Vilseck: Die Vilsecker Stadttore (Teil 3) - „Das Obertor oder Schwarze Tor“
Die romanischen Baureste des Obertors, auch Schwarzes Tor genannt, stammen aus dem 11. Jahrhundert

In der Reihe „Vilsecker Stadttore“ sehen wir uns heute das Obertor an, das auch Schwarzes Tor genannt wird. Seine romanischen Baureste stammen aus dem 11. Jahrhundert.
Das Obertor gehörte wahrscheinlich neben der Burg zu einer zweiten Befestigungsanlage der Bischöfe von Bamberg. Auch das untere Geschoß des Kirchturms spielte dabei eine Rolle. Später wurde das Tor beim Bau der Stadtmauer (1332) mit einbezogen, obwohl es nicht im richtigen Winkel zum Verlauf der Mauer steht.
Leider ist heute von diesem Obertor nicht mehr viel erhalten. Die Reste sind im Garten des Pfarrhofs noch sichtbar
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Einst führte die Straße, die von Auerbach kam, durch das Vilstor herein in die Stadt und über die Herrengasse, Breite Gasse und Klostergasse durch das Obertor und über die heutige Schnappaufbrücke gegen Amberg wieder hinaus.
Die ehemalige Hufschmiede in der Breiten Gasse (Anwesen Kellermann-Donhauser) dürfte noch ein Zeuge dafür sein, dass die alte Durchgangsstraße wirklich so verlief, denn Schmiedewerkstätten wurden entweder an Ortseingängen oder an Durchgangsstraßen errichtet.
Über dem Obertor befand sich wohl die 1478 erbaute Laurentiuskapelle, eine Art kleine Friedhofskapelle. Später wurde ein Anbau gemacht, in dessen unterem Stockwerk man Gebeine aus Gräbern des alten Kirchhof- und Zwingerfriedhofs verwahrte.
1769 war die Laurentiuskapelle so schadhaft und baufällig, dass man sie 1805 verkaufte und den Anbau in ein Wohnhaus umwandelte. In der Chronik steht, dass damals sechs Fuhren Totengebeine in den St.-Leonhards-Friedhof gefahren und dort eingegraben wurden. Zur Erinnerung an die alte Kapelle wurde 1775 in der Pfarrkirche ein eigener Laurentius-Altar errichtet.
1911 brach man das Wohnhaus in der Klostergasse wieder ab und errichtete an gleicher Stelle das Benefizium-Gebäude. Das alte Torgewölbe des Obertors nutzte man 1962 beim Heizungseinbau der Pfarrkirche für die Unterbringung des großen Heizöltanks. Dieser ist jedoch mittlerweile wieder entfernt worden. Vorher waren dort Kartoffeln gelagert.
Warum wurde das Obertor auch Schwarzes Tor genannt?
Diese Bezeichnung stammt aus der Zeit des 30jährigen Krieges, als mit zahlreichen räuberischen Überfällen und Brandschatzungen auch noch die Pest, der Schwarze Tod, ausbrach. Durch das Schwarze Tor brachte man die Toten aus der Stadt hinaus, wo sie im Friedhof an der Leonhardskirche in Massengräbern beerdigt wurden. Wahrscheinlich hat ein Priester in der Laurentiuskapelle für die Verstorbenen noch ein letztes Gebet gesprochen und ihnen den Segen erteilt.
1633 waren in Vilseck 198 Pest-Tote zu beklagen. Im Jahr 1634 starben gar 652 Personen an dieser Seuche. Manchmal raffte die Pest sechs bis acht Personen an einem Tag hinweg. Es war eine schreckliche Zeit. In der Pfarrei verzeichnete man die Sterbefälle gar nicht mehr einzeln, sondern summarisch.
Zum Thema „Vilsecker Stadttore“ ist noch zu erwähnen, dass 1840 ein Turm, der rechts vor dem Obertor gestanden hatte, aus Altersgründen eingestürzt ist. Von ihm ist noch der Name Büchelturm, im Volksmund Kasperlturm, bekannt.
Vilseck: Die Vilsecker Stadttore (Teil 1)- „Das Vilstor“ - Neue Serie!!!
Vilseck: Die Vilsecker Stadttore (Teil 2) - „Das Untere Thor", später "Untertor"
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