Vilseck: Nachtwächter Tschung führt durch Vilseck - Bodyguard und Nebenbuhler

„Haoust wieder oi gfundn, döi waoust alöign kannst?“, so würden manche Vilsecker sagen, denen der Nachtwächter auf seiner Tour begegnet, erzählt Josef Eierer selber. Ja, er hat wieder welche gefunden, 67 an der Zahl, die er durch Vilsecks Altstadt führt.

Seit Jahren schart er immer am 30. Dezember Gäste aus Nah und Fern um sich und bringt ihnen anschaulich die Stadtgeschichte näher. Aus Freihung, Edelsfeld, Sulzbach-Rosenberg und sogar aus Amberg waren sie gekommen, um das Vilsecker Original zu sehen und zu hören.

Tschung legt auf dem Marktplatz auch gleich richtig los und erzählt seinen „Freunden der Nacht“ wie es damals war, als der Vilsecker Türmersohn Elias Peissner mit der Mätresse König Ludwigs I. im Wünnenberg-Haus übernachtete. Peissner sei ja nicht nur Bodyguard sondern auch Nebenbuhler gewesen, fügt der Nachtwächter an.

„Ja, Leute, alles ist wahr, was ich erzähle“, sagt er ernst und nachdrücklich. Und so spitzen die Zuhörer auch die Ohren, als er von den 4 Stadttoren und der 948 Meter langen Stadtmauer spricht, die Vilseck einst umgab. In der Herrengasse wird er nachdenklich, als er von den Juden spricht, die in der Alten Apotheke, dem einstigen Pflegschloss, wohnten und in der Nazizeit ihr Leben lassen mussten.

Fast andächtig lauschen die Gäste im Fackelschein dem wiederholten Stundenruf des Nachtwächters, der im Gebet endet: „Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen. Herr, in deiner Güt‘ und Macht schenk uns eine gute Nacht!“

Auf Burg Dagestein informiert Tschung angesichts des hohen Bergfrieds über die Gepflogenheiten, sprich Podschamperl-Entleerung, eines Nachtwächters zur damaligen Zeit und hat wieder die Lacher auf seiner Seite. Vom Spitalgebäude in der Froschau geht es durch das Hutergässchen und über die Breite Gasse hinauf zum Schwarzen Tor. Durch dieses wurden im 30-jährigen Krieg die Pesttoten aus der Stadt gebracht.

Auch über die Kirche, das alte Schulgebäude und den Zwingerfriedhof weiß Tschung Interessantes zu berichten. Am Wohnhaus von Josef Eierer hat die Frau des Nachtwächters zur Überraschung für alle Teilnehmer ein Schnäpschen und etwas Süßes parat.

Etwas fröstelnd, doch fröhlich, zieht die Gruppe durch das Träumergässchen zum Vogelturm. Hier verabschiedet  sich Tschung mit dem Silvesterspruch von seinen Fans und gibt ihnen gute Wünsche für das Jahr 2016 mit auf den Weg.

Am 3. Januar feiert der Vilsecker Nachtwächter seinen 82. Geburtstag, und dazu kann man nur wünschen, dass er noch viele seiner originellen Stadtführungen unternehmen kann.

Mit seinem unnachahmlichen Humor und seinem umfangreichen Wissen begeisterte Nachtwächter Tschung die 67-köpfige Gruppe bei der Stadtführung durch Vilseck

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