seine Mitschüler übereinstimmend. „Aber wenn er vom Lehrer aufgerufen wurde, hat er alles gewusst.“ Selbst seine Mutter wunderte sich oft und meinte: „Der lernt doch iwerhapt nix und woiß alles!“

Auch Hauptlehrer Alois Schriml freute sich über die rasche Auffassungsgabe seines Klassenbesten und empfahl, den Buben nach der 5. Volksschulklasse in die Oberrealschule nach Weiden zu schicken. Gesagt, getan. Auch hier war er ein Musterschüler und schaffte spielend das Abitur.

Nebenbei unterstützte er Ende der 1960er Jahre noch am Kepler-Gymnasium seinen Mathe-Professor Dr. Franz Heigl bei der Erstellung von Übungsaufgaben zu einem der ersten Schulbücher für „Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik“.

Die stolzen Eltern Berta und Johann Wiesmeth bei ihrer Goldenen Hochzeit 1985

Die Freizeit verbrachte Hans gern mit seiner Mutter im Garten

Überhaupt liebte er die Natur und träumte schon davon, als Holzfäller nach Kanada auszuwandern.

Auch sportlich war er nicht unbegabt. Neben Radfahren spielte er gerne Tischtennis oder zeigte bei Jungkolping im Schlosshof die Karatetricks, die er in Weiden gelernt hatte. Weil die Familie einen Hund der Rasse Pinscher besaß, gaben ihm seine Freunde den Spitznamen Pinscher.

Sein damaliger Nachbarsbub Peter Mallmann erzählt: „Ich war viel mit Hans zusammen. Er war ein geselliger, lustiger Typ. Nach den Kolpings-Abenden ging er auch gerne mit zur Hammerspecht-Fanny und trank ein Glas Bier. Hans zog sich aber beizeiten wieder zurück und grübelte über Vieles nach.

Bei Spaziergängen in den Kesselstauden kamen ihm wichtige Erkenntnisse, mit denen er manches Problem löste. Wenn ihm nachts etwas einfiel, stand er auf und schrieb seine Geistesblitze sofort nieder. Er überließ nichts dem Zufall.“

Peter erinnert sich auch noch an eine kleine Episode aus dem Jahr 1963: „Der damalige Stadtpfarrer Josef Strunz schickte uns in den Ferien zum Bergkirchl zum Streichen der Glasfenster-Rahmen und versprach uns dafür eine kleine Entschädigung.

Wir machten uns voller Euphorie an die Arbeit, aber sehr sorgfältig gingen wir dabei nicht vor. So mussten sich die Putzfrauen nach unserer Streicherei lange plagen, um die Glasfenster wieder sauber zu bekommen. Aber das störte uns nicht. Hauptsache wir erhielten vom Pfarrer das versprochene Taschengeld.“

Eine große Ehre war es für Peter Mallmann, dass er 1977 als Standesbeamter den Hans und seine Braut im Rathaus trauen durfte. Hans hatte seine Frau Monika Posser, eine gebürtige Schlichterin, 1968 auf dem Tanzboden beim Maladick (Ströll) kennengelernt.

Mit der Karriere von Hans Wiesmeth ging es nach dem Abitur mit rasender Geschwindigkeit bergauf

Er studierte von 1970 bis 1975 Mathematik und Physik an der Universität Erlangen-Nürnberg und erlangte das Diplom in Mathematik.

An der Universität Hamburg wurde er in Volkswirtschaftslehre promoviert und habilitiert.

1981 wurde er Universitätsprofessor für Wirtschaftstheorie in Bonn. Was folgte, waren Forschungsaufenthalte als Gastprofessor an den Unis in Haifa, Novosibirsk, Marseille, Toronto und London in der kanadischen Provinz Ontario.

