Vilseck: Offenes Denkmal – Frühmesserhaus Vilseck - Spannende Geschichte
Zusammen mit vielen Besuchern begaben sich Hausbesitzer Philipp Lindner (Zweiter von rechts) und Gästeführerin Dorothee Schulze Zumhülsen (rechts) auf Spurensuche im denkmalgeschützten Frühmesserhaus
Etwa 300 Besucher, darunter viele junge Leute, interessierten sich am Tag des offenen Denkmals, der unter dem Motto „KulturSpur“ stand, für das Frühmesserhaus in der Kirchgasse.
Was bedeutet eigentlich Frühmesser? Beim „Krimi an der Kirchenstaffel“ stellte sich für die „Denkmal-Detektive“ nicht nur diese eine Frage. Gästeführerin Dorothee Schulze Zumhülsen und Gebäude-Besitzer Philipp Lindner gaben stundenlang bereitwillig Auskunft über ihre Recherchen. Ihre Begeisterung für das Objekt war dabei nicht zu übersehen.
Da Gruppenführungen in den engen Räumen nicht möglich waren, wurden die Besucher mittels Fragebögen auf Spurensuche geschickt. Dabei gab eine alte Mauer, im Fokus der Ermittlungen stehend, große Rätsel auf. Die Ergebnisse der „Privat-Detektive“ stoßen vermutlich auch bei den Denkmalschützern auf Interesse.
Das Frühmesserhaus, ursprünglich aus zwei Häusern bestehend, gehörte etwa 400 Jahre lang zum Hochstift Bamberg. Während der Säkularisation fiel es dem Kurfürstentum Bayern zu, das es schließlich an die Stadt Vilseck veräußerte.
Ab 1805 hatte es viele private Besitzer, darunter auch die Familie Frank. Darum heißt es im Volksmund heute noch Frank-Haus.
1996 kam es in den Besitz von Schreinermeister Philipp Lindner, einem Frank-Nachkommen, der es bis vor zehn Jahren selbst bewohnte und schließlich eine Nutzungsänderung als Schreinerei beantragte. Die daraufhin erfolgte Befunduntersuchung ergab, dass es sich um eines der ältesten Häuser Vilsecks handelt. So zerschlug sich Lindners Plan von der Nutzungsänderung.
Inzwischen hat der Schreinermeister in Amberg gebaut und sich dort niedergelassen.
Wie geht es nun weiter?
Auf jeden Fall spannend! Das Haus zu sanieren, scheint fast unmöglich. Es müsste etwa eine Million Euro in die Hand genommen werden. Bei einer Nutzungsänderung gäbe es zwar gute Zuschüsse. „Aber wer kann und soll sich die langwierige, bürokratische Aufgabe mit Ämtern und Behörden antun?“, fragt Lindner. „Um im Krimi-Jargon zu bleiben: Das wird auf jeden Fall noch spannend.“
Die eingangs gestellte Frage soll noch kurz beantwortet werden. Der Priester, der die gestifteten Frühmessen in der Pfarrkirche täglich vor Sonnenaufgang lesen musste, wohnte nicht im Pfarrhof sondern im Frühmesserhaus am Kirchplatz. Der Geistliche war also der sogenannte Frühmesser. Mehr dazu kann man in der Stadtchronik nachlesen.
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