Vilseck: Af Langerbruck – hi und z’ruck! - Bahn-Station Langenbruck
Af Langerbruck – hi und z’ruck! Diesen Spruch nahm man bereits vor mehr als 50 Jahren wörtlich. Denn bis zur Station Langenbruck konnte man mit dem Zug fahren. Und weil dort ein gemütliches Wirtshaus stand, stiegen viele Bahnreisende und Wanderer dort gerne aus und gönnten sich Bier und Brotzeit.
Die Rede ist vom Gasthaus Ströhl auf der Station Langenbruck, nicht zu verwechseln mit dem Dorf Langenbruck, das bis zu seiner Ablösung 1938 im jetzigen Truppenübungsplatz Grafenwöhr lag.
Die Station Langenbruck mit eigenem Bahnhof befand sich außerhalb des Übungsplatzes auf der Bahnstrecke Nürnberg-Weiden zwischen Vilseck und Freihung. Hier konnte man Fahrkarten kaufen, es wurde Fracht abgeladen und im Lagerhaus, das einen eigenen Gleisanschluss hatte, aufbewahrt. Früher wurde auch Grubenholz aus den umliegenden Wäldern für den Bergbau verladen.
Im Gasthaus Ströhl konnte man auch Steinkohle und Briketts kaufen, die mit der Bundesbahn angeliefert wurden. Bahnhofsvorsteher war eine Zeit lang Kasimir Steger, der mit seiner Familie im Bahnhofsgebäude wohnte. Im benachbarten Bahnhaus lebten die Familien Lehner, Kriechleder und Röckl und im angrenzenden Rauch-Haus weitere drei Familien.
An der Bahnstrecke befanden sich außerdem drei Bahnwärterhäuschen, die von den Familien Raß (bei Weiherhäusl), Platzer (beim Lagerhaus Langenbruck) und Kaltenbrunner (bei der Muna-Einfahrt) bewohnt wurden. Die Häuschen waren sehr klein und die Bewohner sehr kinderreich. Trotzdem hielten sich die Leute auch noch eine Ziege, eine sogenannte Eisenbahner-Kuh.
Die Wirtsleute Barbara (Babett) und Franz Ströhl, die das Gebäude vom Vorbesitzer Michael Schertl aus Neuhammer erworben hatten, waren auch als Vermieter sehr geschätzt. So wohnten im Gasthaus Ströhl in gewissen Abständen die Familien Ludwig Schönl, HansÂÂ Schönl und Andreas Graßler.
Im September 1950 zählte der Ort Langenbruck-Station insgesamt 54 Einwohner in fünf Wohngebäuden. Heute leben dort noch drei Personen.
Die Wirtin Babett Ströhl
Das Wirtshaus auf der Station war täglich geöffnet. Hier kehrte jeder gern ein und ließ sich Bier und Brotzeit in der gemütlichen Gaststube schmecken. Auch Förster, Jäger, Waldarbeiter und Amerikaner zählten zu den Gästen.
Die Babett, eine stattliche und tüchtige Frau, hatte alles im Griff. Sie war freundlich zu jedem, und sie war sehr verschwiegen. Sie verriet keinen, der vielleicht von seiner Frau oder gar von einem Polizisten gesucht wurde. Ihre Stammgäste kamen zum Schafkopfen aus dem nahen Gressenwöhr und Bürgerwald und tranken bei der Babett gern ihr Feierabend-Seidl
Wenn die richtige Blaousn beinand war, ging die Quetschn (Ziehharmonika), die sonst im Nebenzimmer hing, von Hand zu Hand. Besonders gut und gern spielten darauf der Löb Willi und die Zinnbauer-Boum. Dann wurde gesungen und getanzt. In diesen Zeiten hat sich dort auch so manches Liebespaar zusammengefunden und zum ersten Mal geküsst.
In der Gaststube befand sich auch eine Musikbox, eine Wurlitzer, die mit einem Fuchzgerl in Schwung gebracht werden konnte. Wenn der Babett aber das Remmi-Demmi zu groß wurde, zog sie einfach den Stecker heraus.
An Sonn- und Feiertagen kehrten auch Wandergruppen gerne bei der Babett und beim Franz ein. Zu vorgerückter Stunde, wenn die Beine nicht mehr so recht wollten, fuhr so mancher Zecher oder seine weibliche Begleitung eben mit dem Zug nach Hause. In den späten 1940er Jahren wurde sogar mehrmals eine Kirwa mit Kirwabaum im Garten ausgetragen. Da kamen Gäste aus der ganzen Umgebung, denn bei der Strölle woars einfach schöi!
1962 verstarb ihr Mann Franz mit 67 Jahren. Die Bahnstation wurde aufgelöst und der Bahnhof Langenbruck 1975 abgerissen. Längst hatten dort keine Züge mehr angehalten.
Babett betrieb die Wirtschaft bis 1970 alleine und zog dann aus gesundheitlichen Gründen zu Verwandten nach Amberg. Das Gasthaus verkaufte sie an Kurt Bunk, der auf der Station eine Hundeschule mit Hundepension eröffnete.
Barbara Ströhl starb am 17. Februar 1976 im 73. Lebensjahr. Ihr Wirtshaus und ihre urwüchsige Art, verbunden mit vielen amüsanten Geschichten rufen sich ihre einstigen Gäste auch heute noch gerne in Erinnerung.
Bahnhofsvorsteher Kasimir Steger vor dem Bahnhof Langenbruck, der 1975 abgerissen wurde
Die Kinder des Bahnhofsvorstehers, Betty und Lia Steger, jetzt Rochelt, (nicht im Bild Bruder Gustl) genossen eine unbeschwerte Kindheit auf der Station Langenbruck. Im Hintergrund das Wirtshaus Ströhl
Wirtshaus und Anwesen Ströhl sind nun im Besitz von Carolin Bunk, die dort eine Hundeschule mit Hundepension betreibt
Barbara Ströhl war die geborene Wirtin. Sie bediente gern ihre Gäste, wie hier an Weihnachten 1959(Von links)Gustav Berger, Renate Rank, Werner Berger, Erich Rank und Herta Berger
Wirt Franz Ströhl freute sich über jeden Gast, der auf der Station einkehrte
Diese Karte stammt aus dem Jahre 1912, als das Haus noch in Besitz von Michael Schertl war und somit „Restauration von Michael Schertl“ hieß. Vornehme Gäste fuhren mit dem Automobil vor
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