Vilseck: Einstige Geschäfte in der Stadt (Fortsetzung)
Die Serie über ehemalige Geschäfte in Vilseck wird fortgesetzt mit drei weiteren Läden, die ebenfalls nicht in Vergessenheit geraten sollten.
Die Kirchgasse war in den 1960er Jahren eine sehr beliebte Einkaufsstraße mit Läden, Werkstätten, Wirtshäusern und einer Bank. Links vorne die Uhrmacherei Häusler; rechts nach der Volksbank das Egle-Haus
In der Kirchgasse 1 gab es das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Häusler
Ein Lebensmittelgeschäft betrieb schon „die alte Häuslere“, geb. Peißner. Sie hatte bei Dallmayr in München Ladnerin gelernt, also Lebensmittelfachverkäuferin. Somit durfte sie selber Delikatessen zum Verkauf herstellen, wie z. B. saure Gurken und eingelegte Heringe, Sauerkraut und Fleischsalat.
Ab 1901 bewohnte die Familie Häusler das Anwesen. Sohn Josef (1903 – 1964) erlernte das Uhrmacherhandwerk und machte bereits mit 24 Jahren seine Meisterprüfung. Er heiratete 1933 Anna Stadler (1911 – 1997) aus der Grabenstraße, die ihm drei Töchter schenkte.
Im zurückgesetzten Eingangsbereich des Hauses befanden sich zwei Türen. Die rechte Tür führte ins Lebensmittelgeschäft, die linke in den Uhrenladen und die Werkstatt. Hier gab es Uhren aller Art, Schmuck, Optik, Besteck, Fotos und Zubehör. Während der Häusler Beppi, der auch ein guter Chorsänger war, unermüdlich in seiner Werkstatt schaffte und auch Filme entwickelte, führte seine Frau den Lebensmittelladen und half beratend auch beim Schmuck- und Uhrenverkauf.
Nach dem Tod von Josef Häusler wurde das Geschäft 1966 aufgegeben und später für einige Jahre an Uhrmachermeister Ewald Reinert verpachtet. Danach erwarb die Familie Kredler das Gebäude und verlegte ihre Textilabteilung in die einstigen Häusler-Räume. Beim Kredler-Großbrand im Jahr 2000 wurde auch das Häusleranwesen stark in Mitleidenschaft gezogen und musste abgerissen werden. Es entstand an gleicher Stelle ein modernes Wohngebäude.
Ebenfalls in der Kirchgasse, Haus-Nr. 8, befand sich das Schreibwarengeschäft von Georg Egle, hier vor dem Geschäft
Vorbesitzer war Theodor Zscherpel (1856 – 1930) aus Kempten, der das einstige Stadtschreiberhaus 1886 von der Stadt Vilseck erwarb und dort eine Buchbinderei betrieb. Nach dem Tod der Witwe Zscherpel führte ihre Nichte Margareta Pröls, Hausname Fischer, das Geschäft weiter.
Sie heiratete 1944 den aus Ulm stammenden Buchbindermeistermeister Georg Egle (1904 – 1979). Beide bauten das Sortiment vielfältig aus. Bei Egle gab es Papier- und Schreibwaren aller Art, Schulsachen, Bürobedarf, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Andachtsgegenstände, Kerzen, Weihnachtsschmuck und vieles andere mehr. Im Eigenverlag wurden auch Ansichtskarten und Sterbebilder gedruckt.
Bei Egle konnte man auch seinen Lotto- und Totoschein aufgeben. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod von Georg Egle übergab die Witwe Geschäft und Anwesen 1980 an ihre Nichten Anna und Barbara Pröls, die bereits schon vorher im Laden mitgeholfen hatten.
Die beiden Schwestern führten das Geschäft noch bis zur Aufgabe im Jahr 2001 weiter. Hochbetrieb herrschte besonders beim Schulanfang, wo die Kunden oft bis hinunter zum Marktplatz Schlange standen. In den letzten Jahren half Gisela Rippl fast täglich im Verkauf mit.
Überquert man die Kirchgasse wieder und geht noch ein paar Schritte in Richtung Kirche, dann stößt man auf das ehemalige Donhauser-Haus, erbaut 1885 von Ignatz Kopf. Tochter Ida heiratete den Glasermeister Georg Donhauser, der eine Werkstatt und einen Laden einrichtete. An der Hausfassade war zu lesen, dass Herr Donhauser als Glaser, Zinngießer und Graveur auch Bilder und Spiegel einrahmte, sowie Glas und Porzellan verkaufte.
Neben dem alten Schulhaus befand sich einst die Glaserei Donhauser und später die Drogerie Völkel
Sein Lehrling Rudi Ehrhardt, dessen Vater in Vilseck Kaminkehrermeister war, wurde 1949 auch sein Schwiegersohn und Nachfolger. Inzwischen hieß es über dem Eingang: Bau- Kunst- und Autoglaserei. Die Familie Ehrhardt verpachtete die Geschäftsräume bald an die Drogerie Völkel aus Amberg und einige Jahre später an Radio Schüßler. 1969 erwarben Josef und Luise Andraschko das Haus, die es 1982 an Sohn Ernst und Schwiegertochter Sonja übergaben.
Wegen des Zugangs zur Pfarrkirche und zahlreicher Geschäfte war die Kirchgasse stets gut frequentiert. Immer wieder blockierten Autos die Durchfahrt landwirtschaftlicher Fahrzeuge. Deshalb erließ der Stadtrat 1962 ein Parkverbot. Der Unmut der Vilsecker inspirierte die Volksbank-Angestellte Fräulein Hedwig Haertle zu einem humorvollen Gedicht. Es ist in der Vilsecker Stadtchronik Seite 238 abgedruckt und zeigt, was man in der Kirchgasse damals alles kaufen konnte.
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