Vilseck: Theatertradition - Theaterspielen beim Gesellenverein (Kolping)
1961 führte die Kolpingsfamilie das Lustspiel „Der verschwundene Bräutigam“ auf. Die Darsteller waren: (vorne von links) Spielleiter Josef Grau, Erika Hart (Graßler), Hans Braun, Rosa Konetzki, Werner Mallmann, Präses Alois Hirschberger. (hinten von links) Vorhangzieher Werner Apfelbacher, Martin Pröls, Annemie Hörl (Eierer), Josef Eierer, Agnes Graßler (Zinnbauer), Heinz Probst, Schminkmeister Heinrich Ruppert, Souffleur Franz Winkelmaier
Was sich früher auf gesellschaftlicher Ebene in den Vilsecker Vereinen so abspielte, soll in einer kleinen Serie erzählt werden. Heute geht es um das Theaterleben im Gesellenverein, später Kolpingsfamilie genannt.
Gegründet wurde der Gesellenverein 1884 im Gasthaus Schlegl, also im Schlegldamer-Haus in der Vorstadt, links neben dem Hafnertor.
In der Stadtchronik ist zu lesen, dass sich der Gesellenverein vier Jahre später bereits eine Theaterbühne angeschafft hat und dass damit eine rege Theatertätigkeit begann.
1895 ließ Herbergsvater Schlegl dazu die elektrische Beleuchtung im Vereinssaal einbauen. Welche Stücke damals aufgeführt wurden, ist leider nicht überliefert.
Ab 1931 fand der Verein seine ständige Bleibe im Kolpinghaus, sprich im Schlosshof. Während des 2. Weltkriegs ruhten die Aktivitäten in vielen Vereinen. Danach sehnten sich die Menschen wieder nach gesellschaftlichen Vergnügungen.
Fernsehen gab es noch nicht, und so nahmen die Kolpingssöhne das Theaterspielen wieder auf. Zunächst wagten sie sich an Stücke wie „Untergang der Titanic“ und „Flammen über Mexiko“, die jedoch nicht auf übermäßig großes Interesse stießen.
Endlich gab es wieder Rollenbücher mit lustigen Volksstücken. Einige Titel lauteten: Zwischen zwei Herzen, Der Hochtourist, Ein Opfer des Beichtgeheimnisses, Die schöne Müllerin, S’Lieserl vom Lindenhof, Der Träumernazi, Die pfiffige Urschl, Der Hunderter im Westen-Taschl und so weiter.
Präses Benefiziat Alois Hirschberger freute sich über das Engagement seiner Schützlinge und besuchte gerne die Proben. Als Regisseur und Spielleiter fungierte Josef Grau.
Damals wurde zweimal im Jahr gespielt, an Weihnachten und Ostern, jeweils drei Vorführungen. Manchmal mussten auch zusätzliche Termine angehängt werden. Der Eintritt kostete zum Beispiel im Jahr 1959 für den ersten Platz 1,10 DM und für den zweiten Platz 0,90 DM, zuzüglich 10 Pfennig Notgroschen.
Beim Theaterspielen machten die Kolpingssöhne erste nähere Bekanntschaften mit dem weiblichen Geschlecht. Schon während der Proben begann hinter den Kulissen so manches Techtelmechtel, das in einer späteren Heirat endete.
Ein erfolgreiches Theaterjahr wurde im Fasching mit einem sogenannten Künstlerball abgeschlossen und ausgiebig gefeiert.
Neben den großen Theateraufführungen fanden während des Jahres auch kleine Bunte Abende mit mehreren Einaktern statt. Die Darsteller bekamen eben nicht genug vom Spielen, und die Zuschauer konnten nicht genug an Unterhaltung bekommen.
Viele Jahre war Josef Eierer, besser bekannt als Tschung, mit von der Partie. Er war als Original aus der Theaterszene nicht wegzudenken. Stets hatte er die Lacher auf seiner Seite. Seine Mitspieler hatten es aber auch oft nicht leicht neben ihm, denn er hielt sich nicht immer an den vorgegebenen Text. Wenn er eigene Sätze einbaute, wussten seine Schauspielkollegen oft nicht weiter, und der Souffleur musste lautstark zu Hilfe kommen.
Mit dem Stück „Das Heiratsgenie“ stellte die Kolpingsfamilie 1971 das Theaterspielen leider ein. So kann man nur hoffen, dass diese Tradition irgendwann wieder auflebt.
1969 spielte man das Volksstück „Das Geheimnis auf der Alm“. Vorne Souffleur Heinrich Rothkäppel, (sitzend von links) Josef Friedl (Schmiedber’l), Rosi Luber (Hasenstab), Agnes Riß (Schäffer), (stehend von links) Peter Grau, Josef Schönl, Georg Stadler, Friseur Adolf Kaiser, Wolfgang Dorner, Grete Kaiser, Hans Nettl, Franz-Josef Weiß, Benefiziat Alois Hirschberger.
Die "Pfiffige Urschl" war 1960 an der Reihe
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