Ein besonders interessantes Angebot lockte Hans 1992 nach Dresden. Seine Frau und die beiden Kinder wohnten noch zwei Jahre länger in St. Augustin bei Bonn und zogen 1994 ebenfalls um in das neue Dresdener Eigenheim. Die Stadt wurde ihnen zur zweiten Heimat. Hier sah Hans nach der Wende großes Potenzial beim Aufbau von Wissenschaft und Forschung nach westlichem Muster.

An der TU (Technische Universität) Dresden wurde er Professor für Volkswirtschaftslehre, danach Prorektor für Wissenschaft und Gründungsdirektor des Biotechnologischen Zentrums.

Schon am Gymnasium besuchte Hans einen Russisch-Kurs, der ihm später zugutekam, als er in östlichen Ländern zu tun hatte.

In der Ukraine wurde ihm 2004 an der Staatlichen Akademie für Nationalökonomie die Ehrendoktorwürde verliehen. 2005 zog es Hans nach Leipzig, wo er an der HHL (Handelshochschule) als Professor, als Rektor und wissenschaftlicher Geschäftsführer fungierte.

Anschließend amtierte er von 2010 bis 2014 als Präsident der DIU (Dresden International University) und von 2016 bis 2023 als Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.

Viele weitere Tätigkeiten, Funktionen und Titel wären noch aufzuzählen, was aber hier zu weit führen würde. Es sei nur noch erwähnt, dass er auch in Russland, Georgien und Usbekistan an verschiedenen Einrichtungen als Gastprofessor tätig war.

Da war es gut, dass er auch immer seine Frau an seiner Seite hatte

Die Eheleute Hans und Monika Wiesmeth gehen seit 48 Jahren gemeinsam durchs Leben. Das Gemälde erinnert Hans Wiesmeth an seine Heimat, als wäre es ein Blick von der Vils hinter Axtheid Richtung Kirche

Nach all den vielen Ortswechseln befragt, sagte Monika nur: „Er verdient das Geld, und ich geh’ halt mit und kümmere mich um vieles andere.“ Zweimal waren die Wiesmeths auch jeweils für ein Jahr in Kanada, wo es ihnen ausnehmend gut gefiel.

„Wir haben uns überall schnell und gut eingelebt und sind den Menschen am jeweiligen Ort immer sehr aufgeschlossen begegnet, und wir haben das auch im Gegenzug so erfahren dürfen“, freut sich Monika noch heute.

Auf jeden Fall hat sich Hans Wiesmeth national und international einen Namen gemacht und einen außerordentlich renommierten Ruf erlangt

Dabei ist er immer bescheiden und bodenständig geblieben und hat nie großes Aufhebens um seine Person gemacht. Der gebürtige Vilsecker gehört mit seiner Exzellenz in Wissenschaft und im Wissenschaftsmanagement zu den herausragenden Persönlichkeiten der Nachkriegsgeneration, die im In- und Ausland nachhaltige Spuren hinterlassen haben.

Offiziell ist der 75-Jährige nun im Ruhestand

Doch das hält ihn nicht ab, Kontakte ins Ausland zu pflegen und neue Verbindungen herzustellen. Hans hat nun etwas mehr Zeit für die Familien seiner beiden Kinder und für seine acht Enkelkinder, von denen vielleicht einige in seine Fußstapfen treten werden.

Zu besonderen Anlässen reist er mit seiner Frau auch gerne wieder in die alte Heimat, unter anderem an Allerheiligen und zum Treffen mit den Vilsecker Klassenkameraden. Er pflegt auch weiterhin guten Kontakt zu Bruder Franz und dessen Familie in Amberg.

Sein großes Hobby seit der Jugendzeit ist das sportliche Radfahren. So muss ihn seine Monika auf der Fahrt von Ost nach West auch heute noch schon etwa 100 km vor dem Ziel aus dem Auto aussteigen lassen. Dann schnappt sich Hans sein Fahrrad und genießt strampelnd die restliche Strecke durch seine geliebte Oberpfalz.

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