Stärkster Mann der Welt - Ein Vilsecker - Ankronus vor 80 Jahren interviewt

Vor 80 Jahren, am 19. Februar 1942, stand es in der Amberger Zeitung: „Der stärkste Mann der Welt – ein Vilsecker! Der Eisenkönig Ankronus darf sich seit langer Zeit unangefochten als stärkster Mann der Welt bezeichnen“

Wer aber steckt hinter dem Künstlernamen Ankronus? Ein Mann, der kaum mehr als 1,70 m groß und 142 Pfund schwer war, jedoch ungeahnte Kräfte besaß.

Im Zeitungsartikel steht zu lesen, dass es auf der Bühne eines Berliner Sommertheaters vor einigen Jahren zu einem sensationellen Zwischenfall gekommen war, wo ein Kraftathlet seine Brillantleistung vorführte. Er brachte fünf Personen mit einem Gesamtgewicht von fast zehn Zentnern mit einem Spezialgeschirr einarmig zur Strecke.

Und nicht nur das. Er lief mit dieser Last auch noch über die Bühne, deren Bretter aber einer solchen Belastung nicht Stand hielten. Und so stürzte der starke Mann buchstäblich durch die splitternden Dielen. Zum Glücke habe er dadurch keinen großen Schaden genommen, heißt es in dem Bericht, denn sonst könnten wir ihn heute nicht mehr bewundern, den Eisenkönig Ankronus.

Mit bürgerlichem Namen hieß der Athlet Andreas Kraus. Er wurde 1906 in Nürnberg geboren. Da seine alleinerziehende Mutter 1918 bereits verstarb, kam er zu Verwandten nach Vilseck. Die klappernde Mühle an der Vils wurde seine zweite Heimat.

Marieluise Willax erzählt, dass Andreas Kraus der Cousin ihres Vaters war. „Seine Mutter Barbara und mein Großvater Joseph waren Geschwister. Andreas arbeitete in der Riß-Mühle als Müllergeselle,“ weiß sie zu berichten. „Schwere Lasten zu schleppen, war für ihn ein Kinderspiel.“

Im Artikel heißt es weiter: Schon mit 12 Jahren trug er spielend Gewichte von zweieinhalb Zentnern; mit 15 zerschlug er Mühlensteine mit der freien Faust. Mehl- oder Getreidesäcke trug er nicht auf den Schultern sondern auf dem Kopf. Als späterer Bauarbeiter stemmte er zwei riesige Bauplatten von je 7 ½ Zentnern mit einem Male hoch und trug sie hinauf auf ein über fünf Meter hohes Baugerüst. Die Umstehenden kamen aus dem Staunen nicht heraus. Dies verfolgte mit Interesse auch ein Varieté-Unternehmer, der dem jungen Mann anbot, bei ihm aufzutreten.
So kam es, dass Kraus Artist wurde, sich den Künstlernamen Ankronus zulegte und in einem Varieté in Basel seine Kunststücke zeigte.

Er ließ sich über den bloßen Kopf Eisenschienen von 9 bis 12 Zentner Traglast biegen. Dazu waren 14 kräftige Männer nötig.

Auch steigerte er seine Leistungen immer wieder, so dass selbst Mediziner sprachlos waren. Sie stellten fest, dass Ankronus eine ungewöhnlich entwickelte Kopfwirbelsäule besaß, rieten aber dennoch zum Tragen eines Helms.

In der Folgezeit kam Ankronus auch nach Berlin, führte dort Kinotourneen durch und trat in einigen Filmen als Stuntman auf. Auch war er zeitweise bei einem Fernsehsender beschäftigt.

Er selber berichtet im Interview von 1942: „Ohne Feuer und Hammer schmiede ich mit freien Händen Ketten für Lastkraftwagen. Auch forme ich Hufeisen aus reinem Flußstahl über dem freien Knie. Dazu ist eine Biegekraft von 14 Zentnern und 38 Pfund notwendig. Außerdem drehe ich mit einer Hand Riesenspiralen aus Eisen von 60 mal 12 Millimetern.“

Wie und wann seine Karriere endete, ist leider nicht bekannt. Überliefert ist, dass er bei der Schutzpolizei in Berlin beschäftigt war und in seinem Revier auf Streifendienst ging. Der Zeitungsreporter schrieb damals: „Es klingt schier unglaublich – Ein Titan im Kleid der Polizei!“

Diese Karte schickte Andreas Kraus 1928 an seine Vilsecker Verwandtschaft. Auf die Rückseite schrieb er: Zum Andenken! Ankronus, der fabelhafteste Kraftmensch des Jahrhunderts. 22 Jahre alt.

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