Vilseck: RINO noch in guter Erinnerung

Leider gibt es sie schon 32 Jahre nicht mehr, die RINO-Werke Maschinenbau GmbH. Am 15. Juni 1984 schlossen sich in Vilseck für immer die Werkstore. Dabei war die Maschinenfabrik für viele Männer langjähriger Arbeitgeber. In Spitzenzeiten fanden bei der Firma Richter & Nordmeyer, kurz RINO genannt, bis zu 100 Mitarbeiter, darunter auch zahlreiche Flüchtlinge, aus Vilseck und Umgebung Arbeit und Brot.

1949 hatte sich der Betrieb, der aus Zauckerode-Freital in Sachsen kam, in Vilseck niedergelassen. Im Gebäude des ehemaligen Malzhauses in der Schloßgasse fand Firmenchef Richard Heinz die geeigneten Räume für die Herstellung seiner Betonstampfmaschinen, mit denen Gehwegplatten produziert werden konnten. Der Betrieb war auf die beiden Altbauten Malzhaus und Brauhaus aufgeteilt

Die großen Maschinen mit Drehtisch und automatischer Füllanlage wurden im alten Brauhaus hergestellt, weil man da Platz nach oben hatte. Während hier auch Schmiede und Schweißerei untergebracht waren, produzierte man im Erdgeschoss des Malzhauses ebenfalls Drehtische und kleinere Betonstampfmaschinen.

Im 1. Stock stellte man Junior- und Rekordstampfer her. Hier befand sich auch die Verwaltung. Das kaufmännische Büro leitete Wilhelm Deinzer, das technische Büro Erich Nedeß. Die beiden Bauzeichner Erich Nedeß und Hans Reil entwarfen hier die Produkte auf dem Reißbrett.

Im Dachgeschoß wohnte Familie Heinz und später Werkmeister Heinz Paris mit seiner Familie. Nach dem Tod von Richard Heinz im Jahre 1965 übernahm sein Schwiegersohn Hanni Dörfler offiziell die Firmengeschäfte. Er war jedoch zu dieser Zeit längst schon als Betriebsleiter tätig.

In der RINO wurden auch ständig Lehrlinge, etwa 10 bis 15 an der Zahl, im Schlosser- und Dreherberuf ausgebildet. „Im ersten Lehrjahr erhielten wir fünf Mark pro Woche, im zweiten schon sieben“, weiß Franz Hasenstab zu berichten, der 1953 als Stift zur RINO kam. „Es sind viele Aufträge dagewesen. Die Gesellen mussten zeitweise sogar in zwei Schichten arbeiten, nämlich von 6 bis 14 Uhr und von 14 bis 22 Uhr.“

„Eine große Maschine ist damals auch an die Firma Kopf geliefert worden, die damit Gehsteigplatten herstellte“, erzählt der gelernte Schlosser. „Auch das Betonwerk Stoellger in Hirschau hat so eine Maschine bekommen. Mit Lastwagen der Firma Pröls & Winderl transportierte man die Maschinen zum Bahnhof, um sie dort zu verladen.“

Durch die Ausstellung der Spezialstampfmaschinen auf der Hannover-Messe erreichte man weitere Kunden in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Produkte wurden sogar ins Ausland geliefert und dort von RINO-Monteuren aufgebaut. Die Reisen gingen unter anderem bis nach Saudi-Arabien und Israel.

Ein Mann der ersten Stunde, Vorarbeiter Willi Bücherl, weiß ergänzend zu berichten: „Zur Erweiterung des Betriebes suchte man ab 1955 nach einem geeigneten Platz mit Gleisanschluss in Bahnhofsnähe. Doch die Vilsecker Stadtväter konnten oder wollten der RINO damals keine Fläche zur Verfügung stellen.

So gründete die Firmenleitung mit Hanni Dörfler an der Spitze Ende der 50er Jahre einen Zweigbetrieb in Bammental bei Heidelberg und verlegte dorthin einen Großteil der Produktion. Fünf Mitarbeiter aus Vilseck bauten damals das neue Werk mit auf und blieben im Baden-Württembergischen“.

1960 konnte schließlich doch ein Baugrundstück in Vilseck gefunden werden. Ein neues RINO-Werk entstand an der Straße nach Sorghof. 1962 erfolgte der Umzug aus dem finsteren Malzhaus in die neuen, hellen, großzügig und modern gestalteten Betriebsräume im Industriegebiet. Im Laufe der Jahre wurde die Auftragslage immer schlechter.

Gehwege wurden nicht mehr mit Betonplatten versehen sondern mit Verbundsteinen in verschiedenen Formen. Somit ging auch die Nachfrage nach Betonstampfmaschinen zurück. Selbst mit der neuen Lärmschutzverordnung war die Benutzung der Maschinen nicht mehr vereinbar. Bald brauchte man auch keine Ersatzteile mehr dafür, was dann 1984 das endgültige Aus für die RINO-Werke bedeutete.

1984 musste der Betrieb in Vilseck wegen Unrentabilität schließen. 38 Arbeitsplätze für 34 Facharbeiter und 4 Angestellte gingen damals verloren. Einige Jahre später schlossen sich auch in Bammental die Werkstore für immer.

Im Jahre 2009, 25 Jahre nach der Vilsecker Werksschließung, trafen sich frühere RINO-Mitarbeiter, um in einem Gottesdienst ihrer verstorbenen Kollegen zu gedenken und alte Erinnerungen auszutauschen. Auch heute spricht man in Vilseck noch oft über die gute, alte Zeit in der RINO und kommt dabei manchmal sogar noch ins Schwärmen.

Im alten Malzhaus war die Maschinenfabrik Richter & Nordmeyer, kurz RINO genannt, von 1949 bis 1962 untergebracht

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Die Mitarbeiter der RINO-Werke vor ihrem neuen Betriebsgebäude im Jahre 1963

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Im Jahre 1955 feierte die Firma RINO die Herstellung der 150. Spezialstampfmaschine für die Betonindustrie. Die Maschinen dienten der Herstellung von Gehwegplatten und waren bei Baufirmen sehr geschätzt

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Arbeiter der RINO 1952 in der Schloßgasse. Im Hintergrund ist das Haus der Familie Grau

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