Vilseck: Winter 1940/1941 - Anna Winderl erzählt
Walter aus Essen, Rudi aus Augsburg, Gerhard aus Pappenburg, um nur 3 zu nennen, gehörten zu den Soldaten, die Anfang der 40er Jahre zur Ausbildung übers ganze Land verteilt waren. Auch in Vilseck waren immer wieder Wehrmachtsangehörige in Privathäusern einquartiert. Diese zogen tagsüber oder auch wochenlang ins Manöver, wo sie für den weiteren Kriegseinsatz ausgebildet wurden.
Bei Familie Pröls in der Froschau hatten es die jungen Soldaten gut. Auch vom Privatleben in der Fuhrunternehmers-Familie wurden sie nicht ausgeschlossen. Sie waren froh, wenn es ihnen in ihrer knapp bemessenen Freizeit nicht langweilig wurde. Da halfen sie auch schon mal mit auf dem Feld oder mussten im Geschäft mit anpacken. Auch die 4 Pröls-Kinder hatten ihren Spaß mit ihnen.
Im Winter hatten die Kinder schon immer ihre kleinen Vergnügungen, erzählt Anna Winderl, geb. Pröls. „Mir Moila san halt Schli’ngfoahrn, und zwar vom Schlosshof unter. D‘ Boum und die graoußn Moila san vom Goaßbergl zur Altmühl untegfoahrn“. Eisstockschießen war sowieso nur etwas für die Buben. Da gab es in der Breiten Gasse eine tolle Eisbahn bei Winter (Lang). Weil es noch keinen Kanal gab, blieb das Wasser dort stehen und gefror.
„Auch wir Kinder froren oft sehr, hatten wir doch keine Daunen-Anoraks, wie es sie heute gibt. Lediglich ein alter Wintermantel, eine selbstgestrickte Weste, dicke Strümpfe und eine Wollmütze schützten uns mehr oder weniger vor Kälte. Die Füße steckten in alten Schnürstiefeln, in denen sie selten trocken blieben“, berichtet die heute 86-Jährige.
„Außerdem mussten wir Kinder mit alten Reisigbesen Schnee kehren. Und wenn die Mutter Holz zum Einheizen brauchte, mussten wir welches aus dem Schipfl holen. Meistens war es ja nur in der Küche warm. Die gute Stube wurde selten geheizt“.
Vor dem Spitalgarten in der Froschau stellte sich Walter aus Essen mit den Kindern der Familie Pröls, Hans, Mari, Anne und Rosl, bei der er einquartiert war, dem Fotografen. Im Hintergrund das Haus von Martin Pröls und die Pieta im Spitalgarten. Rechts hinten das alte Malzhaus
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