Vilseck: Heiliges Grab - Der Heiland erstand
So mancher Vilsecker kann sich noch erinnern, wie in der Pfarrkirche St. Ägidius das Heilige Grab aufgestellt wurde. Nach der Kirchen-Renovierung im Jahr 1973 ist diese Tradition nicht mehr fortgeführt worden.
Es handelt sich um ein sogenanntes Kulissengrab, wie es im 19. Jahrhundert in vielen Kirchen stand. In Vilseck hat man es in der mittleren Seitenkapelle, wo sich der Südeingang befindet, aufgebaut. In dieser Seitenkapelle steht zur Weihnachtszeit die Krippe.
Das erste Heilige Grab in Vilseck bestand aus drei Kulissen, deren Holzrahmen mit Leinwand bespannt und bemalt waren. Als diese alt und brüchig wurden, fertigte Zimmermeister Franz Schönl ein neues Grab aus Spanplatten. Diese wurden im Barockstil mit Marmorsäulen, Heiligenfiguren, Engelsköpfen und Ornamenten bemalt. Am oberen Rand war die Verurteilung Jesu dargestellt, darunter stand: Sehet den Menschen!
Alljährlich in der Karwoche war es so weit. Der Mesner und seine freiwilligen Helfer bauten das Heilige Grab auf, das während des Jahres im Pfarrhofstadel untergebracht war. Es kostete schon Mühe, die schweren Platten in einigen Abständen nach hinten versetzt anzubringen und den gesamten Aufbau zu fixieren.
Zudem musste hinter den Kulissen auch eine kleine Treppe eingebaut werden, damit man das Schauspiel der Auferstehung auch dementsprechend zelebrieren konnte. Die Klosterschwestern übernahmen den Blumen- und Kerzenschmuck.
Die Monstranz mit der Hostie wurde bereits am Gründonnerstag zur Ölbergandacht zum Heiligen Grab gebracht. Am Karfreitag dann legte der Priester eine Figur des toten Heilands in die Grabnische im unteren Bereich des Bauwerks und leitete somit die Grabesruhe ein. Hier verblieb der Gekreuzigte während des ganzen Karsamstags. Die Gläubigen fanden sich dort gerne zur stillen Anbetung ein.
Die Auferstehungsfeier fand am Karsamstag in der Osternacht statt. Die hl. Messe wurde damals erst am Ostermorgen gefeiert. Viele Eltern versuchten, mit ihren Kindern einen Platz im Mittelgang oder in den ersten Stühlen zu ergattern, um die Zeremonie gut verfolgen zu können. Wenn das Lied „Der Heiland erstand“ angestimmt wurde, alle Glocken läuteten und die farbigen Wasserkugeln mittels Öllämpchen die Szene in ein mystisches Licht tauchten, wurde der Heiland auf wundersame Weise über dem Grab sichtbar.
Zwei Ministranten, die zuvor bereits durch eine kleine seitliche Tür hinter die Kulissen gekrochen waren, schoben die Figur des Auferstandenen in die Mitte ans Licht. Schnell entfernten sie danach den toten Leichnam aus der Grabkammer und platzierten dort zwei Engel. Ein Wunder war geschehen!
Das Heilige Grab in Vilseck wurde noch in den 1960er Jahren aufgestellt und stand in der Osternacht im Mittelpunkt der Auferstehungsfeier
Am Karfreitag wurde eine Figur des gekreuzigten Heilands in das Grab gelegt. Die kunstvoll bemalten Kulissen waren dem Barockstil des Gotteshauses angepasst
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